Ruderclub Meschede hat schönstes Trainingsrevier in NRW

Sonnenschein, Temperaturen um 20 Grad – perfektes Wetter zum Anrudern beim Ruderclub Meschede. So ein Wetter hatte sich der Verein aber auch verdient, denn beim ursprünglich geplanten Termin Mitte März musste die Veranstaltung ausfallen. Weil es mal wieder einen Wintereinbruch im Sauerland gegeben hatte.

Beim Anrudern zeigt sich immer, wie groß der Zusammenhalt im Verein ist: an die 80 Sportler, Ehemalige und Besucher kamen auf dem Gelände am Bootshaus in der Berghauser Bucht zusammen und feierten den Start in die Rudersaison.

Ein zeitintensives Hobby

Knapp 160 Mitglieder hat der Ruderclub Meschede, ungefähr 40 sind aktiv. Die meisten sind in erster Linie just for fun dabei und steigen ab und an ins Boot. Und dann gibt es da noch etwa acht Jugendliche im Verein, die Rudern leistungsmäßig betreiben. Leistungsmäßig heißt: jeden Tag Training und am Wochenende Regatten sowie zwei Wochen Trainingslager in den Osterferien.

Als die beiden Trainer Sebastian und Maria Kleinsorgen 2008 das Training übernahmen, waren die Jugendlichen im Verein eher freizeitmäßig und noch nicht so sehr leistungsorientiert aktiv. „In den Jahren baute sich das nach und nach auf und wir mussten uns immer mehr anstrengen, um mithalten zu können“, erzählt der Trainer. Deswegen wurden Trainingslager zur Regelmäßigkeit. Vor zwei Jahren ging es sogar nach Norditalien. „Da wären wir letztes Jahr auch gerne hingefahren. Aber da wir ein Baby erwarteten, sind wir nur nach Dortmund gefahren. Und das war auch gut so, denn unser Kind ist in Dortmund im Krankenhaus zur Welt gekommen.“ Wäre die Kleine in Italien geboren, hieße sie jetzt vielleicht Giovanna statt Johanna. Aber es ist typisch für Sebastian und Maria Kleinsorgen, dass ihr Kind während eines Trainingslagers zur Welt kam. Die Beiden widmen sich voll und ganz den Jugendlichen im Verein. Nach der Arbeit trainieren sie jeden Tag mit den Kindern und Jugendlichen, am Wochenende unterstützen sie die Sportler bei den Regatten. Und zwischendurch geben sie den Jugendlichen Nachhilfe in Sachen Schule, wenn es nötig ist.

Auf Spenden angewiesen

Mittlerweile hat der RCM einige hoffnungsvolle Talente – wie David Kieserling aus Bödefeld. David fährt bei den Deutschen Meisterschaften regelmäßig gute Zeiten ein und hat die Hoffnung, bei der Junioren-WM 2019 in Tokio an den Start zu gehen. Zu den Talenten gehört auch Ariane Becker, die wegen ihrer Erfolge in 2017 bei der HSK-Wahl Sportlerin des Jahres auf Platz 2 landete. Oder auch Alexandra Föster, die immer wieder durch starke Leistungen auf sich aufmerksam macht. Für sie hat der Verein vor kurzem extra ein Boot angeschafft, das beim Anrudern mit einer halben Flasche Bier auf den Namen It´s my life getauft wurde. 12000 Euro kostete der Einer. Da er gebraucht war, konnte der Verein 4000 Euro sparen. Der RCM muss aufs Geld gucken, denn allein die laufenden Kosten des Geländes am Hennesee für Pacht, Strom, Wasser sind nicht zu unterschätzen. Nur durch Mitgliederbeiträge kann der Verein nicht überleben. „Wenn ein neues Boot gekauft werden soll, müssen über Jahre hinweg Spenden gesammelt werden, um die Kosten stemmen zu können. Und wir haben auch das Glück, dass ein ehemaliger Leistungsruderer aus Soest hier bei uns trainiert. Der unterstützt uns auch, der macht das gerne“, erzählt Sebastian Kleinsorgen, während er aus dem Fenster des Vereinsheims raus auf den See guckt.

Leistungstraining in guter und schöner Lage

Der Hennesee, das Trainingsquartier des RC Meschede. Der See hat den Vorteil, dass er viele windgeschützte Ecken hat, da er sehr verwinkelt ist. „Ansonsten ist er einfach das schönste Gewässer in Nordrhein-Westfalen“, schwärmt der Trainer. „Der Landestrainer freut sich immer, wenn er hier hoch kommt. Der sagt immer, wie schön wir es haben mit der vielen Natur.“ Die meisten Vereine sind Kanal-Vereine, das heißt, die trainieren auf dem Dortmund-Ems-Kanal oder dem Hamm-Datteln-Kanal und nicht in den Wellen wie die Mescheder Ruderer auf dem Hennesee. Deswegen haben die Kanal-Vereine laut Kleinsorgen oft bei den Regatten das Nachsehen.

Ende April ist die Regatten-Saison gestartet, bis Ende Juni sind die Ruderer aus dem Sauerland fast jedes Wochenende unterwegs und Sebastian und Maria Kleinsorgen sind natürlich dabei. Ende Juni finden in Köln die Deutschen Meisterschaften der U17/U19 statt. Knapp 20 000 Kilometer legen die Ruderer des RC Meschede in einem Jahr zurück – auf der Straße, nicht auf dem Wasser. Das kann man auf dem Tacho des Vereinsbullis ablesen.

Mescheder sind stark

Mittlerweile ist der Ruderclub Meschede deutschlandweit bekannt und hat laut seinem Jugend-Trainer vor allem in NRW einen guten Stand. „Wenn man Meschede hört, wissen die Anderen, da muss man vorsichtig sein, weil wir stark sind”, freut er sich. Der gute Name des Ruderclubs Meschede liegt bestimmt aber auch an dem bekanntesten Ruderer, den der Verein je hervor gebracht hat: Matthias Ungemach gewann zwei Weltmeister-Titel und nahm zwei Mal an Olympischen Spielen teil. Heute lebt der 50-Jährige in Sydney und bildet Ruderer für die australische Nationalmannschaft aus. Wie sehr sich Ungemach noch mit dem Verein verbunden fühlt, erzählt Sebastian Kleinsorgen: “Matthias war noch über Weihnachten hier und hat bei uns vorbei geguckt. Er und auch sein Bruder Christian schicken nach einer Regatta immer mal wieder eine WhatsApp: Hey, das war gut! Also, die gucken sich unsere Ergebnisse schon an. Das finden wir schön!”

Text: Nicola Collas

Fotos: S. Droste

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