Kunstkopfmesssystem ermöglicht Sound Design Untersuchungen

Masterstudent entwickelt binaurales Messsystem in seiner Abschlussarbeit


Iserlohn. Mit dem Produkt seiner Masterarbeit im Studiengang Integrierte Produktentwicklung hinterlässt Henning Koch im Labor für Fahrwerktechnik der Fachhochschule Südwestfalen einen Teil von sich selbst. Konkret von seinem Ohr, das als Modell für das von ihm gebaute Kunstkopfmesssystem diente und nun als Silikonvariante Messungen im Bereich Sound Design für Lehrzwecke ermöglicht.

Bei Sound Design, auf Deutsch Tongestaltung, denkt man in erster Linie an die die kreative Arbeit mit Klängen und Geräuschen im Musik- und Medienbereich. Doch auch in der Industrie, zum Beispiel bei der Automobilfertigung, kommt die Tongestaltung zum Einsatz. Sei es um gewünschte Motorengeräusche zu gestalten oder die akustischen Eigenschaften von Materialien zu untersuchen.
Auf die Idee zu seinem Masterthema ist Henning Koch durch seine Mitarbeit bei einem Forschungsprojekt der Hochschule zur Schallbetrachtung von Kunststoffen gekommen. „Kunstkopfmesssysteme gibt es vielfach zu kaufen, allerdings sind sie in der Anschaffung sehr teuer und übersteigen den Etat unserer Labore. Daher habe ich in meiner Abschlussarbeit so ein binaurales (binaural = mit beiden Ohren) Messsystem mit einfachen Mitteln selber gebaut, damit wir es zu Lehrzwecken in unseren Praktika einsetzen können“, erläutert Koch.
Rund ein Jahr lang hat sich der 29-jährige Maschinenbauingenieur mit entsprechenden Datenblättern der Hersteller beschäftigt, Hörgeräteakustiker befragt und dann auf der Grundlage einer Schaufensterpuppe und einer Silikonnachbildung seines eigenen Ohrs das Messsystem entwickelt. Hinter dem Silikonohr befindet sich ein Mikrofon, das eine Aufnahme von Schallsignalen ermöglicht, die bei der Wiedergabe über Kopfhörer einen natürlichen Höreindruck erzeugen.
Kochs Betreuer, Prof. Dr. Andreas Nevoigt, erklärt an einem Beispiel, wofür solche Messungen sinnvoll sind: „ Möchte beispielsweise ein Autohersteller wissen, welche Teppichauskleidung bei Käufern die beste akustische Eigenschaft besitzt, kann er mit einem Kunstkopfmesssystem im Auto die Geräusche von verschiedenen Teppichqualitäten aufnehmen und diese Geräuschvarianten den Probanden über Kopfhörer vorspielen“. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass in einer kurzen Zeit einer großen Gruppe von Probanden die unterschiedlichen Geräusche vorgespielt werden können. „Das ist dann ein bisschen so wie bei einer Weinprobe, wo jeder Teilnehmer den ihm am besten schmeckenden Wein benennen kann“, erklärt Nevoigt.
Henning Koch wird noch bis Januar als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule arbeiten, danach soll es in die Industrie gehen. Sein Kunstkopfmesssystem und vor allem seine Ohrnachbildung werden aber noch viele Studierende im Automotive-Studium begleiten.
Infos zum Maschinenbaustudium unter: www.wirsindmaschinenbau.de

Henning Koch und sein Kunstkopfmesssystem