Landwirte stehen zum Gespräch bereit: Tag des offenen Hofes im Hochsauerlandkreis

von Ursel Schöne
Immer wieder üben Verbraucher Kritik an der Haltung von Nutztieren. Die Medien schaffen ein verzerrtes Bild von der Landwirtschaft und im Alltag erlebt der Bürger eher die unschönen Aspekte, zum Beispiel, wenn die Bauern ihre Gülle ausbringen oder während der Ernte auch nachts mit ihren lauten Maschinen durch das Dorf fahren. Das kann schon mal für Ärger bei den Bewohnern sorgen. Zuletzt war es die Schlagzeile „Millionen für die Bauern“, als Entschädigung für die Dürreperiode in diesem Sommer, die bei der Bevölkerung für Unmut sorgte.
Zur besseren Verständigung veranstaltete der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband e.V. (WLV) im Kreisverband Hochsauerland am 12. August den „Tag der offenen Hoftore“. Fünf Höfe standen in unserer Region bereit, um allen Interessierten ihre Tierhaltung und ihren Arbeitsalltag zu präsentieren. Das Gespräch mit den dort arbeitenden Personen stand dabei im Vordergrund, betonte Josef Schreiber, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland. Zwei Betriebe gehören ins Gebiet Schmallenberg/Eslohe: der Milchviehbetrieb Schulte-Urban GbR und der Biohof Droste in Schmallenberg-Almert.

Die Kuh ist ja gar nicht lila

Über 500 Besucher kamen zur Besichtigung des Milchviehbetriebs Schulte-Urban GbR in Wenholthausen. Vater und Sohn betreiben den Hof gemeinsam und haben vor fünf Jahren einen neuen Kuhstall mit Melkroboter angebaut. Mit dem Roboter werden circa 70 Kühe gemolken, die Höchstgrenze der Roboterkapazität. Es handelt sich hierbei um eine Boxanlage, die von der Kuh mehrmals pro Tag aufgesucht werden kann. Per Chip am Halsband wird die Kuh erkannt. Im Computer sind alle Daten zur Kuh eingespeichert. „Der Vorteil gegenüber Melkständen ist, dass die Kühe den Roboter etwa drei Mal pro Tag aufsuchen“, erklärt Stefan Schulte-Urban. „Dadurch produzieren die Kühe dann auch mehr Milch.“
Nicht selten werden die Milchbauern gefragt, warum die Kühe nicht lila sind – ein Bild aus der Werbung, das sich in den Köpfen der Kinder festgesetzt hat. Genau deswegen sind alle Fragen zur Milchviehhaltung herzlich willkommen. Bei den ganz Kleinen fanden die großen Maschinen besonderen Anklang. Einmal bei einem großen Trecker auf dem Fahrersitz zu sitzen, war ein echtes Highlight. Aber auch das Kälberstreicheln und der Melkroboter erhielten (nicht nur von den Kindern) großen Beifall.

6.000 Hühner, 210 Ziegen, Hunde und Schweine

Auch Familie Droste lud zu einem Tag auf ihrem Biohof ein. Fast 700 Besucher, die sich auf dem weitläufigen Gelände gut verteilten, fanden ihren Weg hierhin. Im Hühnerstall zeigte Brigitta Droste, wie die Eier eingesammelt werden, und erzählte von ihrem Arbeitsalltag. Die Türen zu den Hühnerställen waren weit geöffnet und die Besucher konnten die Herde draußen und drinnen beim Nickerchen, Sandbaden oder Picken beobachten. Für Erstaunen sorgten die Hunde in der Herde. „Es handelt sich um Hütehunde“, erklärt Brigitta Droste. „Sie halten die Habichte von den Hühnern fern. Im letzten Jahr hatten wir dadurch nämlich einige Verluste.“ Auf dem Hofgelände gab es auch Ziegen aus nächster Nähe zu sehen. Der
Höhepunkt waren natürlich die ganz jungen Zicklein.
Michael Hellermann vom Junglandwirteforum zeigte sich angesichts der Besucherzahlen und Rückmeldungen äußerst zufrieden: „Der Tag war ein voller Erfolg. Wir werden ihn auf jeden Fall wiederholen.“