Konzert der bekannten Gruppe BRINGS am 11.Mai in Marsberg

„Für uns war Marsberg ein Schritt nach vorne. Nach all den Jahren.“

Köln/ Marsberg. Ein unscheinbarer Hinterhof im Kölner Stadteil-Erenfeld. Ein gut gelaunter Christian Blüm, Schlagzeuger der „Kölner Mundart Band“ BRINGS nimmt Daniel Schulte vom Veranstaltungsausschuss der Schützenbruderschaft „St. Magnus Niedermarsberg“ freundlich in Empfang – und die Kiste Westheimer Pils („jetzt habt Ihr hier endlich mal Bier mit Geschmack“) sowie die Flasche „alten Schneider“ gern in Empfang. Kurz danach trudeln auch die Brüder Peter und Stephan ein. Widmungen von KISS, ACDC und unzählige Fotos zieren die Wände des Proberaums und des Studios. Die Atmosphäre ist entspannt. Während der Rest der Band am letzten Feinschliff für die nahende Tour arbeitet, nimmt sich ein gut aufgelegter Stephan Brings, Bassist und Sänger, bei mehreren Kaffee Zeit für ein ausführliches Gespräch. Warum? Am 11.05. gastieren BRINGS zum zweiten Mal nach 2017 in der fast schon ausverkauften Marsberger Schützenhalle – ein Konzert, was auch bei den Künstlern erstaunlich viele Eindrücke hinterlassen hat.
Was macht ihr nach der langen Karnevalssession? Geht ihr so wie Campino ins Kloster und schreibt Songs, oder wir kann man sich das vorstellen?
Stephan Brings:
Man kann sowas machen. Aber dieses Lieder schreiben, damit fängt schon einer irgendwie zuhause an. Also wenn da jetzt gar nichts ist, keine Chorus-Idee, oder sowas, dann hast Du im Proberaum mit einer 5-Mann-Band nichts, mit dem Du arbeiten kannst. Dieses Mal hatten Peter und ich in der Pause jeweils ein Lied geschrieben, also zwei ganz neue – auch die werden wir bei Euch spielen.
Hast Du schlechte Laune, wenn auf einem neuen Album mit 11 Songs von Dir nur 3 und von Peter 8 Songs geschrieben wurden?
Stephan Brings: Wir sind ja Kreative. Es gibt Alben, da sind 80% Songs von Peter drauf. Und umgekehrt. Aber der eine ist dann zum Beispiel „Kölsche Jung“ gewesen. Damit ist der viel wichtiger als alle anderen Songs. Darauf kommt es aber nicht an. Das interessiert Peter und mich nicht so. Es ist echt wichtig, nach 30 Jahren, dass Du überhaupt noch was schreibst. Manchmal denkst Du: Ich habe alles gesagt. Ich habe ja ein Fachwerkhäuschen in der Eifel. Und die Eifel ist ja das Sauerland im Westen von Köln (lacht). Und da ist es schon so, dann drück ich mich im Garten rum, füttere die Vögel, gehe wandern, gehe Fahrrad fahren. Und dann ist es schon so, dass ich mich zwinge und mich 2 Stunden in mein Arbeitszimmer einschließe und rumklampfe.
Marsberg ist eigentlich ein schöner Termin. Das ist ja irgendwann im Mai? Bis dahin haben wir schon eine Handvoll Konzerte gespielt, dann können wir das auch. Es ist ja, das 2. Mal, dass wir bei Euch spielen. Sauerland war echt nie einfach für uns. Sauerland war nie eine Region, wo wir gesagt haben: hier sind wir, und dann ist die Halle voll.

Stephan Brings und Daniel Schulte trafen sich zum Interview.


Was glaubst Du, woran liegt das?
Stephan Brings: Ich glaube, dass es auch ein bisschen an der Sprachgrenze liegt. Ich weiß ja, dass bei Euch natürlich auch Karneval gefeiert wird. Nur hat es nicht so den Stellenwert wie bei uns im Rheinland. Wir fangen mal anders an. Unsere Band gibt es seit 1990. Das sind jetzt bald 30 Jahre. Und wir haben immer Kölsch gesungen. Wir haben immer Rockmusik gemacht. Aber wir haben die ersten 9,5 Jahre mit Karneval nichts am Hut. Wir fanden das nicht doof – wir sind Kölner. Wir waren Rosenmontag am Zug und Weiberfastnacht besoffen, wie man das so als Kölner so macht. Aber wir haben die ersten 10 Jahre nie einen Ton im Karneval gespielt. Lieder von uns – „zu Fuß nach Kölle“ – sind in den Kneipen gespielt worden. Weil sie was mit Lokalkolorit zu tun hatten. Aber wir wären nie auf die Idee gekommen, da zu spielen. Und als wir dann 10 Jahre geworden sind, hat der Peter der Band ein Geburtstagslied geschrieben. Und die Nummer hieß „Superjeile Zick“. Einfach um zu sagen: War ne superjeile Zick mit Euch. Und wie geht das jetzt hier weiter? Und das ist ja eigentlich die Beschreibung von einer Party, die aus dem Ruder läuft. Es kommen ja Sätze vor wie „Da fängt es an zu schneien, mitten im August“. Da ging es jetzt nicht um den Klimawandel. Ein weiterer Satz ist „machen wir uns die Tüt an“. Trotzdem: die Nummer ist rausgekommen. Und die Karnevalisten haben die für sie beansprucht. Wir wollten nicht in den Karneval. Nicht, weil wir das blöd finden. Wir waren einfach keine Karnevalsband.
Aber ihr seid doch eigentlich auch keine Karnevalband, oder?
Stephan Brings: Wir sind eine Rockband, die auch im Karneval spielt.
Und dann haben die sich diese Nummer genommen. Und in den 10 Jahren davor, in der Nicht-Karnevalszeit, haben wir auch immer im Sauerland gespielt, und zwar in der Grube in Olsberg-Sidlinghausen. Das war 1991, ich weiß es noch genau. Da haben wir da gespielt, vor gerade einmal 100 Leuten. Und haben alles noch selber gemacht. Wir hatten damals echt harte Nummern. Wir haben da zwei bis drei Mal gespielt, und es kamen dann auch jedes Mal immer 50 Leute mehr. Und das hat uns aber gereicht, weil wir von so einer Gage eine Woche leben konnten. Wir hatten alle kleine Wohnungen in irgend einer Genossenschaft gehabt. Wir hatten auch schon kleine Kinder, wir haben alle früh angefangen. Also: Sauerland haben wir immer gemacht. Aber bis wir mal so eine Halle wie Marsberg mit 1200 Leuten zu spielen, ist für eine kölschsprachige Band großes Kino. Und das haben wir nur der Steffi Hellekes zu verdanken. Und natürlich Eurer Schützenbruderschaft. Und ich finde das immer so geil: Steffi hatte dann mal irgendwann gefragt, ob wir nicht mal in ihrem Dorf spielen könnten. Und ich kannte Marsberg nicht. Ich dachte so: Marsberg? Der Gott des Krieges auf einem Berg? Schützenverein? Was geht da ab? Schützenwesen? Das ist Euer Karneval. Und wir müssen auch echt sagen: wir haben in der Band auch nur Zivis, da wir damit nicht viel zu tun haben. Es gabt in Köln Schützenvereine. So am Stadtrand. Stirbt aber hier so langsam aus. Wir wissen aber: Je nachdem, wo Du bist, ist der Schützenverein größer als die Kirche. Und das geht hier in Niederrhein – Neus/ Königinnentreffen, haben wir alles schon gespielt, richtig ab. Und wir können eigentlich nur sagen: Schützen sind die friedlichsten Menschen der Welt. Und gerade Montags, das ist nur noch vergleichbar mit dem Rosenmontag. Wir waren mal Montags in Grevenbroich am Niederrhein, da haben wir gespielt. Die ganze Stadt hat sich Urlaub genommen. Wir haben auf dem Marktplatz gespielt, und das war wie Woodstock. Und als dann die Anfrage kam, haben wir gesagt: Klar, sind war dabei.
Was ist euch an Marsberg in Erinnerung geblieben? Was ist das Erste, was euch dazu einfällt?
Stephan Brings: Jeder Mensch ist anders. Der eine möchte nach Mallorca, der andere im Sauerland wandern. Ich bin letzterer. Ich sage auch gar nichts zu den anderen. Ich bin naturverbunden. Diese Greta aus Schweden, das ist der Hoffnungsschimmer. Ich bin da sehr ökologisch unterwegs. Und darum habe ich auch direkt zu Steffi gesagt: wenn wir bei Euch spielen, bleibe ich bei Euch. Ich durfte dann bei Steffis Eltern übernachten. Und wenn wir wo spielen, dann macht man Soundcheck, manchmal alles etwas hektisch, noch ein paar Fotos, und dann geht es auf die Bühne. Dann ist das Konzert vorbei. Und dann wird es ja eigentlich erst lustig – vor allem bei Konzerten, die von Vereinen organisiert werden. Ich fand es total schön, bei Euch zu bleiben. Und dann kam der Schneider, und der ganz alter Schneider, und dann ging es richtig ab. Als es in der Halle dann irgendwann morgens zu Ende war, sind wir dann irgendwann zum… wie nennt ihr das…Eierbacken gegangen. Zum Klaus, dem Elektriker, der nur eine Glühbirne in der Küche an der Decke hat. Das sitzt bis heute (lacht).
Ich fand das auch toll, dass alle so offen auch erzählt haben. Ihr seid ja ein Verein, nicht nur, um zu schießen und um euch zu besaufen, sondern die Vereine haben sozial eine ganz wichtige Aufgabe. Ohne Vereine würden 20jährige gar nicht die Gelegenheit haben, mit 75jährigen zu reden. Das passiert ja sonst nicht. Und das ist ganz wichtig. Überleg mal: was tut sich einer an, der in Marsberg wohnt und in Dortmund arbeitet? Und trotzdem ist er nicht bereit, aus Marsberg weg zu ziehen. Weil er weiß: wer bin ich dann da? Das geile bei Euch war, dass auch soviel von euch erzählt wurde, vom Verein erzählt wurde, usw. Das war so ein ganz klassisches Ding: große Kinder, die lange aufbleiben durften und Leute quasi im Alter meiner Eltern. Und die stellen sich dann nach hinten, da wo es nicht so laut ist, und sagen dann: „da habt ihr Euch den Ar*** aufgerissen“.
Gutes Beispiel: Wenn wir jetzt mit einem kommerziellen Anbieter in Paderborn zum Beispiel eine Halle anmieten und da spielen, würde das ungleich schwerer und fast unmöglich werden, da 1200-1300 Leute hinzubekommen. Das würde nicht funktionieren.
Wir hatten den Eindruck, dass ihr auch so richtig „eingetaucht“ seid ins Sauerland.
Ja, man muss fairerweise sagen: das sind ja 5 Leute. Und wenn dann mal einer direkt danach weg fährt, dann ist das kein Desinteresse, aber dann hat er halt ein anderes Konzert, auf das er dann fokussiert ist. Ich weiß noch, als wir bei Euch waren: das war ein superschöner Abend. Und dadurch, dass ich geblieben bin – das werde ich dieses Jahr auch wieder tun, ist ja auch wieder Wochenende. Habe am nächsten Tag frei. Ich werde das auch wieder so machen: ich nehme mein Fahrrad mit. Ich bin da Richtung Sauerland mit dem Fahrrad gefahren. Richtig schön.
Gibt es irgendetwas besonderes jenseits der Pressemitteilungen, was Euch für Marsberg besonders wichtig ist?
Stephan Brings: Also vor 2 Jahren wussten wir: Sauerland wird schwer. Und wir wussten: nur mit der Unterstützung der Schützenbruderschaft konnten wir dort überhaupt ein anständiges Konzert auf die Beine stellen. Für uns ist das wirklich ein Schritt nach vorne. Nach all den Jahren. Du musst immer dankbar sein. Wir sind da aufgenommen worden wie die heimkehrenden Söhne.
Unser Keyboarder weiß gleich immer alle Töne. Er hat den Song „Sauerland“ von Zoff angestimmt, sowas machen wir sonst nie. Wir würden in München nie ein Seppellied spielen. Und das hat Spaß gemacht bei Euch. Dank Euch läuft das, und wir hoffen, dass da eine Serie draus wird.
Wir tun alles dafür, dass das wieder ein total schöner Abend wird. Feuerwehr, Shuttleservice…
Stephan Brings: Und das finden wir unglaublich. Euer Verein, der 50-60 Leute braucht, damit alles klappt. Das machen alle, weil sie im Verein sind. Da verdient kein Geld dran, und das alles, um uns als Berufsmusiker die Möglichkeit zu geben, unseren Job zu machen. Es ist nicht so, dass wir uns herablassen, im Sauerland zu spielen. Es ist genau umgekehrt. Ihr gebt uns die Möglichkeit, unsere Musik unter die Leute zu bringen. Dass ihr Leute ran bringt, die uns zuhören. Ich weiß: das ist ein Geschäft wie alles im Leben, aber vor allen Dingen auch Leute, die sich darauf einlassen. Ich kann mir vorstellen, dass es da viele gibt, die die Texte nicht verstehen. Wie auch, ist ja auch eine schlimme Sprache (lacht).
 
Die Schützenbruderschaft hat alles dafür getan, um erneut einen ganz besonderen Abend zu organisieren – frisches Pils vom Fass, Würstchenbude, eine professionelle Licht- und Showtechnik von „sound`n light“- Für Garderobe ist gesorgt.
Die überregional bekannte Coverband „Jailhouse“ vom Edersee – erprobt auf unzähligen Veranstaltungen wird vor- und nach dem Hauptact BRINGS für eine passende Aftershowparty sorgen, so dass man auch mit den Künstlern bis zum Morgengrauen feiern kann.
Ausgewiesene Parkplätze gibt es an der Dreifachturnhalle, an der Realschule sowie begrenzt unterhalb des Schützenberges. Es wird erneut einen Bus-Shuttleservice angeboten (ab 18:00 Uhr hin – und ab 00:00 Uhr zurück).
Begrenzte Restkasten sind hier zu erwerben:
Brillen Jurga, Hauptstr. 9 in 34431 Marsberg
Elektro Gerlach, Sachsenweg 4 in 34431 Marsberg
Buchhandlung Flemming, Hauptstr. 13 in 34431 Marsberg
Gaststätte Deutsches Haus, Hauptstr. 8 in 34431 Marsberg
Oder online: www.brings-ticket.com
Preise:
Erwachsene: 29,50 Euro
Kinder 6-12 Jahre: 16,00 Euro