5 Fragen auf der WOLL-Bank – mit Maria Albers-Böhmer

Bracht, Werntrop und Hebbecke fit machen für die Zukunft

von Tiny Brouwers
Maria Albers-Böhmer wurde am 12. März 2016 zur zweiten Vorsitzenden des neu gegründeten Dorfvereins Bracht-Werntrop e. V. gewählt. Seit dem 17. März vergangenen Jahres ist sie die erste Vorsitzende. „Eigentlich hab ich das gar nicht gewollt, aber einer oder eine muss es machen“, sagt Maria bescheiden.
WOLL: Was bedeutet Heimat und das Sauerland für dich?
Maria: Heimat ist, wo ich zu Hause bin, wo ich gerne mit meiner Familie, mit Nachbarn und Freunden lebe. Vor 60 Jahren wurde ich in Bracht geboren. Ich habe hier die Volksschule besucht und anschließend die Realschule in Bad Fredeburg. Ein Jahr bin ich in Meschede zur Berufsfachschule gegangen und habe dort die hauswirtschaftliche Richtung eingeschlagen. Meine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin habe ich in Hagen absolviert.
WOLL: Du hast einige Jahre im Großraum Frankfurt am Main gewohnt. Warum ist Bracht für dich etwas Besonderes?
Maria: Ja, ich habe einige Zeit im Großraum Frankfurt beim Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker in Eschborn gearbeitet und mit meinem Mann, der aus Arpe kommt, in Kelkheim gewohnt. Da aber unsere Eltern, Geschwister und Freunde im Sauerland wohnten und wir ein eigenes Haus wollten, sind wir nach ein paar Jahren wieder ins Sauerland zurückgegangen. Unsere zwei Kinder wurden hier geboren und wir wohnen noch immer voller Zufriedenheit hier. Bracht ist und bleibt mit seinem Kirchturm etwas Besonderes im Sauerland. Das Dorf ist an drei Seiten von Bergen umgeben und man hat durch seine Höhenlage einen schönen Blick auf das Hawerland und die Hunau, bis hin zu den Höhen des Rothaargebirges. Auch die geografische Lage ist interessant, man ist schnell in Schmallenberg, Bad Fredeburg und Altenhundem. Wenn man die Haustür öffnet, hört man die Vögel und Kinderstimmen. Kinder finde ich sehr wichtig. Sie sind unsere Zukunft, durch sie geht das Leben weiter.
WOLL: Du bist die Vorsitzende des Dorfvereins Bracht- Werntrop e. V. Ist dieser Verein mittlerweile im Dorf gut angenommen worden?
Maria: Ortsvorsteher Hartwig Schauerte hat immer betont, dass ein Dorfverein wichtig ist, um miteinander die Zukunft zu gestalten. Seit der Gründung des Dorfvereins haben viele Verantwortung übernommen, unser Verein ist gut angenommen worden. Wir haben mehr als 100 Mitglieder und mittlerweile auch ein Internetportal. Mit Spenden unserer Vereine, Unternehmen, Privatpersonen und der Volksbank Bigge-Lenne haben wir einen Defibrillator für die Dorfgemeinschaft angeschafft. Das Gerät hat seinen Platz im Eingangsbereich des Gebäudes der Freiwilligen Feuerwehr Bracht gefunden. Beim Einführungskurs waren mehr als 40 Einwohner aus Bracht und Werntrop dabei. Am 12. Januar haben wir bei einer Zukunftswerkstatt über die Zukunft unserer Dörfer gesprochen.
WOLL: Bist du bisher zufrieden mit dem Dorfverein? Was muss in Bracht und Werntrop in Zukunft passieren?
Maria: Das ist eine schwierige Frage. Ich bin zufrieden, wenn ich zurückschaue, was in den drei vergangenen Jahren passiert ist. Wir haben einiges geleistet, meistens Angelegenheiten, die wir in eigener Regie organisieren konnten. Voll zufrieden bin ich aber noch nicht, weil wir zusammen noch viel leisten müssen, um unsere Dörfer fit für die Zukunft zu machen. Bei der Zukunftswerkstatt gab es ein reges Interesse. Ich hoffe, das bleibt auch so. Wir sprechen zur Zeit darüber, das Kunstmobil (KUMO) von der Jugendkunstschule kunsthaus alte mühle e. V. nach Bracht zu bringen, um unserer Jugend die Möglichkeit zu geben, kreativ zu werden. Es ist ein Wunsch des Dorfvereins, eine Gruppe unter dem Motto „Jugend hilft älteren Menschen“ zu bilden, beispielsweise in Fragen von Technik und Internet. Ich wünsche mir, dass sich die Bewohner mit Ideen, Wünschen und Vorschlägen beim Vorstand melden. Nur so können sich unsere Dörfer verbessern.
WOLL: Was sind deine Wünsche für die kommenden Jahre?
Maria: Eine Verbesserung der Verkehrssituation ist wünschenswert. Die Straße von Werntrop nach Bracht ist teilweise eine Schlaglochpiste. Das Verkehrsaufkommen
können wir nicht verringern, aber für die Sicherheit der Bewohner muss gesorgt werden. Dazu gehört eine Reduzierung von Geschwindigkeit und Lärm. Der Sound von einem Motorrad hört sich gut an, aber wenn es an einem schönen sonnigen Tag hunderte sind, wird er zur Belästigung. Des einen Freud ist des anderen Leid. E-Motorräder wären gut. Sichere Fahrrad- und Bürgerwege, zum Beispiel zur SGV-Hütte, sind weitere Ziele. Viele Einwohner wollen gerne einen Kreisverkehr in der Mitte von Bracht. Die Anregung dazu kam von der Kommission „Unser Dorf hat Zukunft“. Wir werden mit Straßen NRW und der Stadt darüber sprechen. Bracht muss lebendig bleiben. Darum müssen wir uns bemühen, dass der Gasthof Geueke erhalten bleibt, dass jüngere Leute nach einer guten Ausbildung gerne wieder in Bracht wohnen und dass älter werdende Bewohner nicht aus dem Dorf wegziehen müssen, sondern ein neues Zuhause in einem modernen Mehrgenerationenhaus finden können.