Wie im Sterne-Restaurant

🖊️ Nicola Collas  📷 Privat
Mittags um 12 Uhr ist eine Menge los im Speisesaal der Seniorenresidenz Erikaneum in Bigge. Geschirr klappert, Bewohner unterhalten sich. Im Speisesaal, der sich im Gebäude des ehemaligen Bigger Rathauses befindet, treffen sich zu den Mahlzeiten die Bewohner und die Mieter des betreuten Wohnens, die fit sind und sich gerne mit anderen austauschen. Auf den drei Wohnbereichen des Hauses essen die Bewohner, die nicht mehr so mobil oder auf Hilfe der Pflegekräfte bei der Nahrungsaufnahme angewiesen sind. Aber alle haben eins gemeinsam: Sie bekommen gesundes, frisches und regionales Essen serviert.
Seit dem 15. Juli vergangenen Jahres können sich auch viele andere Menschen in Olsberg und Umgebung davon überzeugen. An dem Tag nahm das Erikaneum seinen Menüservice in Betrieb. „Vorher hatte die Klinik am Stein, die Insolvenz anmelden musste, Essen auf Rädern angeboten. Am Anfang hatten wir direkt einen guten Start, da wir ehemalige Mitarbeiter der Klinik am Stein, die sich bestens auskennen, für uns gewinnen konnten“, sagt Torben Kissel. Und so bietet die Seniorenresidenz, deren Kerngeschäft die stationäre Altenpflege ist, seit fast 8 Monaten Essen auf Rädern.

Täglich zwei Touren

Zwei Touren werden mittlerweile bedient: Eine im Bereich Bigge, Helmeringhausen, Antfeld, Gevelinghausen, Heinrichsdorf, Nuttlar, Ostwig, Heringhausen und Velmede-Bestwig; bei der anderen Tour werden Kunden in Olsberg, Gierskopp, Elleringhausen, Bruchhausen, Assinghausen, Wiemeringhausen und Wulmeringhausen beliefert. Zwei Menüwagen hat das Erikaneum im Einsatz. Je zwei Fahrer wechseln sich bei den Touren wochenweise ab. Wenn jemand krank oder in Urlaub ist, fährt ein Springer das Essen aus. Zweieinhalb Stunden dauert eine Tour in etwa.
Es gibt gesetzliche Vorgaben, mit welcher Mindesttemperatur das Essen beim letzten Kunden ausgeliefert werden muss. Dafür werden die Gerichte kurz nach 11 Uhr in der Küche des Erikaneum portioniert, auf Wärmeplatten gepackt und direkt ausgeliefert. Das Verpackungsmaterial ist recyclebar und kann im „gelben Sack“ entsorgt werden. Jeden Tag stehen – wie den Bewohnern des Erikaneums- zwei Hauptgerichte mit Vorsuppe, ggf. Beilage und Nachtisch zur Auswahl. Auf Wunsch kann auch veganes oder passiertes (püriertes) Essen geliefert werden. „Unsere Fahrer stellen die Speisen nicht einfach vor der Tür ab, sondern wechseln noch das ein oder andere Wort mit den Kunden oder helfen ein wenig bei der Vorbereitung“, erzählt Torben Kissel. „Für manche ist der Besuch des Menüservice oft der einzige Kontakt am Tag.“
Mittlerweile bestellen nicht nur ältere Menschen, die nicht mehr kochen können oder wollen, ihr Essen beim Erikaneum. Zu den Kunden gehören u. a. auch eine Arztpraxis, ein Reisebüro und ein Hörakkustiker in Olsberg. Das Essen auf Rädern wird an 365 Tagen im Jahr geliefert, jeder kann mit einer Bestellkarte entscheiden, wie oft er in der Woche bekocht werden möchte. Kurzfristige An- oder Abmeldungen sind jederzeit telefonisch möglich. Seit das Erikaneum Essen auf Rädern anbietet, kommen laut Torben Kissel auch mehr ältere Menschen von außerhalb, um im Speisesaal der Seniorenresidenz zu essen: „Das ist sehr schön für uns, da wir so den Kontakt mit den Olsberger Einwohnern pflegen. Wir wollen ja mit dem Menüservice u. a. erreichen, dass möglichst viele ältere Menschen, die zuhause leben, etwas Positives mit uns verbinden. In diesem Fall unser frisches und leckeres Essen. Wenn der ein oder andere Kunde eines Tages nicht mehr allein zuhause bleiben kann oder eine Kurzzeitpflege benötigt, entscheidet er sich so vielleicht für unsere Einrichtung.“
Das Erikaneum bietet 88 Bewohnern sowie 31 Mietern des betreuten Wohnens ein Zuhause. Die Mieter des betreuten Wohnens können gegen Bezahlung im Speisesaal ihre Mahlzeiten einnehmen. Wie alle anderen Bewohner auch, können Sie die regelmäßig stattfindenden Angebote wie Gymnastikgruppe, Gottesdienste, Dämmerschoppen, Singkreise, Einkaufsfahrten, Fit für 100 usw. „kostenlos“ nutzen. Auch die regelmäßig den Jahreszeiten entsprechenden Angebote wie Maifest, Schützenfest oder Oktoberfest sind für die Mieter des betreuten Wohnens kostenfrei.
Informationen über Angebote, Aktionen und Aktuelles aus dem Erikaneum werden regelmäßig in der hauseigenen Zeitung „Hausbote“ zusammengefasst. Die Mitarbeiter erstellen die Zeitung in Eigenregie. (Der Hausbote hat sich als Informationsmedium mittlerweile fest etabliert. Die Bewohner und Mieter des betreuten Wohnens können es kaum erwarten, bis eine neue Auflage erscheint. Außerhalb des Erikaneum liegt dieser bei allen Kooperationspartnern aus.) Auf der Rückseite der Hausboten stehen in roten Buchstaben die drei Worte gemeinsam-gemütlich-geborgen. „Diese drei Worte beschreiben genau, was unsere Einrichtung so besonders macht“, erzählt der Einrichtungsleiter, der für knapp 100 Mitarbeiter verantwortlich ist.