Mit Mut und Engagement für Meschede

🖊️ Dirk Bannenberg  📷 S. Droste, Jürgen Eckert
Für die Mescheder war der 15. November 2018 ein großer Tag – die „neue Mitte“ wurde mit dem heruM (Henne-Ruhr-Markt) offiziell eröffnet! Fast zehn Jahre ist es her, seit am Winziger Platz das letzte Mal das Hertie-Kaufhaus seine Türen öffnete. Jetzt ist wieder „Leben in der Bude“, wie der Sauerländer so schön sagt.
Das Projekt wurde von der Mescheder Bevölkerung oft kritisch betrachtet und hinterfragt, denn ein ehemaliger Investor hat außer Lippenbekenntnissen und einem Bauzaun quasi nichts zustande gebracht. Anders der jetzige Investor, die Fokus Development GmbH aus Duisburg um Firmenchef Axel Funke. Trotz vieler Unkenrufe aus der Bevölkerung und selbst als es noch kurz vor dem Eröffnungstermin einen teilweisen Baustopp wegen Unstimmigkeiten mit dem Generalunternehmer gab, wurde das heruM pünktlich eröffnet.
Zwischenzeitlich arbeiteten mehr als 140 Menschen gleichzeitig auf der Baustelle. Das Ergebnis ist wirklich beeindruckend. Reinhard Wilmes, Chef des ausführenden Bauunternehmens, betonte in seiner Rede zur Eröffnung, dass diese Immobilie so auch auf der Kö in Düsseldorf stehen und der Investor auch manches hätte „billiger“ machen können. Nicht nur diese Tatsache spricht für das positive Engagement des Duisburger Investors in Meschede.

WOLL hat Axel Funke im Oktober auf der heruM-Baustelle zum Interview getroffen.

Investor Axel Funke (li) und WOLL Herausgeber Dirk Bannenberg auf der heruM Baustelle


WOLL:
Herr Funke, was war die größte Herausforderung beim heruM?
Funke:
Die größte Herausforderung war eigentlich der Umgang mit der Vergangenheit. Wir haben hier mit einem Projekt zu tun gehabt, von dem wir ja wussten, dass hier über viele Jahre auf einen Impuls gewartet wurde. Das tat nicht nur dem Projekt nicht gut, dass er nicht kam, sondern auch letztenendes der ganzen Stadt Meschede.
Es ist ja zum Greifen, dass Meschede in den letzten Jahren als Einzelhandelsstandort verloren hat, weil einfach auch viele Angebote weggefallen sind, die etwa bei Karstadt/Hertie vorhanden waren und nicht wieder gefüllt werden konnten.
Es ist ja auch absolut verständlich, dass man hier über die Jahre daran gezweifelt hat, dass noch mal irgend etwas Gescheites dabei herauskommen wird. Das Gleiche gilt aber auch für die anderen Partner, besonders bei den Mietpartnern, denn für die war das ebenfalls eine never ending story. Das war also die eigentliche Herausforderung, das heruM zusammen mit der Innenstadt gemeinsam zu einem attraktiven Platz für den Einzelhandel zu machen.
WOLL:
Wie sind Sie seinerzeit auf Meschede aufmerksam geworden?
Funke:
Wir sind als Team mit gefühlt über einhundert Jahren Berufserfahrung in der Projektentwiclung tätig. Daraus ergibt sich natürlich ein gewisses Netzwerk an Partnern. Wir haben aus der Insolvenz von Hertie in Höxter einen Standort entwickelt und als dann klar war, das hier in Meschede der vorherige Entwickler nicht weiter kommen würde, kam einfach die Anfrage an uns, inwieweit wir Interesse daran hätten, auch den Standort Meschede zu übernehmen.
WOLL:
Es wird derzeit viel in E-Commerce und Onlinehandel investiert. Woher nehmen Sie den Optimismus, dass das Projekt heruM als stationärer Handel funktionieren wird?
Funke:
Generell gesehen wird es zu Anpassungen im stationären Einzelhandel kommen und ich glaube jeder, der die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hat, den wird es auch in 10, 15 Jahren nicht mehr geben. Aus zwei Gründen bin ich aber für das heruM optimistisch.
Erstens: Es wird Verlagerungseffekte geben. Aus unserer Sicht heißt das, dass die Handelslagen sich zusammenballen werden und von daher suchen wir uns bewusst immer Standorte in der Mitte einer Stadt aus. Wir sind davon überzeugt, dass das die Standorte sind, denen es immer noch am besten gehen wird.
Die zweite Thematik ist: Es gibt wirklich viele Dinge, die ein internetbasierter Einzelhandel dem Kunden nicht bieten kann. Er kann das haptische Gefühl nicht geben, man kann die Ware nicht anfassen, riechen oder schmecken und man kann sie nicht in Gemeinschaft erleben. Es gibt somit viele Faktoren, die das Internet nicht bieten kann. Wir sind der Überzeugung, dass Meschede in der Region einer der Orte ist, der sich den Einzelhandel erhalten wird – über die reine Nahversorgung hinaus.
WOLL:
Zurück zum heruM: Es gab beim alten Investor Planungen mit einem Elektrofachmarkt – den gibt es nun nicht. Wird es in Zukunft eine Dynamik der Mieterstruktur geben?
Funke:
Es ist klar, dass das heruM an sich zu klein ist, um hier einen vollständigen Einzelhandelsplatz zu liefern. Es geht jetzt primär darum, dass Meschede als Ort insgesamt an Attraktivität gewinnt, dass die Frequenz in der Stadt sich verbessert und dann wird man an Meschede auch ein Stück weit weiter bauen müssen. Ich sag das mal ganz offen: Ein Finanzamt gehört – zumindest aus Einzelhandelssicht – nicht an diese Stelle. Das heruM ist nicht der Löser aller Probleme, aber wir werden einen kräftigen Impuls setzen, sozusagen kommen jetzt ganz viele PS im Motor dazu. Man wird aber weiter daran arbeiten müssen, dass das Auto auch in Zukunft perfekt auf der Straße liegen wird. Und das auch außerhalb des heruM-Grundstücks.
WOLL:
Wie geht es nach der Eröffnung mit Fokus Development und dem heruM weiter?
Funke: Fokus ist nicht der klassische Projektentwickler, der, wenn ein Projekt gestemmt wurde, es direkt weiter verkauft. Wir überlegen noch, wie langfristig wir uns hier in Meschede engagieren wollen – da gibt es verschiedene Modelle. Es ist also durchaus nicht ausgeschlossen, dass wir uns hier in ein paar Jahren wieder zu einem Interview sehen werden.
WOLL:
Herr Funke, herzlichen Dank für das offene Interview.