Tai-Chi-Chuan beim TuS Rot-Weiß Wennemen

🖊️ Ellen Sonneborn  📷 S. Droste

„Wir teilen die Mähne des Wildpferdes“ und jetzt „den Affen abwehren, viermal“, lauten die ungewöhnlichen Hilfestellungen des Tai-Chi-Lehrers.

Es ist Dienstagabend. Im Sportraum der Grundschule Wennemen haben sich Tai-Chi-Meister Wilfried Gockel aus Neheim und seine sechs Sauerländer Schüler(innen) Alexander, Elisabeth, Ingrid, Kerstin, Martina und Stefan zu ihrem wöchentlichen Tai-Chi-Training zusammengefunden. Die Atmung ist ruhig und konzentriert und gemeinsam bringen sie ihre Lebensenergie „Chi“ zum Fließen.
 

Wer oder was ist eigentlich dieses „Chi“?

Das „Chi“ in Tai-Chi bezeichnet eine alles umfassende Energie. Die Lebensenergie, die auch „Qi“ genannt wird und im Qigong oder der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eine „fließende Rolle“ spielt. Sie ist imaginär und wird auf den sogenannten Meridianen durch unseren Körper transportiert. Für uns „Westler“ ist diese Gesundheitslehre und -philosophie schwer vorstellbar. Wer sich aber darauf einlässt und die Übungen des Tai-Chi-Chuan oder Qigongs regelmäßig – möglichst täglich – trainiert, wird bereits nach kurzer Zeit seine Lebensenergie, sein „Chi“ bemerken. Körperwahrnehmung und -beherrschung intensivieren sich, die eigene Beweglichkeit steigt und auch die innere Harmonie nimmt zu.
 

Tai Chi ist gut für Körper und Seele

In China ist die alte chinesische Kampfkunst Tai-Chi ein Volkssport. In Deutschland gilt Tai-Chi als Gesundheitssport und wird mitunter als „Schattenboxen“ bezeichnet. „Ich habe aufgrund eines Rückenleidens mit dem Tai-Chi begonnen“, erzählt Tai-Chi-Meister Wilfried Gockel. „Mein Orthopäde empfahl es mir. Durch regelmäßiges Training ist es mir gelungen, meine Rückengesundheit bis heute aufrecht zu erhalten“, berichtet der 60-Jährige zufrieden, der mit dem täglichen Tai-Chi-Training um seine Rücken-OP herum kam. Das stetige Üben der chinesischen inneren Kampfkunst kann jedoch mehr als Muskelverkrampfungen lösen, die Beweglichkeit erhöhen und den Rumpfbereich kräftigen, wodurch die Wirbelsäule entlastet wird. Auch die Psyche profitiert von den beruhigend wirkenden Bewegungen und der tiefen Bauchatmung: Stress wird abgebaut und die Entspannung gefördert. Generell kann Tai-Chi von jedem risikolos geübt werden, der sich langsam bewegen kann und kompetenten Unterricht bekommt. Wichtig ist jedoch, in sich hinein und auf die Signale des Körpers zu hören.
 

Elisabeth übt seit 28 Jahren

61 Jahre jung und ihre Bewegungen sind fließend und geschmeidig. „Ich habe meine Leidenschaft für das Tai-Chi bereits vor 20 Jahren entdeckt“, sagt Elisabeth. „Vor neun Jahren bin ich dann durch einen Zufall auf die Gruppe des TuS Rot-Weiß Wennemen gestoßen und bin aus Überzeugung geblieben. Das ist eine tolle Truppe, der Lehrer ist super und an Humor mangelt es auch nicht“, erzählt die Wennemerin.Das bestätigt auch Martina, die seit fast zwei Jahren aus Oeventrop zum Kurs nach Wennemen fährt. „Ich praktiziere Tai-Chi etwa zehn Jahre und wollte es endlich einmal richtig lernen. Da bin ich hier gut und richtig aufgehoben“, bestätigt sie.
 

Kreative Fitnessabteilung

Tai Chi Meister aus Arnsberg und Trainer beim TUS Rot-Weiß Wennemen: Wilfried Gockel


Und alles wegen Ingrid. Sie war 2006 die Initiatorin beim TUS Rot-Weiß Wennemen, die die Fitnessabteilung des regen Sportvereins gründete und mit einem bunten und außergewöhnlichen Kursprogramm neue sportbegeisterte Mitglieder für den TuS gewinnen wollte. „Wir haben damals u.a. Bauchtanz, Tai-Chi und Qigong angeboten. Damit haben wir Teilnehmer aus Sundern, Eslohe und Arnsberg angelockt. Tai-Chi und Qigong finden auch heute noch statt. Bereichert wird unsere Fitnessabteilung inzwischen durch Pilates, Yoga, Zumba und vielem mehr“, erzählt die ausgebildete Übungsleiterin, die den Wennemer Tai-Chi-Kurs seit 2006 besucht.
Und Wilfried Gockel ist Ingrid dankbar. Dankbar für die Möglichkeit, in einem Sauerländer Sportverein eine fernöstliche Bewegungskunst mit außergewöhnlichen Facetten und ganzheitlichem Ansatz lehren zu dürfen und damit zur sportlichen und gesundheitlichen Bereicherung beizutragen.