Balve Optimum – Tag 4

BALVE OPTIMUM: Sönke Rothenberger triumphiert auch in der Grand Prix Kür
Der neue Deutsche Meister in der Grand Prix Kür heißt Sönke Rothenberger. Mit seinem Ausnahmepferd, dem elfjährigen niederländischen Wallach Cosmo, war er auch heute das Maß der Dinge. Als letztes Starterpaar tanzten sich der 23-jährige Rothenberger und der Van Gogh-Nachkomme auf satte  88.425 %. In der künstlerischen B-Note gab es von Chefrichterin Dr. Evi Eisenhardt sogar 95%! Am Freitag hatten die Zwei bereits den Grand Prix für sich entscheiden können, am Samstag gab es Gold im Grand Prix Special. „Das war meine beste Prüfung und unser erfolgreichstes Turnier!“, freute sich Sönke Rothenberger, der nach dem Sieg cool und locker wirkte. „So ein Turnier strengt aber auch mental an. Jetzt bin ich aber einfach nur super froh!“ Gab es am Samstag noch ein Duell um die Goldmedaille zwischen Rothenberger und Werth, so blieb dieser heute aus. Die erfolgreichste Dressurreiterin verzichtete aus Rücksicht auf Weihegold auf einen Start in der Grand Prix Kür. „Uns deshalb war mein Ziel heute, die Silbermedaille zu holen“, sagte Dorothee Schneider. Ihr Plan ging auf. Mit dem frischen und charmanten zwölfjährigen Hengst Sammy Davis jr. (v. San Remo) erhielt sie von den Richtern 82.975 %. „Sammy kennt die Kür aus der Weltcupsaison. Aber er war heute auch wirklich gut drauf, ist in einer Top-Verfassung und er gab mir ein super Gefühl in der Kür. Das haben auch die Zuschauer gespürt und uns aus dem Viereck getragen“, so Schneider, die noch neidlos zugab: „Sönke spielt in seiner eigenen Liga.“
Drei Pferde unter den ersten fünf – die Kür verlief äußerst erfolgreich für die Familie Werndl: Jessica von Bredow-Werndl und ihre schicke elfjährige Trakehnerstute TSF Dalera BB (v. Easy Game) sicherten sich die Bronzemedaille (82.675). Nur 0.3 % trennten die Aubenhausenerin vom Silberrang. Die Freude über das Edelmetall hätte dennoch nicht größer sein können. „Ich bin so unfassbar stolz auf Dalera. Sie entwickelt sich so schnell und reift quasi von Woche zu Woche. Die Kür heute war erst ihre insgesamt zweite Kür! Dalera fasziniert mich einfach.“ Ein Pferd mit ganz viel Potential: Dalera befindet sich nun auch im Olympiakader, damit hat Jessi Werndl – ebenso wie Isabell Werth und Dorothee Schneider – aktuell drei Pferde für Championate. Auf Rang vier platzierte sich ebenfalls Jessica von Bredow-Werndl. Mit der niederländischen Stute Zaire-E (v. Son de Niro) kam sie auf 79.750 %. Ihr Bruder Benjamin „Benni“ Werndl hatte den 14-jährigen Daily Mirror gesattelt. Mit dem Damon Hill-Nachkommen hat er endlich wieder ein Pferd für große Aufgaben im Stall. 76.825 % bekam er für seine schöne Vorstellung – Platz fünf in der Grand Prix Kür und auch die Berufung in den Perspektivkader.
Bundestrainerin Monica Theodorescu zeigte sich äußerst gut gelaunt. Kein Wunder, kann sie doch aus dem Vollen schöpfen: So viele Top-Pferde/Top-Paare gab es noch nie. „Wir haben hier in Balve tolle Prüfungen gesehen, die Reiter und Pferde waren alle bestens vorbereitet. Einzig das drückende Wetter war schwierig, so musste beispielsweise das Abreiten nur dosiert stattfinden. Schade, dass wir mit Desperados, Emilio und Showtime verletzungsbedingte Ausfälle zu verzeichnen hatten. Dennoch haben wir hier besten Sport gesehen.“ Dr. Evi Eisenhardt ergänzt: „Das hier war Weltklasse!“
BALVE OPTIMUM: Ein Franzose verhilft Mario Stevens zur Goldmedaille
Er selbst konnte es kaum fassen: Mario Stevens ist neuer Deutscher Meister der Springreiter! Als klar war, dass er mindestens Silber gewonnen hatte, zückte der sympathische Blondschopf direkt sein Handy und setzte seine Frau von seinem Erfolg mit einem erleichterten Lachen im Gesicht in Kenntnis. Dem 35-Jährigen aus Molbergen – belastet mit insgesamt drei Fehlerpunkten für Zeitüberschreitung aus beiden Wertungsprüfungen – hätte nur noch Marcus Ehning gefährlich werden können, der auf der zwölfjährigen Canturo-Tochter Cristy bis zum zweiten Umlauf der zweiten Wertungsprüfung ohne Fehler geblieben und als letzter Starter an der Reihe war. Spannung pur auf dem Platz der Meister beim BALVE OPTIMUM. Doch bei dem Borkener Marcus Ehning lief es leider gar nicht nach Maß, nach mehreren Abwürfen verzichtete er auf eine Wertung. Somit war klar: Mario Stevens ist zum ersten Mal Deutscher Meister der Springreiter – und war auch der einzige, der in allen 4 Runden (2 Wertungsprüfungen mit jeweils 2 Umläufen) ohne Abwürfe geblieben war. „Frank Rothenberger hat den Parcours sehr gut, aber auch sehr anspruchsvoll gebaut“, sagte Stevens. Sein Partner im Parcours: Der elfjährige Franzose Talisman de Mazure (v. Quaprice), der ihm erst seit ein paar Tagen gehört. Punktlandung könnte man sagen. Da sich der Springreiter und die Fuchswallach aber noch in der Kennlernphase befinden, hat „Super-Mario“, wie er oft genannt wird, auch wohl nicht allzu sehr auf die Tube gedrückt und somit Zeitfehler in Kauf genommen. Wer den Besitzer eines eigenen Springstalls kennt, der weiß, dass er normalerweise nämlich sehr rasante Runden abliefert. Wie dem auch sei, heute zumindest hat ihm die vernünftige Vorsichtsvariante Glück gebracht. Doch noch vor sechs Wochen war gar nicht klar, ob er überhaupt zur Deutschen Meisterschaft fahren kann, denn er lag auf der Intensivstation. „Ich hatte ein Magengeschwür, das geplatzt und notoperiert worden ist“, so Mario Stevens. Die Goldmedaille bei der Deutschen Meisterschaft der Springreiter ist im Übrigen Stevens bislang größter Erfolg. Als Junger Reiter war er schon einmal Deutscher Meister ebenso wie Mannschaftseuropameister. 2008 belegte er den vierten Platz bei der Deutschen Meisterschaft im Seniorenlager. Genau zehn Jahre später gelingt Mario Stevens nun der Sieg. In der Ehrenrunde verleiht er seiner Freude Ausdruck – und auch Talisman de Mazure, der übrigens zuvor von John Whitaker geritten wurde, schien die Aufmerksamkeit zu genießen. „Das Pferd liegt mir sehr und ich glaube, er mag mich auch“, so Stevens mit einem Lachen. Sein Plan für die nächsten Wochen? „Erst gehe ich als fünfter Mann mit zum Nationenpreis von Sopot und dann steht Aachen an.“ Als Deutscher Meister sei er auch sicher dabei, versprach Bundestrainer Otto Becker. „Ich muss zugeben, ich hatte Mario nicht auf dem Zettel. Er war im Krankenhaus und hat ein neues Pferd. Aber umso mehr freue ich mich auch für ihn. Und genau deswegen liebe ich die Deutschen Meisterschaften auch so! Und an dieser Stelle muss ich auch Rosalie von Landsberg-Velen auch noch ein Kompliment aussprechen. Die DM hat einen tollen Standort hier beim BALVE OPTIMUM!“
Das findet wohl auch FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau, der Rosalie von Landsberg-Velen bereits fragte, ob sie sich vorstellen könne, die Deutschen Meisterschaften im Dressur- und Springreiten bis 2025 weiterhin auszurichten. Bis 2020 ist die DM sicher noch in Balve beheimatet. „Ich bin sehr froh und auch stolz, die Meisterschaften hier zu haben und ich finde, sie passen auch gut hierher, aber es ist natürlich auch eine große Herausforderung“, so die Veranstalterin.
Die Silbermedaille fiel an Guido Klatte jun., der sich lediglich einen Abwurf im zweiten Umlauf der ersten Wertungsprüfung erlaubt hatte. Sein elfjähriger Quidam de Revel-Nachkomme Qinghai wurde von ihm selbst ausgebildet und „gehört zur Familie. Ich reite ihn seit sieben Jahren. Mit dem Erfolg hier hätte ich gar nicht gerechnet, denn Qinhai hatte sich verletzt und ich hatte ihn behutsam wieder aufgebaut“, so der 22-Jährige, der 2016 Deutscher Meister der Jungen Reiter war. Für Gold hat es nicht gereicht, dafür durfte er sich aber über den Sieg im Optimum Preis der Warsteiner Brauerei, Haus Cramer und des Landes Nordrhein-Westfalen freuen, der zeitgleich als Finalprüfung der Deutschen Meisterschaften fungierte.
Bronze erritt sich Michael Kölz mit Anpowikapi, einem elfjährigen Nachkommen von Askari. Auch er leistete sich in allen vier Runden nur einen Abwurf, war aber etwas langsamer als Guido Klatte jun. „Ich hatte ein super Gefühl im Parcours!“, so ein glücklicher Michael Kölz, dessen größter Traum es ist, einmal in Aache zu reiten. Mit dieser Bronze-Medaille im Gepäck ist er der Erfüllung dieses Traumes ein großes Stück näher gekommen. „ich werde mich dafür stark machen, dass alle drei Medaillengewinner in Aachen starten dürfen“, so Otto Becker.
Im Preis der Liselott-Schindling-Stiftung, einer Dressurprüfung Kl. S*** Grand Prix U 25 zugleich Wertungsprüfung des Piaff Förderpreises siegte wie schon am Vortag Jil-Marielle Becks auf dem zehnjährigen Damon-Hill-Nachkommen Damon`s Satelite mit 73.605 % vor Bianca Nowag, Mitglied des neuen Nachwuchskaders 1 (U 25), und der Westfalenstute Fair Play RB (v. Fidermark), die für ihre Leistung 71.465 % erhielten. Rang drei fiel an Anna-Christina Abbelen und ihren 15-jährigen Hannoveraner Wallach Henny Hennessy (v. Hofrat). Für Aufsehen am Dressurplatz sorgte wiederum Torwart Manuel Neuer, der zum BALVE OPTIMUM gereist war, um seine Frau Nina zu unterstützen. Die für den RFV Aubenhausen reitende Amazone startete auf dem elfjährigen Hannoveraner Hengst Don Darius im Piaff Förderpreis und belegte hier mit 61.093 % den 13. Platz. Die 22-jährige Nina Neuer, die bei Benjamin Werndl trainiert, erwarb denn Don Frederico-Sohn Anfang 2018 vom Landgestüt Celle. Nach seiner Körung war Don Darius zweitbester Hengst beim 300-Tage-Test und gewann 2011 Silber beim Bundeschampionat.