Wo die Kirche noch mitten im Dorf steht – Pfarrkirche St. Cäcilia in Wenholthausen

Foto: Ralf Litera

Wann die erste Pfarrkirche in Wenholthausen errichtet wurde, ist nicht ganz klar. Vermutlich in den Jahren 1220 bis 1240. Laut einer alten Überlieferung stand hier aber schon seit etwa 800 n. Chr., der Zeit Karls des Großen, eine Kirche aus Holz. Bevor die Pfarrkirche St. Cäcilia, wie sie heute in Wenholthausen zu sehen ist, gebaut wurde, erlebte die dortige Kirche eine wechselhafte und zum Teil turbulente Geschichte.

Die erste Kirche aus Stein, die in Wenholthausen errichtet wurde, war im spätromanischen Stil gestaltet worden. Es herrschten jedoch lange Zeit ärmliche Verhältnisse und die Kirche wurde zusehends marode. 1669 wurde ein Bittgesuch beim Kurfürsten von Köln eingereicht, da der Turm dringend restauriert werden musste. Dies geschah jedoch nicht. Der Turm war in einem so schlechten Zustand, dass die beiden Glocken aus dem Turm entfernt und in einem Apfelbaum in der Nähe aufgehängt wurden. 1819 stürzte der Turm schließlich ein, erst 1884 wurde ein neuer errichtet.

St. Cäcilia von außen betrachtet

Als Bildung und Wohlstand im Ort wuchsen, wurde die Kirche erweitert. Mit der Anknüpfung an das Bahnnetz baute man auch Straßen und Brücken. So wurde der Fremdenverkehr angekurbelt und damit auch Industrie, Handel, Handwerk und die Gastronomie. Menschen kamen aus der Stadt nach Wenholthausen, um Urlaub zu machen, oder wurden auf ärztliche Anweisung zur Kur dorthin geschickt. Mit der Schließung der Bahnstrecke 1964 änderte sich das und im Ort wurde es wieder ruhiger.

„Wir können den Wandel gestalten und brauchen ihn nicht einfach zu erleiden. Das gilt auch für das kirchliche Leben, das ebenfalls gravierenden Wandlungen unterworfen ist“, schrieb Pastor Ludger Eilebrecht einmal.* Wandel ist jedoch nicht immer willkommen, und so standen dem Bau der heutigen Kirche viele Einwohner Wenholthausens skeptisch gegenüber, hieß es doch, dass die alte Kirche unter Denkmalschutz stehe und dieser für den Neubau aufgehoben worden sei. 1970 wurde schließlich mit dem Bau begonnen.

In einem Gedicht über den Kirchenneubau von Reinhold Hesse senior heißt es:
Vandage is de Kiärke ferrig sau weyt,
doch Kinners, – wat was dat föerne Teyt!
Wat is doch in diän leßten drei Johren
üewer de Kiärke ränseneyert woren!
Un use Pastauer hiät vandage vlichte
ne Masse Föllekes mehr imme Gesichte.

Zu Weihnachten 1971 konnte die erste Messe im neuen Gotteshaus gelesen werden, bevor es 1972 schließlich feierlich eingeweiht wurde. Der alte Turm blieb erhalten und steht nun hinter dem Altar des neuen Kirchenschiffes, wo er als Sakramentskapelle genutzt wird. Das Dach des Kirchenschiffes ist, genau wie der Turm, mit Naturschiefer gedeckt und die Wände sind mit Naturstein verblendet, so dass Turm und Schiff trotz der unterschiedlichen Baujahre optisch zusammenpassen.

1999 wurde die Pfarrkirche erneut innen renoviert. „Sie beeindruckt immer wieder Gäste aus nah und fern durch Schlichtheit und Andacht, Verbindung von Alt und Neu im Baustil und ihre einladende Ruhe sowie die festliche Gestaltung und ihren immer ansprechenden Blumenschmuck“, heißt es in der Wenholthauser Chronik zum Jubiläumsjahr.* Die neue Kirche ist eine Bereicherung für den Ort, der auch heute noch viele Besucher anzieht.

*Chronik zum Jubiläumsjahr, 1654–2004,
350 Jahre Schützen bruderschaft St. Sebastianus 1654 e.V.
Wenholthausen/Sauerland