Beim Herz entscheiden Minuten

Alle Erkrankungen am Herzen werden im Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft behandelt

von Hermann-J. Hoffe
In einem im Sauerland sehr bekannten Lied heißt es: „Mein Herz schlägt für das Sauerland.“ Wofür schlägt das Herz des Leiters der Abteilung Innere Medizin und Kardiologie am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft? Dr. med. Christian Berndt, der seit der Eröffnung dieser Abteilung im Jahr 2013 der verantwortliche Chefarzt ist, hat da eine ziemlich klare Antwort: „Mein Herz schlägt für meine Frau und für meine Familie. Aber auch das Sauerland spielt in meinem Leben eine Rolle.“
WOLL: Warum wurde der Fachbereich Kardiologie hier am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft gegründet?
Dr. Berndt: Da gab es zunächst eine ganz grundlegende Notwendigkeit. Das Krankenhaus in Bad Fredeburg hatte Insolvenz angemeldet. Unser damaliger Geschäftsführer hat sich darum dafür eingesetzt, dass mit unserer Hilfe keine Lücke entsteht. Möglich war das aufgrund der örtlichen Nähe und der Gegebenheiten vor Ort. Es wurde Geld in die Hand genommen für einen kleinen Anbau und eine neue Abteilung wurde gegründet. Die Patienten waren da und sie mussten versorgt werden.
WOLL: In erster Linie gilt das Krankenhaus Grafschaft als Lungenfachklinik. Wie passt die Kardiologie dazu?
Dr. Berndt:
Primär war es ja das Ziel, das Krankenhaus Fredeburg zu ersetzen. Dabei bietet es sich in einem so etablierten Krankenhaus, das sich seit Jahrzehnten auf höchstem Niveau auf Lungenheilkunde konzentriert, an, auch Herzmedizin zu integrieren, und zwar nicht nur nebenbei, sondern höchst spezialisiert, für die bereits vorhandene Patientenklientel. Das bedeutet, dass wir die Patienten, die sowieso hier sind, jetzt noch besser und umfassender betreuen können, weil wir auch das Herz in den Mittelpunkt unserer Arbeit gestellt haben.
WOLL: Was macht das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft bei der Behandlung von Herzkrankheiten anders als andere Krankenhäuser?
Dr. Berndt: Ich kenne kein anderes Krankenhaus, in dem eine so sinnvolle und so klassische hochqualifizierte Zusammenarbeit stattfindet. Viele Krankenhäuser haben zu viele Kliniken, sodass gar nicht alle Spezialisten zusammenarbeiten können. Wir haben unser Behandlungsspektrum so abgestimmt, dass wir effizient gemeinsam arbeiten können. Dabei ist uns Ärzten wichtig: so viel Diagnostik wie nötig, um dann eine so gute und prognostisch relevante Behandlung wie möglich, anzuschließen.
WOLL: Beim Herzinfarkt kommt es bekanntlich auf Minuten, wenn nicht Sekunden an. Was bedeutet das für die Menschen hier bei uns in der Region?
Dr. Berndt: Das war der zweite Grund für die Gründung der Abteilung. Ein Fachkrankenhaus ist zunächst eine Klinik, die mit Vorlauf planen kann. Aber auch der Patient, der keine Zeit hat, sich einen Termin zu besorgen, muss natürlich versorgt werden. Das heißt, das Thema Akutmedizin spielte mit dem Hinzutreten dieser Abteilung plötzlich eine große Rolle. Akutmedizin bedeutet, dass man rund um die Uhr bereitsteht,
um in den Fällen, in denen keine Zeit zum Planen bleibt, die optimale Entscheidung zu treffen. Und davon profitieren alle Menschen in der näheren Umgebung.
WOLL: Was empfehlen Sie den Menschen in Sachen Vorbeugung von Herzkrankheiten?
Dr. Berndt: Wir können heute jeden Infarkt innerhalb von Minuten behandeln. Es stellt sich aber die Frage, was zum Infarkt geführt hat und wie ein solcher verhindert werden kann. Blutdruck, Zucker- und Cholesterinwerte müssen stimmen und das Rauchen sollte vermieden werden. Das sind die vier „Basics“, die man beachten sollte. Die eigentliche Krankheit, die Arterienverkalkung, kann durch die richtige Vorbeugung verhindert beziehungsweise das Risiko minimiert werden. Da geht es darum, die Patienten, lange bevor sie krank werden, zu erreichen. Das ist aber selbst für Hausärzte schwierig. Die Signalsymptome sind Übergewicht, das zu Zuckerkrankheit, hohem Blutdruck und häufig auch schlechten Cholesterinwerten führt. Viele Patienten wissen gar nicht, dass sie Patienten sind. Deshalb ist es so schwierig, die Prävention für alle zu realisieren. Der Bluthochdruck tut nicht weh, genau wie Übergewicht, auch wenn man weiß, dass es nicht gesund ist. Darum wird erst einmal kein Handlungsbedarf gesehen.
WOLL: Und was kann ich im Alltag zur Prävention tun?
Dr. Berndt: Zur Vermeidung einer COPD (eine schwere Lungenkankheit), zum Beispiel nicht rauchen. Tägliche Ausdauerbewegung, mindestens eine halbe Stunde. Den Puls längere Zeit auf Trapp halten. So wird der Stoffwechsel angeregt und das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um gar nicht erst übergewichtig zu werden. Der Blutdruck sollte gelegentlich gemessen werden. Zusätzlich kann darauf geachtet werden, dass man nicht zu viel Salz zu sich nimmt. Vor allem in Nahrungsmitteln aus dem industriellen Bereich ist viel Salz enthalten. Da hilft vor allem selber kochen. Wir haben eine gute Küche im Sauerland und schöne Natur, die zum Rausgehen einlädt. Das sollte man nutzen!
WOLL: Sind Ihnen das Fachkrankenhaus und Schmallenberg ein wenig ans Herz gewachsen?
Dr. Berndt: Absolut. Man kann sich hier gänzlich auf eine sehr wohltuende und nützliche Weise entfalten. Ich gehe jeden Morgen durch den Kreuzgang. Blicke ich aus dem Fenster, schaue ich auf den Wilzenberg. Ich habe so viele Möglichkeiten, mich hier kurz zu erholen und Kraft zu schöpfen. Das ist in dieser Form schon selten. Die Patienten, die hierherkommen, berichten das Gleiche.
WOLL: Wir danken Ihnen ganz herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen bei der Arbeit hier im Fachbereich Kardiologie am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft weiterhin viel Erfolg.