Beliebt und bekannt – Weihnachtsbäume aus dem Sauerland im Ruhrpott

von Daniela Schmidt
Auch wenn es mittlerweile mehr als fünf Jahre her ist, dass ich vom Sauerland ins Ruhrgebiet gezogen bin, stehe ich alle Jahre wieder vor dem gleichen Problem, wie damals, als für mich das erste Weihnachtsfest in der Großstadt nahte.
An allen Ecken in der Ruhrgebietsstadt werden frische Sauerländer Tannen, Tannenzweige und Zapfen zum Kauf angeboten. Einer Sauerländerin erschließt es sich allerdings nicht im Supermarkt rund drei Euro für ein Tannenzweiglein zu bezahlen. Der Macht der ländlichen Gewohnheit folgend, machte ich mich auf den Weg zum nächsten Waldstück und stellte nach ausgiebiger, mehrfacher Durchforstung (also nach etwa einer halben Stunde) fest: Die Wälder in Bochum sind a) sehr schnell durchquert und ständig plötzlich zu Ende. Und b) hier wachsen nur Laubbäume. Ich setzte mich also ins Auto und steuerte ein anderes Waldstück an. Das Gefühl, mit dem Auto zum Wald zu fahren, ist schon recht seltsam. Aber auch in diesem Wald: keine Spur von Tannen und Co.
Die Erkenntnis kam plötzlich und recht unromantisch daher: Es gibt hier keine Tannen. Punkt. Und genau das ist der Grund, warum die Menschen aus dem Ruhrgebiet scharenweise alljährlich ins Sauerland einfallen.
Um die weihnachtliche Deko zumindest ansatzweise zu retten, griff ich zum Telefon und rief meine Eltern an. Diese hatten sich zum Besuch des „Großstadtweihnachtsmarktes“ angekündigt und brachten mir auf diesem Wege auch frisches Tannengrün mit. Auch der Baum sollte ein echter Sauerländer werden. Durch Zufall entdeckte ich, dass fast alle Händler, die in der Vorweihnachtszeit hier im Stadtteil auf diversen Plätzen
Weihnachtsbäume und Tannengrün anbieten, aus dem Hochsauerlandkreis kommen. Und so bekam ich in dem einen Jahr einen schönen Baum aus Bad Fredeburg, im nächsten Jahr aus Eslohe und so weiter.
Für mich blieb die Frage: Warum ist das eigentlich so? Ein Anruf beim Umwelt- und Grünfl ächenamt der Stadt Bochum brachte Klarheit. Stadtförster Lothar Kühnen kennt sich aus. „Nadelbäume sind keine typischen Gewächse für unsere Region“, erklärt er. Um es auf den Punkt zu bringen: Während sich in den Ruhrgefi lden die Buchen pudelwohl fühlen, kommen Nadelgehölze besser mit den höheren Lagen zurecht. Da der Wald im Ruhrgebiet als Erholungsort und nicht als Wirtschaftswald dient, wurden hier auch später fast nur Laubholzaufforstungen durchgeführt.
Und wenn das Ruhrgebiet noch so grün und mittlerweile meine neue Heimat geworden ist: Tannen gibt es eben doch nur im Sauerland und das Herz bleibt immer ein Stück weit da. Nicht nur zu Weihnachten.