"Wir alle sind heute geforderter denn je"

Werbegemeinschaften aus Bad Fredeburg und Schmallenberg erkennen Gemeinsamkeiten und arbeiten bereits erfolgreich zusammen

von Kerstin Thielemeier
Ein aufschlussreiches Interview über Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Visionen und den aktuellen Status konnten wir mit Astrid Völlmecke und Marcus Schulte-Glade führen. Sie sind die ersten Vorsitzenden der jeweiligen Werbegemeinschaften: Astrid Völlmecke in Bad Fredeburg beim g.u.t. Gewerbe & Touristik e. V. und Marcus Schulte-Glade bei der Werbegemeinschaft Schmallenberg e.V.
Gemeinsam mit ihren Vorstandskolleginnen und -kollegen leisten sie alle Jahre wieder einen starken Beitrag zur Unterstützung des Einzelhandels und zur Steigerung der Attraktivität vor Ort. Durch die Kooperationen mit anderen Vereinen, politischen Gremien und weiteren Institutionen ist Vieles möglich. Mit der Entwicklung und Verwirklichung neuer Ideen wie auch der Planung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen leisten die beiden Werbegemeinschaften einen enormen Beitrag für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Gäste im gesamten Stadtgebiet.
Dem g.u.t. Gewerbe & Touristik e. V. werden folgende zusätzliche Aufgabengebiete zugeordnet: Organisation der Bad Fredeburger Parkpflege, Pflege der Wanderwege und der infrastrukturellen Einrichtungen, Gästeberatung, Erstellen von Printmedien und Budgetplanung. „Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass dies nicht viel Arbeit ist. Der Vorstand trifft sich ungefähr alle sechs Wochen und dann gilt es, die Probleme zu lösen, Herausforderungen anzunehmen und zeitnah abzuarbeiten. Ich habe großes Glück, dass ich so zuverlässige Vereinskolleginnen und -kollegen habe. Es macht in der Summe großen Spaß“, berichtet Astrid Völlmecke, die seit 18 Jahren den Vorstand anführt. Angesprochen auf die Mitgliederzahl des g.u.t., erläutert Astrid Völlmecke, dass 80 Vereinsmitglieder durchaus steigerungswürdig sind.
Marcus Schulte-Glade, der seit März 2018 der erste Vorsitzende der Schmallenberger Werbegemeinschaft ist, rührt mit derzeit 132 Mitgliedern ebenfalls die Werbetrommel. „Im Vergleich zu Bad Fredeburg, wo sich der Verein, neben den Mitgliedsbeiträgen, hauptsächlich durch die Rückführung der Kurbeiträge finanziert, sind wir in Schmallenberg neben den Mitgliedsbeiträgen auf Sponsoring für das eine oder andere Event angewiesen“, beschreibt Marcus Schulte-Glade die finanzielle Situation.
Auf die Frage, wie lange er denn schon Mitglied in der Werbegemeinschaft sei, antwortet er mit einem Lächeln: „Von Anfang an!“ Heißt: Der Schreibwarenladen Philipp Glade (damals noch geführt von seiner Mutter Elisabeth Schulte-Glade) stand 1951 auf der Mitgliederliste, als sich im Hotel Störmann insgesamt 50 Schmallenberger Geschäftsleute zur Gründung des Gewerbevereins versammelten. Seitdem ist eine Menge in der Stadt bewegt worden. Aufgaben von damals gibt es noch heute. „Viele Prozesse sind gelernt und selbstverständlich in der Umsetzung“, fasst Marcus Schulte-Glade die klassischen Tätigkeiten zusammen. Vieles sei aber auch mehr als eine Herausforderung. So stehen beispielsweise Themen wie Fachkräftemangel, Leerstände, Immobilienentwicklung, Nachfolgeregelungen, Online-Shopping, Online-Marketing, Erhaltung und Sicherung des Branchenmixes sowohl in Schmallenberg als auch in Bad Fredeburg auf der Agenda.
„Wir alle sind heute geforderter denn je. Das erlebnis- und nicht zuletzt ergebnisorientierte Denken und Handeln begleitet uns täglich“, berichtet Marcus Schulte-Glade. Beide Vorsitzende sind sich einig, dass das Wir-Gefühl stärker wachsen muss – und zwar nach innen und außen. Beide mögen kein Meckern und schätzen die konstruktive Kritik. Damit könne man arbeiten und Prozesse optimieren.
Als Beispiel einer brillanten Gemeinschaftsarbeit berichten die beiden über das Projekt „Familienkarte“. Durch die diesjährige Zusammenarbeit der Werbegemeinschaften aus Bad Fredeburg und Schmallenberg sowie mit der Stadt Schmallenberg konnte ein Bonusheft erarbeitet werden, das die Familienfreundlichkeit aller Beteiligten einmal mehr widerspiegelt. „Diese Teamarbeit war so positiv, mit einem hervorragenden Ergebnis, dass wir weitere Aktionen und Maßnahmen für die Zukunft planen“, berichten die beiden Vorsitzenden. Sie teilen die Erkenntnis, dass die Zusammenarbeit mit dem Schmallenberger Tourismus maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat. Denn er spielt für beide Standorte eine enorm wichtige Rolle.
Die zusätzliche Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Akteuren aus den Schmallenberger und Bad Fredeburger Vereinen verweist auf ein starkes Netzwerk. „Unsere Netzwerke werden jedoch schon mal sehr ausgereizt. Wir müssen alle aufpassen, dass wir es nicht überziehen. Und die Wertschätzung des Ehrenamtes muss gewährleistet sein. Das ist ein wichtiger Aspekt in der Zusammenarbeit. Die Synergien, die sich aus dieser Zusammenarbeit ergeben, sind von unschätzbarem Wert“, ergänzt Marcus Schulte-Glade. In dem Punkt stimmen ebenfalls beide überein: Bei aller Arbeit und zeitintensiven Sitzungen darf die Freude an der Vereinsarbeit nicht verloren gehen. Viele Probleme, oder besser Herausforderungen, sind an den beiden Standorten deckungsgleich. Selbst infrastrukturell können Parallelen festgestellt werden.
So bietet es sich an, Astrid Völlmecke die Frage zu stellen: Glauben Sie, dass die Ortsumgehung das Leben und Einkaufen in Bad Fredeburg verändern wird? „Ja, es wird sich deutlich verändern“, bestätigt Astrid Völlmecke. Und: „Dann beginnt für Bad Fredeburg der gleiche Umgestaltungsprozess, den Schmallenberg hinter sich hat – Ende der 80er Jahre. Für die Schmallenberger Innenstadtentwicklung war das extrem positiv. So sehe ich das für unseren Ort auch. Aufgrund der Verkehrsberuhigung steigt zunächst einmal die Aufenthaltsqualität deutlich. Das bedeutet eine große Chance für die Bad Fredeburger Außengastronomie. Outdoorveranstaltungen rund um den Kirchplatz sind leichter zu verwirklichen. Kinder kommen sicherer zur Schule und in den Kindergarten. Die Gesamtsituation lädt eher zum Bummeln ein.“
Das alles bedeutet selbstverständlich auch, dass der Ortskern attraktiv gestaltet wird. In der Aufzählung der positiven Veränderungen durch die Umgehungsstraße erinnert Astrid Völlmecke an ein entscheidendes Kriterium: „Wir sind ein Kneippheilbad mit einem Prädikat für den Kurort. Laut einer Verkehrszählung aus dem Jahr 2015 fahren täglich rund 5.411 Fahrzeuge durch den Kurort, davon 4,8 Prozent Schwerlastverkehr, Tendenz steigend. Ich bin froh, dass sich, im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger sowie unserer Gäste, diese Situation in absehbarer Zeit ändern wird.“