Eine geheimnisvolle Wanderung bei Vollmond

Quelle: Heidi Bücker

In der Nacht zum 20. Februar war der Vollmond aufgrund seiner Nähe zur Erde größer als er es in den nächsten knapp acht Jahren sein wird und dadurch sollte er auch etwa 30 Prozent heller leuchten als üblich. Ein willkommener Anlass, an der schon länger geplanten Vollmondwanderung auf dem Kyrillpfad teilzunehmen. Treffpunkt war spätnachmittags an der Rangerstation Schanze auf etwa 730 Metern Höhe, direkt am Kyrillpfad, wo Ranger Ralf Schmidt zur Begrüßung ein Lagerfeuer angezündet hatte. Nachdem die etwa 30 Teilnehmer eingetroffen waren und es langsam zu dämmern begann, ging es los. Nach wenigen Metern auf dem Kyrillpfad hörten wir die ersten Frühlingboten: hoch oben am Himmel zogen die ersten Kraniche über das Sauerland und stimmten trotz der schneebedeckten Wege auf den nahenden Frühling ein.

Kurz darauf kam, wie aus dem Nichts, der kugelrunde Mond strahlend hinter den Baumwipfeln hervor. Tatsächlich schien er heller und größer als üblich und der Schnee auf der Strecke verlieh der Wanderung zusätzlich einen besonderen Reiz. Ein toller Anblick und wie es bei so vielen Naturphänomenen ist: Man kann sie schon tausendmal gesehen haben, sie faszinieren immer wieder aufs Neue. Sämtliche Mythen, Märchen und auch Gruselgeschichten, die sich um den Mond ranken, kommen in den Sinn, aber auch viele Fragen nach der Bedeutung des Mondes und seiner Wirkung.

Mitten auf dem Kyrillpfad machten wir Halt. Während wir gespannt beobachteten, wie der Mond immer wieder hinter den kleinen Wolken verschwand, um dann genauso schnell wieder aufzutauchen, beantwortete uns der Ranger einige der Fragen. Sind es alles erfundene Geschichten, Einbildungen oder Zufälle, die man mit der Wirkung des Mondes auf uns selbst in Verbindung bringt? Oder hat unser Erdtrabant wirklich magische Kräfte und beeinflusst unser Leben? Es gibt durchaus wissenschaftlich nachweisbare Einflüsse des Mondes auf die Erde aber eben auch Unerklärliches. Man hat das Gefühl, bei Vollmond sei alles anders.

Die Wanderung ging weiter über den Kyrillpfad, ein kleines Stück den Waldskulpturenweg entlang und führte uns schließlich auf den Rothaarsteig und zur nächsten Haltestelle. Hier erklärte uns Ralf Schmidt, welche Tiere sich in unseren Sauerländer Wäldern besonders wohlfühlen, wie sich die heimische Tierwelt bei Nacht und in den Wintermonaten verhält und was der Mensch beachten sollte. Wer hätte gedacht, dass bei uns Europas kleinste Eule, der Sperlingkauz, lebt? Aber auch die größte, nämlich der Uhu? Oder dass die Wildkatze wieder häufiger bei uns zu finden ist? Ranger Ralf Schmidt gab uns viele wissenswerte Informationen an die Hand und erklärte, warum jeder Einzelne behutsam mit der Natur und der darin lebenden Tier- und Pflanzenwelt umgehen sollte.

Quelle: Heidi Bücker

Der Wald bei Nacht und erst recht bei Vollmond ist ein besonderes Erlebnis. Allerdings rät der Ranger, dass man den Weg sehr gut kennen sollte, bevor man solch eine Wanderung allein unternimmt. Von der Tierwelt gehe keine Gefahr aus, ist er sich sicher, aber man müsse sich auch richtig verhalten. Am Ende unserer Wanderung hörten wir aus der Ferne Geräusche, die uns aufhorchen ließen. Was sind das für Rufe und von welchem Tier stammen sie? Ralf Schmidt erklärte uns, dass es sich bei diesem „Bellen“ um ein aufgeschrecktes Reh handele.

Am Ziel angekommen, wurden wir nochmals durch einen fantastischen Anblick des Vollmondes durch die Bäume und Wolken belohnt – ein wirklich mystischer Eindruck, der einem wieder einmal das Gefühl gab, wie klein man doch gegen die Natur und ihre Geheimnisse ist. Ob man nun als Naturliebhaber, Abenteurer oder einfach nur als Mensch mit einem wachen Blick für das Schöne unterwegs war, gelohnt hat sich die Wanderung für alle.

Info:
• Seit knapp acht Jahren leitet Ralf Schmidt als Ranger Südwestfalen
vier- bis fünfmal im Jahr die Vollmondwanderungen
• Auch andere themenbezogene Wanderungen werden durch die
Ranger angeboten

Info unter www.rothaarsteig.de oder www.naturpark-sauerland-rothaargebirge.de