Reges Leben auf der Hünenburg um 800

🖊️ Sabina Butz   📷 Jürgen Eckert
Die Hünenburg östlich von Meschede auf einem Bergvorsprung nördlich der Ruhr ist eine karolingische Wallanlage aus der Zeit der Sachsenkriege (772 bis 804 n. Chr.). Allenfalls die Hünenburgstraße erinnert noch an die ursprüngliche Fliehburg zum Schutz der örtlichen Bevölkerung vor den Sachsen, die sich lange Zeit vehement, aber letztendlich erfolglos gegen die Franken wehrten. Heute lockt eher der Grillplatz auf dem ehemaligen Burggelände die Mescheder an.
Um herauszufinden, wie das Leben auf der Hünenburg früher aussah, habe ich mich auf eine Zeitreise begeben. Und zwar ins Jahr 804 n. Chr. Vor den Toren der Hünenburg traf ich einen Torwächter. Auch wenn heute die meisten Menschen bei diesem Begriff sofort an Fußballstars wie Manuel Neuer oder Roman Weidenfeller denken: Mit Sport hatte dieser Begriff so gar nichts zu tun. Bereitwillig stand mir der freundliche Mann Rede und Antwort.

WOLL:
Wer seid Ihr, Torwächter? Und woher kommt Ihr?

 
Gallus:
Ich bin Gallus, Sohn der Adelgunde und des Gero, die beide im Dienst der Bertrada, also der Mutter von Kaiser Karl dem Großen standen. Schon im Jugendalter durfte ich am Bau des Aachener Doms mitwirken. Im Zuge der anhaltenden Sachsenkriege habe ich mich nach kurzer Bautätigkeit fast freiwillig in den Dienst der Armee stellen dürfen. Damals galt das Gebiet, auf dem wir uns hier befinden, noch als kritisch, zu viele Sachsen trieben ihr Unwesen, weshalb diese Burg zu einem Vorposten und einer Fliehburg ausgebaut wurde.


WOLL:

Wisst Ihr, wer die Burg erbaut hat?

Gallus:
Kaiser Karl natürlich, der hat wirklich alles erbaut, was man sich überhaupt nur denken kann. Hier im Umkreis hält sich jedoch beharrlich das Gerücht, ein örtlicher Adeliger habe die Burg privat erbaut, vielleicht hätten sogar die Grafen von Werl mitgemischt, aber das bezweifele ich doch sehr.

WOLL:
Was ist Eure Aufgabe auf dieser Burg?

Gallus:
Ich bin der custos portae primae, also der Türsteher und bewache das Tor. Alle, die ich kenne, lasse ich rein und raus. Alle, die ich nicht kenne, überprüfe ich auf ihre Herkunft: Franken dürfen rein, Sachsen nicht, vor allem keine bewaffneten Sachsen. Die Überprüfung gilt natürlich nicht für Adelige: Der Graf von Arnsberg und seine ganze große Sippschaft haben jederzeit freien Zugang. Gefährlich ist mein Posten wegen der tödlichen Gefahren, die uns durch bewaffnete Sachsen drohen. Sie waren noch nicht hier, sie wissen, dass ich das Tor bewache.

WOLL:
Was macht Ihr, wenn Ihr nicht im Dienst steht ?

Gallus:
Ein Torwächter ist eigentlich immer im Dienst. Die Sachsen können jederzeit wieder Krawall machen. Hier ist es aber eher ruhig. Die Ortschaft Meskede, unterhalb der Hünenburg ist friedlich, kaum Sachsen, bzw. eigentlich sind das ja irgendwie alle mal Sachsen gewesen. Also von Politik verstehe ich ja nichts, jedenfalls sind die wohl eher so Ehrenfranken, solange sie den richtigen Franken nichts tun. Kultur haben sie hier bis jetzt nicht so viel, aber das soll sich ja ändern, wenn die edle Emhildis erst ihr Stift dort baut. Davon hört man ja so allerhand. Wenn das wirklich was wird, und es dann endlich eine ordentliche Bierwirtschaft im Dorf gibt (Bier brauen können die nämlich!), dann würde ich doch noch um die holde Irmel, Tochter des braukundigen Hermann, anhalten und meinen Lebensabend hier verbringen.

WOLL:
Lieber Gallus, ich danke Euch für Eure Worte.
Und passt weiter gut auf, damit die Burg noch lange steht und man hier auch in mehr als
tausend Jahren noch gut leben und speisen kann.