Das wichtigste Kapital sind unsere Mitarbeiter

Perfekte Handwerkskunst, traditionelle Eleganz und innovative Feinheiten

von Kerstin Thielemeier
Wie schafft man es, dass ein Familienunternehmen so groß wird? Ist es die Liebe zum Holz, zum Handwerk und zur Heimat? Ist es das Gefühl für den Raum oder das Verständnis von klarer Formensprache? Für Familie Biermann aus Wormbach trifft dies alles zu. Und zwar seit über 80 Jahren. Opa Franz Biermann hätte es sich nicht besser wünschen können, als er 1937 in der Wormbacher Dorfschützenhalle startete: Heute ist das Unternehmen die größte Tischlerei in Südwestfalen. Damals wie heute stand bei der Möbelfertigung das geradlinige Design mit komfortabler Funktionalität im Vordergrund.Schmallenberg Unternehmen Zukunft e.V. (SUZ) macht unter der Rubrik „Das kommt aus Schmallenberg“ einmal mehr darauf aufmerksam, wie bekannt und wichtig der Wirtschaftsstandort ist. Geschäftsführerin Annabel Hansen ist begeistert: „Unternehmensgeschichten und -entwicklungen aus Schmallenberg sind immer wieder faszinierend. Am Standort festhalten und trotzdem international erfolgreich arbeiten, das zeigt, wie gut die Produktqualität ist, wie exakt die Dienstleistungen sind und nicht zuletzt, wie hoch die Nachfrage in unseren unterschiedlichsten Wirtschaftsbetrieben tatsächlich ist. Ich finde, das muss erzählt werden.“
Über mangelnde Nachfrage kann sich die Firma Innenausbau Biermann GmbH nicht beklagen, ganz im Gegenteil. Hier wird ein breites Spektrum abgedeckt, das von Wohneinrichtungen, Geschäftsausstattungen, Ladeneinrichtungen bis hin zum Innenausbau von Yachten reicht. „Selbstverständlich ist auch der Kunde, der nur ein Brett gesägt haben möchte, bei uns herzlich willkommen“, erklärt Geschäftsführer Markus Biermann. „Trotz unserer Größe ist es uns wichtig, dass wir in vielen Bereichen handwerklich arbeiten. Bei manchen Aufträgen ist das zwingend erforderlich, auch wenn die Digitalisierung bei uns weit fortgeschritten ist.“
Mit seinem Vater Meinolf leitet Markus Biermann seit 2005 das Unternehmen. Sein Bruder Christian ist als Prokurist ebenfalls im Unternehmen tätig und für Personalwesen und Finanzbuchhaltung zuständig. Die beiden Schwestern Manuela Michel und Andrea Richard ergänzen mit ihrem Fachwissen in Marketing und Innenarchitektur den Familienbetrieb optimal.
„Wir beschäftigen heute rund 70 Mitarbeiter auf einer Fläche von 5.000 Quadratmetern. Ein weiterer Anbau ist in Planung“, freut sich Markus Biermann. Stolz sind alle Beteiligten darauf, dass sie schon immer zu den Firmen gehört haben, in denen sehr früh neue Technologien und Maschinen eingesetzt wurden. „Unsere Mutter hatte in den 80er Jahren den ersten Computer“, berichten die Enkel des Gründers. Die 68-jährige Seniorchefin Cäcilia Biermann ist heute noch in den Geschäften involviert.
Neben der Herstellung exklusiver Einzelstücke und hochentwickelter Serienmöbel gilt es nicht nur, europaweite Montagen zu planen, sondern auch die in Südafrika und Neuseeland. Namen von Kunden möchten die Inhaber nicht nennen. „Wir schützen die Privatsphäre unserer Kunden. So gibt es hier Projektnamen, ohne die Auftraggeber zu nennen“, berichtet Christian Biermann.
Viel wichtiger ist es der Familie, dass der Kundenwunsch erfüllt wird, und zwar äußerst präzise und perfekt. Digitale 3-D-Präsentationen zeigen die Möbel im Vorfeld. „Nicht selten wünschen die Kunden innovative Ideen. Den Trend zum Materialmix können wir mit neuen Technologien ermöglichen. Das Kombinieren der unterschiedlichsten Materialien ist immer wieder eine geniale individuelle Herausforderung“, freut sich Innenarchitektin Andrea Richard. Die möglichen Materialkombinationen sind im Vergleich zu Großvaters Zeiten, in denen hauptsächlich mit Holz gearbeitet wurde, nur ein Beispiel für außergewöhnliche, ausdrucksstarke und anspruchsvolle Arbeiten aus dem Hause Biermann.
Stolz ist die mittlerweile dritte Generation aber nicht nur auf ihr künftiges Lebenswerk, sondern auch auf die tolle Zusammenarbeit und Kooperation mit hiesigen Handwerkern. „Man kennt sich untereinander und nicht selten greift ein Gewerk ins andere. Das klappt in unserer Region hervorragend. So macht die Arbeit Spaß. Auf externen Baustellen geht es Hand in Hand“, weiß Markus Biermann aus Erfahrung.
Das Holzhandwerk umfasst auch heute die Multimediatechnik. Das ist ein ganz großes Thema. Charmante Feinheiten und technische Finessen werden integriert und sind beim Großkunden wie beim kleinen Privatkunden beliebter denn je. „Wir sind sehr breit aufgestellt und arbeiten kontinuierlich an Verbesserungsprozessen. Neue Technologien und Maschinen sind nach wie vor unser Ding. Aber ohne unsere Mitarbeiter hätten wir längst nicht so viele zufriedene Kunden. Die Ansprüche unserer Kunden sind hoch, damit ist für uns klar: Unsere Mitarbeiter müssen hochqualifiziert sein. Das sind sie auch. Sie sind unser wichtigstes Kapital. Jeder einzelne von unseren Angestellten ist in seinem Bereich genial“, erklärt Markus Biermann. Um dem Fachkräftemangel schon heute entgegenzutreten, setzt Innenausbau Biermann auf den Nachwuchs. Im vergangenen Jahr konnten über 30 Praktikanten das Unternehmen kennenlernen, bis zu neun Lehrlinge befinden sich regelmäßig im Unternehmen. Genauso wichtig wie der Nachwuchs ist bei Biermanns die Nachhaltigkeit. Recycling ist ein permanentes Thema und wird sehr ernst genommen. Hier wird umweltfreundlich und energieeffizient gearbeitet. Geheizt wird mit Holzresten, die Photovoltaikanlage ist auf dem Dach und eine Destillationsanlage für Lackreste befindet sich in einem separaten Raum.
Eine Besichtigung des Betriebes macht deutlich: Hier herrscht Klarheit. Alles ist an seinem Platz. Die großen Hallen sind lichtdurchflutet und strukturiert. Liebevolle Handwerkskunst, mal rustikal, mal elegant, mal extravagant, trifft auf hochtechnologisierte Maschinen, die Befehle aus dem Büro ausführen. Und das alles sehr groß, multifunktional und zukunftsorientiert. Wer hätte gedacht, dass in dem eher spirituell anmutenden Wormbach ein weiterer Global Player aus Schmallenberg agiert.