Natürlich selbst angebaut

Wenn aus Leidenschaft Überzeugung wird

Das Bier macht das Fleisch des Menschen durchwachsen und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den Saft des Getreides.“

(Hildegard von Bingen)

Dieser Spruch der Ordensschwester, die vor über 850 Jahren lebte und wirkte, heftet an der Tür zu dem kleinen Braukeller, den Andreas Rips sich in seinem Haus in Freienohl eingerichtet hat. Für mehr als drei Leute ist kaum Platz und doch wird dem Betrachter schnell klar, dass sich hier jemand in sein Thema vertieft und über die Jahre entsprechendes Fachwissen angeeignet hat. Tabellen und Listen schmücken die Wände und der Bierkenner erklärt uns, was beim Bierbrauen biochemisch passiert und warum ein gutes Bier Zeit braucht.

Was nur ein Hobby ist, hat durchaus Methode. Andreas Rips und seine Frau Christiane sind weitestgehend Selbstversorger. Das Brot wird selbst gebacken, der Käse kommt ebenfalls aus eigener Produktion und beide gehen zur Jagd. „Wir sind immer auf der Suche nach hochwertigen Produkten. Und was wir selber herstellen können, das machen wir auch.“ erklärt Rips. Wenn man den großen Garten betritt, hat man einen wunderbaren Blick über den Weinberg am Südhang, Richtung Freienohl. Das Grundstück ist umrandet von Beerensträuchern, mittendrin ein Gemüsebeet und die Kräuterspirale – alles fügt sich hier zu einem harmonischen Bild zusammen und dem Betrachter wird die Verbundenheit zur Natur bewusst.

Es versteht sich von selbst, dass die vielen Beeren nicht nur für Marmelade genutzt werden, sondern auch die Grundlage für einen leckeren Aufgesetzten sind. Auch der Weinanbau sorgt für einen guten Tropfen. Beeindruckend wächst der Hopfen meterhoch an der Hauswand empor. Für die kommende Brausaison im Hause Rips ist gesorgt. Wichtig ist den beiden auch das Thema Nachhaltigkeit. „Hier wird genutzt, was da ist und was genutzt werden kann.“ So dient eine Palette aus den 1950er Jahren als Brutplatz für die Hühner. Holundersträuche ranken über dem Freilauf der Tiere und schützen sie vor Greifvögeln.

Aber zurück zum Bier. „Schils“ heißt sein Helles. Andreas Rips tüftelt schon an anderen Sorten wie ein Dunkles oder Bock-Bier. Und das alles, um Hochwertiges für den Eigenbedarf zu erzeugen. Ja, wir sind hier Zeuge, wie Leidenschaft zur Überzeugung werden kann. „Der wirkliche Bierliebhaber will keine Massenware, sondern ein individuelles Bier.“ Davon ist Andreas Rips überzeugt. Könnte dies das Erfolgsgeheimnis der kleinen Brauereien sein, die es mittlerweile zahlreich im Sauerland gibt? 

Natürlich selbst angebaut, Andreas Rips, Freienohl

Natürlich selbst angebaut, Andreas Rips, Freienohl

Natürlich selbst angebaut, Andreas Rips, Freienohl

Natürlich selbst angebaut, Andreas Rips, Freienohl

Fotos: S. Droste