Herbstnahrung für Bienen, Hummeln und Co.

Wissenschaftler der FH engagieren sich für den Schutz von Insekten
Soest. Im Frühling, wenn Raps und Obst blühen, beginnt die Hauptsaison für Insekten, wie Bienen, Hummeln und Co. Ab August bereiten sich die Tiere auf den Winter vor. Da es aber immer weniger naturnahe Flächen gibt und negative Umwelteinflüsse den Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlingen und andere Insektenarten zusätzlich zu schaffen machen, werden vor allem im Spätsommer die Nahrungsquellen knapp. Wissenschaftler der Fachhochschule Südwestfalen haben jetzt gemeinsam mit einem Landwirt in der Region eine Bienenweide angelegt, um diesen Mangel wenigstens partiell zu begegnen.
Die ökologische und ökonomische Bedeutung von Bienen ist immens. Heute ist die Honigbiene bei uns nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier. „Ohne bestäubende Insekten sähe es sehr schlecht um unsere Nahrungsmittelproduktion aus. 75% aller Nahrungsmittel liefernden Pflanzenarten sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig, sowie 90% aller wilden Blühpflanzen weltweit“, erklärt Prof. Dr. Martin Ziron. Bestäuber sind viele Bienenarten, Hummeln, Käfer u.a. Insekten wie Stechmücken oder Wespen können zwar sehr stören, dienen aber ebenfalls dem ökologischen Gleichgewicht z.B. als Futter für Vögel oder als Räuber, die andere Insektenarten in ihrer Ausbreitung begrenzen. Vor allem im Spätsommer finden die Insekten allerdings oft nicht mehr genügend Nektar und Pollen. Daher haben sich Wissenschaftler des Fachbereichs Agrarwirtschaft jetzt gemeinsam mit dem Landwirt Harald Niggemeier Gedanken gemacht, wie den Tieren geholfen werden kann. Auf einer Fläche zwischen Bad Sassendorf und Lohne nahe der Stadt Soest wurde eine Bienenweide auf einem Hektar Fläche angelegt. Das Saatgut hierfür stellte die Firma Freudenberger in Form der Blühmischung TG-4 Terragold Bienenschmaus „Tübinger Mischung“ zur Verfügung.
Im Zuge von Greening-Maßnahmen säen viele Landwirte Blühstreifen, die der Insektenwelt aber auch anderen Tierarten Futter und Schutz bieten und zusätzlich ein schönes Landschaftsbild ergeben. Aber auch in Privatgärten oder auf öffentlichen Flächen könne viel für die heimische Insektenwelt getan werden, so der Professor: „Wildpflanzen, wie Brennnesseln, die als Futterpflanze für die Raupen vieler Schmetterlinge dient, sollten in einer Ecke des Gartens geduldet werden.“ Vom Einsatz diverser Insektizide im Garten rät Ziron ab. Er empfiehlt, stattdessen zu Hausmitteln wie Schmierseife gegen Blattläuse zu greifen oder den Fugenkratzer auf der Terrasse einzusetzen. Bei der Pflanzenauswahl sollten heimische Arten bevorzugt werden, da Insekten häufig an bestimmte Pflanzen angepasst sind und mit exotischen Zierpflanzen nichts anfangen können. Damit auch im trachtarmen Spätsommer noch genügend Futter für Insekten vorhanden ist, sollten Arten dabei sein, die bis in den Herbst hinein blühen.