Von der Natur designed

Treibgut

Er ist Sammler, Bastler und begeisterter Flohmarktgänger. Der pensionierte Lehrer Fritz Rohe lässt sich von der Natur inspirieren und fügt seine Fundstücke zu Objekten zusammen, die von ihrer Beschaffenheit einmalig sind.

Das Treibgut, das die Basis bildet, sucht er nach Stürmen an der Henne. „Ich habe da so drei Stellen, wo ich meistens fündig werde“, erzählt er. Wie viele Jahre so ein Stück Holz im Wasser war, kann man nicht sagen. „Es kommt vor, dass ich mit dem Gefundenen in die Autowaschanlage muss und das Holz von Moos und Schmutz mit dem Hochdruckreiniger befreie.“

Zaunpfähle aus Eiche, Holz mit Brandspuren, das von Feuerstellen an der Henne anschließend ins Wasser geworfen wurde oder abgeknickte Baumstämme und Äste – sein geschultes Auge erkennt sofort, was sich zu einem Kunstwerk weiterverarbeiten lässt. Die Ursprünglichkeit gibt dem Objekt seinen Charme und soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Rostige Nägel oder Reflektoren an Zaunpfählen bleiben dran. Die Fundstücke werden nach dem Trocknen sorgfältig gebürstet und ggf. mit Bienenwachs bearbeitet. Um eine besonders markante Struktur hervorzuheben, wird das Holz auch gerne mit Leinöl bepinselt. „Es kommt häufig vor, dass ich so ein Stück einige Male in die Hand nehme, bevor ich weiß, was daraus entstehen soll. Und manchmal gibt meine Frau auch wertvolle Tipps“, erzählt er schmunzelnd. Bei dem 120 cm langen Fisch gab es nichts zu überlegen. Form und Struktur waren über jeden Zweifel erhaben und die Natur legte fest, was das Objekt darstellen sollte. Solche seltenen Funde sind die Sahnestückchen des Sammlers.



 
 
 
  Fritz Rohe in seiner Werkstatt

Eigentlich begann alles, als Fritz Rohe Engelsfiguren aus Holz entwerfen wollte und auf der Suche war nach entsprechenden Zaunpfählen, die mit einer Edelstahl- oder Glaskugel als Kopf, Hufeisen oder Muscheln als Engelsflügel und einer rostigen Kette die knorrige Figur zum gewünschten Objekt machten. Wenn man sein Haus betritt, wird schnell klar, dass hier ein Kunstliebhaber lebt. Originalgemälde schmücken die Wände, ein Tischfuß aus schwerem Basalt hält die große Glasplatte des Wohnzimmertisches. Tischlampen und Stehlampen mit wildgewachsenem Holzfuß zieren das Wohnzimmer und einige Objekte aus Stein und Holz schmücken den kleinen Garten. Sofort ins Auge fällt einem ein geschnitzter Holzbalken aus seinem Elternhaus aus dem Jahr 1661, der auf einem Treppenabsatz steht und je nach Jahreszeit von seiner Frau neu dekoriert wird. Dieses geschichtsträchtige Stück scheint die Basis seines Schaffens zu bilden. Stolz zeigt er uns ein Fotobuch, in welchem alle Objekte abgebildet sind, die er je entworfen hat.

In seinem Bastelkeller dürfen wir dann einen Blick auf seine Flohmarktfunde werfen, die bisher noch nicht das richtige Gegenstück aus Holz gefunden haben. Dazu gehören u. a. Lampen aus den 20er Jahren oder auch ein Kleiderhaken einer Waschkaue aus einem Bergwerk. „Retro ist in.“ sagt er und zeigt uns Vintage-LED-Lampen oder auch Edison-Glühbirnen genannt, die es mittlerweile wieder zu kaufen gibt und die ein warmes Licht verströmen.

Unser Rundgang durch sein Haus endet in der Garage. Hier ist schon lange kein Platz mehr für das Auto. Die fertigen Objekte stehen in Reih und Glied – für den Betrachter bietet sich eine Vielfalt aus Steh- oder Tischlampen, Kerzenständern oder aus Stehlen, die mit Glaskugeln, Kristallen oder Steinen versehen, dem Objekt ein neues Gesicht geben. Sogar ein Stein aus dem See Genezareth verziert ein Holzobjekt. Das indirekte Licht, das er an den Kunstwerken angebracht hat, entfaltet die Strukturen des Holzes und verleiht den Glaskugeln und Kristallen einen besonderen Glanz. Als Fuß für die Stehlen dienen meistens Natursteine, die er ebenfalls am Henneufer findet.

Meine Frau wünscht sich, dass das Auto bald wieder in die Garage passt“, sagt er lachend. Es fällt ihm nicht schwer, sich von diesen Objekten zu trennen und außerdem: es gibt ja immer wieder Neues zu finden, woll?

Text: Anke Kemper

Fotos: S. Droste

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