Nur Fliegen ist schöner

„Nur Fliegen ist schöner“, lautet das Motto des Sauerland-Höhenfluges, der vom Märkischen Sauerland, von Altena oder Meinerzhagen, bis ins hessische Korbach führt und mit seinen 250 Kilometern Platz eins der Fernwanderwege im Sauerland belegt. Auf der Düsseldorfer Wandermesse TourNatur gab es im September 2013 den Ritterschlag für den fünf Jahre zuvor bei dichtem Nebel in Wildewiese eröffneten Wanderweg: Der Deutsche Wanderverband adelte den Sauerland-Höhenflug mit der begehrten Auszeichnung „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“.
Dieses Gütesiegel verspricht dem Wanderer, dass der Weg durchgehend wandersicher markiert ist, dass er sich auf eine naturnahe und abwechslungsreiche Wegeführung in einer attraktiven Landschaft freuen darf, mit herrlichen Panoramaaussichten (deshalb: „Nur Fliegen ist schöner“) sowie landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Dies sind nur einige von etlichen Kriterien, die im Zertifizierungsprozess überprüft werden.

Abwechslungsreiche Natur am Sauerland-Höhenflug

An der 250 Kilometer langen Strecke liegen insgesamt 19 Städte und Gemeinden. Natur und Kultur gehen hier eine besondere Symbiose ein: Faszinierende Naturerlebnisse warten in den Hochmooren an den Hängen des Ebbegebirges, in den Weideflächen des Waldecker Uplandes, in der Hochheide auf dem Kahlen Asten oder in den ausgedehnten Bergwiesen des europäischen Vogelschutzgebietes Medebacher Bucht. In den Orten am Wegesrand erlebt der Wanderer vielfältige Facetten der Kultur- und Industriegeschichte, höchst unterschiedliche Museen erzählen von altem Handwerk, bäuerlichen Traditionen und früher Industrieansiedlung.

Beginnen kann man das Wandererlebnis an der Meinhardusschanze in Meinerzhagen, an der Burg Altena oder in Korbach mit seiner romantischen Altstadt. Höhepunkte am Höhenflug gibt es einige: Sehenswert gleich zu Beginn ist die Burg Altena, die mittlerweile mit einem einzigartigen „Erlebnis-Fahrstuhl“ zu erreichen ist und in der das im Jahr 2000 neu gestaltete Museum der Grafschaft Mark untergebracht ist. Der Bogen der Exponate reicht von der Geologie und der Vor- und Frühgeschichte über das Zeitalter der Industrialisierung bis in die Jetztzeit.
Besondere Bedeutung kommt der Burg Altena auch in anderer Hinsicht zu: Hier wurde vor gut einem Jahrhundert die erste ständige Jugendherberge der Welt eröffnet. Muss das ein Gefühl (gewesen) sein, auf einer richtigen Burg zu schlafen! Als „Museum Weltjugendherberge“ ist die erste Jugendherberge der Welt erhalten – die spartanische Originaleinrichtung zeugt eindrucksvoll davon, dass sich die Zeiten doch deutlich gewandelt haben: Im Aufenthaltsraum wurde auch gekocht und gegessen und im Jungenschlafsaal schliefen die müden Wanderer sogar auf drei Stockwerken. Im kleineren Mädchenschlafsaal darf man heute in zwei Betten auf nachgebildeten Strohmatratzenprobeliegen …

Startet man in Meinerzhagen, sollte man die Besteigung des Robert-Kolb-Turms nicht verpassen. Im Jahr 1912 wurde der Grundstein für den Turm gelegt, der nach dem 1909 verstorbenen Hauptwegewart des Sauerländischen Gebirgsvereins benannt ist und auf der 663 Meter hohen Nordhelle in Herscheid steht. Nach einer gründlichen Renovierung kann der Wanderer nun wieder einen herrlichen Ausblick über das Ebbegebirge genießen.

In Neuenrade lohnt der Blick vom Quitmannsturm, aber auch ein Besuch in der Pfarrkirche im Ortsteil Affeln, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Von außen eher unscheinbar, sorgt der Altar, wohl um 1530 in Antwerpen gefertigt, kunsthistorisch für „Sprengstoff“. Dies insbesondere, weil er erstaunlicherweise eine Abbildung des Königs Olaf II. von Norwegen (995–1030) zeigt. Warum ziert ausgerechnet das Stadtwappen von Bergen den Altar? Was hat das kleine Affeln im Sauerland mit Norwegen zu tun? Fragen über Fragen … Der nächste Turm wartet schon in Wildewiese, das mit seinen (großzügig geschätzt) 100 Einwohnern zur Stadt Sundern gehört. Vom Aussichtsturm auf dem Schomberg hat man einen geradezu klassischen Ausblick nicht nur hinab ins Lennetal – frei nach dem Motto: „Nur Fliegen ist schöner.“

Dann geht es weiter zum DampfLandLeute-MUSEUM ESLOHE, das seit 1981 besteht und in einer alten Fabrikhalle samt modernem Anbau untergebracht ist. So manche Dampfmaschine hat hier ein Zuhause gefunden, auch eine riesige Dampfwalze, ein wahres Relikt aus der industriellen „Ur- und Frühgeschichte“. Eine Fahrt mit dem Museumszug ist schon spektakulär – auch für Wanderer, die sich bis dato in erster Linie (oder ausschließlich) für Natur interessiert haben.

In Schmallenberg verdient vor allem das Westfälische Schieferbergbau- und Heimatmuseum im Ortsteil Holthausen Erwähnung. Aus kleinen Anfängen hat sich hier in der ehemaligen Dorfschule eine facettenreiche Dauerausstellung entwickelt. Zu erwähnen ist auch das Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg, das eindrucksvoll die Justizgeschichte des Sauerlandes (und darüber hinaus) beleuchtet.

Von Schmallenberg geht es weiter nach Winterberg – und der Sauerland-Höhenflug führt, wie auch der Rothaarsteig, direkt über den Kahlen Asten, den „König der westfälischen Berge“. Was man aber nicht vergessen sollte: Der Kahle Asten ist trotz seines Bekanntheitsgrades nur der zweithöchste Berg in Nordrhein-Westfalen. Der Langenberg (auf Olsberger Stadtgebiet, nah an der Grenze zu Hessen gelegen) „überragt“ ihn um fast zwei Meter! Trotzdem: Vom Astenturm fasziniert immer wieder die grandiose Aussicht, und wenn die Hochheide blüht, ist die Atmosphäre nahezu unbeschreiblich.
Der Höhenflug zieht von hier aus nach Hallenberg hinüber, wo sich rund um die Kirche ein schönes Ensemble alter Gebäude erhalten hat, und über Küstelberg geht es weiter zur Landesgrenze in Richtung Willingen, ehe es dann stracks nach Osten auf Korbach zugeht, wo die historische Altstadt einen Besuch verdient.

Wandern mit Genuss und Zeit

Wie lang braucht man für die 250 Kilometer lange Strecke? Die wenigsten Wanderer werden sich diese Frage stellen, denn sie erwandern den Sauerland- Höhenflug mit Genuss und Zeit – in Tages- oder Zweitagestouren – und sie kommen wieder, um weiterzuwandern. Natürlich kann man den Weg und seine 250 Kilometer, wie in einem Flyer beschrieben, in elf Tagen schaffen – nur: Muss das sein? Wandern heißt bekanntlich auch entschleunigen und keineswegs, möglichst rasch von A nach B zu kommen. Schließlich locken ja auch manche Sehenswürdigkeiten links und rechts des Weges. Und für die Aussichten sollte man sich sowieso genügend Zeit nehmen. Es lohnt sich, denn: Nur Fliegen ist schöner …

Weitere Informationen rund um den Sauerland-Höhenflug gibt es unter der Service-Nummer 02974/202199 oder im Internet: www.sauerland-hoehenflug.de, E-Mail: info@sauerland-hoehenflug.de