Mein Lieblingsplatz

„Was ist euer Lieblingsplatz?“, frage ich meine Familie, während wir uns an einem Sonntag im Herbst um den Küchentisch versammelt haben und frischgebackenen Apfelkuchen von Omma essen. „Unsere Bank!“, ertönt es einstimmig. Schnell wird klar, dass wir allesamt denselben Lieblingsplatz haben. Nicht unweit von unserem Haus entfernt.

„Unsere Bank“ ist nicht nur irgendeine Bank hier bei uns im Sauerland. „Unsere Bank“ hat mein Papa für uns gebaut und steht zwischen Herschede und dem Oedingerberg – dort, wo ich aufgewachsen bin. In meiner Familie sind alle recht groß gewachsen und schon als Kind war ich immer traurig, dass ich meine Beine auf Stühlen, Bänken und anderen Sitzgelegenheiten nicht so schön baumeln lassen konnte wie andere Kinder in meinem Alter. Deswegen hat mein Papa uns vor einigen Jahren mehrere Bänke gebaut, die so hoch sind, dass wir unsere langen Beine bequem schwingen können.

Seit fünf Jahren wohne ich jetzt nicht mehr im Sauerland. Doch immer, wenn ich zu Besuch bei meiner Familie bin, zieht es mich wieder zu dieser einen Bank, die in der Nähe der Kreisgrenze des Hochsauerlandkreises und dem Kreis Olpe steht. Über und unter „unserer Bank“ stehen unsere Weihnachtsbäume (wir haben einen eigenen Betrieb) und wenn man auf der Bank sitzt kann man in der Ferne unseren Hof auf dem Oedingerberg sehen. Am liebsten komme ich gemeinsam mit meiner Familie hierher, um den Sonnenuntergang anzuschauen und den Panoramablick über das „Land der tausend Berge“ zu genießen. Doch auch wenn ich alleine auf dem Wanderweg, der am Herscheder Heiligenhäuschen beginnt, unterwegs bin, halte ich jedes Mal an dieser Stelle einen Moment inne. Denn wenn ich auf „unserer Bank“ sitze und meine Beine schwingen lasse, überkommt mich ein Gefühl von Leichtigkeit. Nochmal Kind sein. Die Natur genießen und sich zuhause fühlen. „Unsere Bank“ bedeutet Heimat für mich.