Wo die Kirche noch mitten im Dorf steht

Eine Kirche mitten im Ort war die evangelische St.-Johannis- Kirche nicht gerade, als sie erbaut wurde – aber nur im geografischen Sinne! Es soll durchaus Bedenken gegeben haben, als man plante, auf dem Grundstück in der Böttenbergstraße, damals noch am Rande des Ortskernes von Eslohe, eine Kirche zu errichten. Vermutungen, die Gottesdienstbesucherzahlen könnten, auch wegen der Berghanglage, erheblich sinken, bestätigten sich allerdings nicht.

Mehr Platz für die Gemeinden

Seit 1939 feierten die evangelischen Christen aus Eslohe und Umgebung die Gottesdienste in der St.-Johannis-Kapelle im Dornseifferweg. Da diese Kapelle aber für die steigende Anzahl der Gemeindemitglieder zu klein geworden war und für Eslohe und Umgebung eine eigene Pfarrstelle geschaffen werden sollte, erwarb man 1969 das Grundstück am Böttenberg und plante, dort ein Pfarrhaus und eine größere Kirche zu bauen. Mit den ersten Bauarbeiten nach Plänen des Architekten Fischer aus Bad Fredeburg wurde im September 1972 begonnen. Die eigentliche Grundstein-legungsfeier fand am 08.04.1973 statt. An den nach alter Bausitte üblichen Hammerschlägen beteiligten sich auch die katholischen Ortsgeistlichen aus Dorlar und Eslohe.

Einweihung mit Hindernissen

Foto: Heidi Bücker

Die Bauarbeiten gingen zügig voran, sodass schon am 09.12.1973 Einweihung gefeiert werden konnte. Um möglichst vielen Gemeindegliedern und Amtsbrüdern Gelegenheit zur Teilnahme zu bieten, hatte man die Feier in die frühen Nachmittagsstunden gelegt. Diese Planung wurde aber leider durch das unvorhersehbare, vom Staat erlassene Fahrverbot für private Kraftfahrzeuge, das wegen der Ölkrise verhängt worden war, durchkreuzt. So konnten – außer den mit offiziellem Amtsauftrag anreisenden Geistlichen wie Präses und Superintendent – benachbarte Pastoren und Gemeindeglieder aus der Kirchengemeinde nur mit öffentlichen Bussen nach Eslohe kommen. Dennoch war die Beteiligung an der Kirchweihfeier überraschend groß. Zunächst traf man sich an der St.-Johannis-Kapelle zu einer Abschlussandacht. Danach setzte sich der Zug der Festgemeinde zur neuen Kirche auf dem Berg in Bewegung. Dazu läuteten feierlich die Glocken der katholischen Pfarrkirche in Eslohe. Der Weihgottesdienst, den der Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. Hans Thimme, zelebrierte, wurde vom Posaunenchor aus Hesselbach und vom Männergesangverein Eslohe musikalisch umrahmt.

Zufluchtsort

Die Architektur des Kirchengebäudes hat Symbolcharakter. Es ist wie ein Schiff gestaltet und weist somit auf die Kirche als Zufluchtsort für die Gemeinde hin, die durch das Meer der Zeit fährt. Das Christus-Kreuz soll Kraft und Trost in schwerer See spenden. Die Form des Schiffes fällt besonders beim Betrachen aus weiterer Entfernung auf. Der separate Glockenturm bildet dabei den Mast, der Kirchenraum den Schiffsrumpf. Betritt man den Innenraum der Kirche, fallen sogleich das große freihängende Kruzifix und die zwölf Reliefe hinter dem Altarraum ins Auge. Letztere sind ein Hinweis auf die zwölf Tore Jerusalems. 2013 wurden diese Reliefe bei einer Innenrenovierung durch einen dezenten farblichen Anstrich noch mehr in den Vordergrund gerückt. Ein besonderes Farbenspiel bieten die Kirchenfenster, die wie ein buntes Band am oberen Rand der Kirchenwände verlaufen. Bei der Auswahl der Baumaterialien hat man sich an regionalen Gegebenheiten orientiert. Sauerländer Schiefer wurde bei der Dacheindeckung, bei der Außenwandbekleidung, als Bodenbelag im Innenbereich und auch bei der achteckigen, massiven Altarplatte verwendet. Da Teile des Außenbereichs renovierungsbedürftig waren, wurde beschlossen, bei den anfallenden Bauarbeiten zusätzlich den Eingangsbereich mit einem Dach zu versehen. Zum einen dient dies als verbesserter Witterungsschutz und zum anderen erhält man so einen zusätzlichen Veranstaltungsund Nutzraum mit zwei geschlossenen und zwei offenen Wandseiten. Seit einigen Wochen ist die Überdachung fertig und konnte schon mehrfach als Begegnungsort für die Gottesdienstbesucher genutzt werden.

Von der ursprünglichen Dorfrandlage ist heute nichts mehr spürbar. Eine verdichtete Bebauung der Nachbargrundstücke und viele neu entstandene Wohnstraßen versetzten die evangelische St.-Johannis-Kirche mit ihrem von weitem sichtbaren, beleuchteten Glockenturm heute auch geografisch mitten ins Dorf.