Deutschlands bester Melker

Foto: Klaus-Peter Kappest

Alexander Gerbe aus Felbecke Sieger beim Bundeswettbewerb

von Hermann-J. Hoffe
Vor genau fünf Jahren haben wir hier im WOLL-Magazin den angehenden Landwirt Alexander Gerbe aus Schmallenberg-Felbecke vorgestellt. Der damals 17-Jährige hatte gerade seine Ausbildung zum Landwirt begonnen und ganz konkrete Vorstellungen von seiner Zukunft: „Nach der Ausbildung möchte ich die Fachschule für Agrarwirtschaft und die Höhere Landbauschule in Meschede besuchen. Danach bin ich 22 Jahre und sehr gut ausgebildet, um im landwirtschaftlichen Bereich zu arbeiten.“ Und so ist es gekommen. In diesem Sommer macht Alexander Gerbe seinen Abschluss als Staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt.

Gesamtsieger und Erster in der Disziplin Side-by-Side-Melkstand

Doch schon jetzt hat sich der junge Sauerländer bundesweit einen Namen gemacht. Alexander Gerbe ist Deutschlands bester Melker. Er siegte beim 35. Bundeswettbewerb Melken der DLG (Deutsche Landwirtschaftliche Gesellschaft), der vom 22. bis 26. April am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Echem der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stattgefunden hat. Der sympathische Felbecker wurde dort Gesamtsieger und zugleich Erster in der Disziplin Side-by-Side-Melkstand. Beim Side-by-Side-Melkstand stehen die Kühe nebeneinander im Melkstand und der Melker geht von Kuh zu Kuh, um zu melken, anders als zum Beispiel beim Melkroboter, wo die Kühe die Freiheit haben, sich selbst zu melken.

Immer mehr Kühe

Und wie sieht Alexander Gerbe, der nach seiner Ausbildung für ein halbes Jahr im fernen Neuseeland Eindrücke und Erfahrungen gesammelt hat, seine Zukunft und die der Landwirtschaft hier bei uns? „Nach dem Abschluss der Fachschule Meschede werde ich beim Hof Klöpper in Frielinghausen, meinem ersten Ausbildungsbetrieb, angestellt. Später gilt es für mich zu entscheiden, entweder den heimischen Betrieb auszubauen oder in einem größeren landwirtschaftlichen Betrieb in die Anstellung zu gehen.“
Vor dieser Entscheidung steht nicht nur Alexander Gerbe. Der Hof seiner Eltern ist ein typischer Nebenerwerbsbetrieb mit rund 30 Milchkühen. Diese Größenordnung reicht nicht aus, damit eine Familie davon leben kann. Die schwankenden Milchpreise und immer mehr Auflagen und Einschränkungen sowie der Druck der Öffentlichkeit zwingen zunehmend landwirtschaftliche Betriebe zur Aufgabe oder zur Vergrößerung des Betriebes. Durchschnittlich gibt es heute (2016) auf den 433 Milchviehbetrieben im Hochsauerlandkreis 57 Kühe, bei insgesamt 24.616 Kühen. Sechs Jahre zuvor gab es noch 495 Betriebe im Hochsauerlandkreis mit 22.466 Kühen, was durchschnittlich 45 Kühe pro Betrieb bedeutete. Diese Zahlen der Landwirtschaftskammer Meschede belegen eindeutig die Entwicklung: Mehr Kühe, aber weniger Betriebe.

Landwirtschaft hat Zukunft

Für den jungen Landwirt Alexander Gerbe ist klar: „Es muss sich in der Landwirtschaft einiges ändern. Wir können nicht mehr so arbeiten wie früher, aufgrund der Vorgaben und Vorschriften und aus Ertragssicht. Dabei können auch nicht alle auf Ökologie und Bio setzen. Denn die Flächen sind begrenzt und alle Menschen wollen mit hochwertigen Lebensmitteln versorgt werden.“ Der Strukturwandel wird sich also fortsetzen. Kleinere Betriebe, die weiter wirtschaften wollen, werden wahrscheinlich Nischen erschließen müssen oder, wie es im Sauerland häufiger zu beobachten ist, andere Betriebszweige wie zum Beispiel einen Ferienhof hinzunehmen. „Ein Leben ohne Landwirtschaft kann ich mir einfach nicht vorstellen, und ich bin mir sicher, dass dieser Bereich auch in Zukunft bedeutsam sein wird.“ Das sagte Alexander Gerbe vor fünf Jahren und das sagt er auch heute. „Und ich wünsche mir von Seiten der Verbraucher, dass die Arbeit der Landwirte, die hochwertige Lebensmittel erzeugen, mehr geschätzt und nicht als selbstverständlich hingenommen wird.“