„Das Schwimmen in die Wiege gelegt“: Moritz Kemper will jetzt ganz oben anklopfen

Foto: Tom Linke

Das Schwimmen wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. „Ich bin im Wasser groß geworden“, sagt Moritz Kemper. Der 20-jährige Polizeikommissar-Anwärter ist der beste Schwimmer des Sauerlandes. In diesem Jahr will Kemper „ganz oben anklopfen“ und in seinen Paradedisziplinen 50 und 100 Meter Brust zu den besten deutschen Schwimmern gehören. „Die Lust auf Wasser und Schwimmen, die habe ich, die geht nicht verloren“, sagt der Top-Athlet des SV Neptun Neheim-Hüsten. „Moritz ist unser Aushängeschild und Vorbild“, erklärt Neptun-Chef Dieter Langer.

Spross einer Schwimm-Dynastie

Schaut man auf seine Familie und das Umfeld, so waren die Vorzeichen für die Schwimmkarriere von Moritz ideal. Seine Familie und seine Verwandten sind dem Schwimmsport seit Jahrzehnten verbunden und treibende Kräfte des SV Neptun. Seine Mutter Karin war unter ihrem Mädchennamen Lutter unter anderem Deutsche Jahrgangs-Vizemeisterin über 100 Meter Brust. Ihre Schwester Barbara Stobbe gehörte ebenfalls unter ihrem Mädchennamen Lutter der legendären Frauen-Riege des SV Neptun an, die große Erfolge in der Mannschafts-Bundesliga feierte. Der erfolgreichen Schwimm-Dynastie Lutter gehört ebenfalls Gerd Lutter, der Onkel von Moritz, an. Diese große Tradition haben die Großeltern von Moritz begründet: Elisabeth und der im letzten Jahr gestorbene Neptun-Ehrenvorsitzende Heinz Lutter. „Meinen Großeltern haben wir viel zu verdanken“, betont Moritz.

Vom Babyschwimmen zu den Paradedisziplinen

Sein Weg ins Wasser führte zunächst zum Babyschwimmen im Therapiebecken. Doch schnurstracks verlief der weitere Weg des Müscheders zunächst nicht. „Ich habe alles ausprobiert, Fußball, Volleyball oder Tennis“, sagt Moritz. „Die Leidenschaft fürs Wasser war schließlich entscheidend. Mit neun Jahren habe ich mich dann endgültig fürs Schwimmen entschieden.“ Die Schwimmkarriere begann – und zwar mit Paukenschlägen! Die Siege bei den Kreismeisterschaften in allen vier Disziplinen (Brust, Schmetterling, Rücken und Kraul/ Freistil) waren ein beeindruckender Auftakt. „Bereits mit zwölf Jahren gehörte ich als Fördertalent der ersten Mannschaft an“, erinnert Moritz sich. Großen Anteil an der Entwicklung des begnadeten Schwimm-Talents hatte das Trainer-Team des SV Neptun. Mit 13 Jahren wurde Ulrich Diese sein Trainer. Danach folgte Torsten Juds, der auch heute noch sein Coach ist. Die Trainingseinheiten im NASS und im Neheimer Freibad wurden länger und intensiver. Die Erfolge stellten sich ein: Zunächst bei den Bezirksmeisterschaften, dann auf NRW-Ebene. Er wurde nordrhein-westfälischer
Jahrgangsmeister in seinen „Paradedisziplinen“ 50 und 100 Meter Brust. „Ich habe gemerkt, dass aus mir was werden kann.“ Mit 17 Jahren machte er auch national auf sich aufmerksam: 2014 wurde er Deutscher Jahrgangsmeister über 50 Meter und Vizemeister über 100 Meter Brust. „Mein Ziel war, meine Mutter zu toppen, die Jahrgangs-Vizemeisterin über 100 Meter Brust geworden war. Das ist mir gelungen.“, lacht der Schwimmer. Und wie hat die Mutter reagiert? „Meine Mutter war stolz auf mich, auch mein Vater Andreas und meine Schwester Johanna.“

Erfolgreicher Titelsammler

Ein „überragendes Erlebnis“ war die 18. HSK-Sportgala am 11. April 2015 in der Olsberger Kur- und Konzerthalle: Moritz wurde als „HSK-Sportler des Jahres“ geehrt – und das ausgerechnet an seinem 18. Geburtstag. „Diese Auszeichnung erfüllt mich mit Stolz und Freude“, erklärt Moritz, dessen Karriere weiter an Fahrt aufnahm. 2017 sicherte er sich den Titel über 50 Meter Brust bei den off enen NRW-Meisterschaften. Bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften in Berlin gewann er den Titel über 100 Meter Brust in der Zeit von 1:03,47 Minuten. Über 50 Meter Brust landete er mit 28,47 Sekunden auf dem zweiten Platz. „Mit diesen Erfolgen hatte ich nicht gerechnet.“ Bei den Europäischen Polizeimeisterschaften in Hannover (28. 8. bis 1. 9. 2017) sicherte er sich Silber über 50 Meter Brust und schwamm über 100 Meter auf Rang vier. Mit der 4 x 100 m Lagenstaffel holte er Silber: „2017 war ein intensives Jahr.“

Neue Kapitel warten

Jetzt hat für den angehenden Polizeikommissar ein neues Kapitel begonnen. „Die Zeit der Jahrgangsmeisterschaften ist vorbei. Jetzt geht es darum, ganz oben anzuklopfen.“ Das heißt: Moritz will bei den off enen Deutschen Meisterschaften über 50 und/oder 100 Meter Brust das A-Finale der besten deutschen Schwimmer erreichen. „Klar, das Training muss noch einmal gesteigert werden“, erklärt Moritz.
Er ist sicher, dass er seine (gesteigerten) Ambitionen im Schwimmbecken mit seiner beruflichen Ausbildung gut vereinbaren kann. „Bisher hat das auch geklappt.“ Im September 2018 will er die Prüfung zum Polizeikommissar ablegen. Bis dahin läuft noch seine dreigliedrige Ausbildung: An der FH Dortmund geht es um die Theorie, das „Trainingsmodul“ findet in der Polizeischule in Selm/Bork statt. Die Praxis absolviert er bei der Polizei in Brilon. Seine sportliche Zukunft hat er fest im Visier: „Ich habe vor, die nächsten Jahre erfolgreich zu schwimmen und meine Zeiten zu verbessern. Der Leistungssport macht Spaß. Ich habe in meiner Jugend nichts verpasst, trotz des harten Trainings und der notwendigen Disziplin. Ich bin mit mir im Reinen.“ Eine gute Voraussetzung für Moritz Kemper, um weiter erfolgreich seine Bahnen ziehen zu können!
von Paul Senske