Selbstbestimmt Wohnen im Alter

von Andrea Gödde-Kutrieb
Umfragen zeigen: Die meisten Menschen wollen so lange wie möglich in ihrem gewohnten Lebensumfeld bleiben. Doch was ist, wenn die Pflege einer zu groß gewordenen Immobilie, wenn Wege zu Geschäften und zu Ärzten immer beschwerlicher werden oder wenn
man kein sicheres Wohnrecht für die Zukunft hat? Mittlerweile reagiert auch der Wohnungsmarkt auf diesen Umstand. Neue Wohnkonzepte für ältere Menschen werden geschaffen. Sowohl in Eslohe als auch in Schmallenberg macht man sich darüber Gedanken.

„Wohnen im Park“ in Eslohe

Unter dem Motto „Nachbarschaftliches Wohnen im Park“ hat sich die Siedlungs- und Baugenossenschaft aus Meschede des Themas angenommen und unmittelbar am Esloher Kurpark ein 3.700-Quadratmeter-Grundstück gekauft. Vorstand Josef Lumme und stellvertretender Vorstand Peter Simon waren positiv überrascht, als sie in Eslohe zu Beginn der Planungen eine Befragung zum Projekt durchführten. Von insgesamt 1.600 befragten Haushalten gaben 200 interessierte Bürger eine positive Rückmeldung und wurden daraufhin zu weiteren Informationsveranstaltungen eingeladen. Dank der guten Zusammenarbeit mit den Gemeindevertretern konnte im August 2017 der erste Spatenstich erfolgen. „Uns war es wichtig, die potentiellen Mieter und Interessenten von Anfang an zu beteiligen“, erklärt Peter Simon. So könne zwischen Vermieter und Mieter eine ganz andere Bindung entstehen, wisse man aus Erfahrung. Denn in Meschede im Rinschen Park habe man bereits erfolgreich ein ähnliches Wohnprojekt realisiert.

Lebenslanges Wohnrecht durch Anteilseigenschaft

Das Konzept beruht auf genossenschaftlichem Wohnen. Das heißt für Eslohe: Jeder Mieter erwirbt vor dem Einzug zwei Anteile zu je 400 Euro und wird dadurch Miteigentümer der Genossenschaft. Diese werden jährlich, bei positiver Geschäftslage, verzinst. Bei einem Auszug können die Anteile zurückgegeben oder an den Nachmieter übertragen werden. Das Wichtigste an der Anteilseigenschaft ist, dass damit ein lebenslanges Wohnrecht erkauft wird und man nicht mit einer Kündigung der Wohnung rechnen muss. Darüber hinaus setzt die Wohnungsgenossenschaft auf ein gemeinschaftliches Miteinander und eine weitreichende Selbstverwaltung der Mieterschaft. Jeder kann sich nach seinen Fähigkeiten in die Pflege der Immobilie oder das gemeinschaftliche Miteinander einbringen. So soll unter den Mietern eine positive Beziehung und für alle eine neue, lebenswerte Heimat geschaffen werden. Außerdem lassen sich durch die Beteiligung die anfallenden Nebenkosten so gering wie möglich halten.
Neben 23 Wohnungen, 19 im Neubau und vier Wohneinheiten im Bestandsgebäude des ehemaligen Kurhauses, steht ein großer Gemeinschaftsraum für beispielsweise Privatfeiern oder Freizeitaktivitäten zur Verfügung. Die Caritas Eslohe ist mit der Sozialstation und der Tagespflegeeinrichtung vor Ort und bietet den Bewohnern, falls gewünscht, ein umfassendes Betreuungsangebot zur bedarfsgerechten Versorgung. Auf den Parkflächen befinden sich zwei Zapfsäulen für Elektroautos. Die Wohnungen sind bequem mit dem Aufzug und das Einkaufszentrum und die Hauptstraße mit Geschäften, Ärzten und Apotheken fußläufig und barrierearm zu erreichen. Der Kurpark sorgt für eine gemütliche und ruhige Atmosphäre vor der Wohnungstür.
Die Bauarbeiten sind bald abgeschlossen. „Wir sind sehr zufrieden und zeitlich absolut im Plan“, sagt Josef Lumme. „Wir hatten den Mietern prognostiziert, dass sie Weihnachten 2018 schon in ihrer neuen Wohnung feiern werden. Dieses Versprechen werden wir halten können.“ Die meisten der 23 Wohneinheiten in Eslohe sind schon vermietet. Lediglich drei
Wohnungen im ehemaligen Altbau sind noch frei.
Demnächst, Ende Oktober, wird es einen „Tag der offenen Tür“ geben, bei dem alle Interessierten eingeladen sind, sich die Wohnungen und das Gelände anzuschauen. Ein genauer Termin hierzu wird in der Tagespresse bekannt gegeben.
Bauprojekt „Wohnen im Park“ in Eslohe
23 Wohnungen zwischen 52 m² und 109 m²
Grundmiete voraussichtlich 7,35 Euro/m²
Erstbezug Dezember 2018

„FreiRaum“ in Schmallenberg

Auch in Schmallenberg will man sich dem demographischen Wandel stellen, denn laut „Integriertem Stadtentwicklungskonzept“ (ISEK) wird hier im Jahre 2030 jeder vierte Einwohner 65 Jahre oder älter sein. Vor kurzem wurde daher der Grundstein für ein altersgerechtes Wohnprojekt gelegt, das sich „FreiRaum“ nennt. Am Rand des Lenninghofparks in der Straße am Lenninghof entsteht eine Immobilie mit 13 Mietwohnungen von 55 bis 105 Quadratmeter Wohnfläche.
Angesprochen sind aktive Senioren, die überlegen, ihr Eigentum aufzugeben, oder die eine Mietwohnung suchen. Projektverantwortliche sind die Katholische Frauengemeinschaft Altersselbsthilfe (KFGA e.V. – Trägerin des Hauses im Lenninghof) und die Stadtsparkasse Schmallenberg.
Bauprojekt „FreiRaum“ in Schmallenberg
13 Wohnungen zwischen 51 m² und 105 m²
in unmittelbarer Nähe zum Lenninghof
mit betreutem Wohnen und Pflegestation
Das Projekt „FreiRaum“ ermöglicht zum einen das Wohnen im Grünen am Stadtrand von Schmallenberg, zum anderen können die potentiellen Mieter das Angebot, das das benachbarte Wohn- und Pflegeheim Lenninghof bietet, bequem nutzen. Je nach individueller Situation oder persönlichen Bedürfnissen und Vorstellungen können sofort oder später Leistungen wie Mittagstisch, Wäsche oder Friseur in Anspruch genommen werden. Park und Kapelle sind barrierefrei zu erreichen.
Zur Sonnenseite hin sind die Wohnungen, verteilt auf vier Etagen, mit einem Balkon oder einer Terrasse ausgestattet. Diese sind, wie auch die Bäder, rollstuhlgerecht geplant. Außerdem wird ein vorinstalliertes Notrufsystem vorhanden sein, das für zusätzliche Sicherheit sorgt. Ein Gemeinschaftsraum mit Terrasse steht den Mietern zum geselligen Beisammensein zur Verfügung, kann aber auch privat für Feiern angemietet werden. Vor dem Haus ist für jeden Mieter ein Autostellplatz sowie ein Unterstand für Fahrräder vorgesehen. Eine EBikeLadestation ergänzt das Angebot. Etwa ein Jahr ist für die Bauphase geplant.