Auf spektakuläre Weise unspektakulär: Was den Medienmenschen Stefan Gödde „vom ganzen Herzen Sauerländer" bleiben lässt

Foto: Galileo/ Pro7 Wissensmagazin

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WOLL: Du sagst von Dir, dass Du „von ganzem Herzen Sauerländer“ bist. In Rüthen am Nordrand des Sauerlandes bist Du aufgewachsen und kommst, wann immer es möglich ist, dort bei Deiner Familie vorbei. Was schätzt und liebst Du so an Deinem Heimatort und am Sauerland?
Stefan Gödde: Ich kann eine kleine Anekdote erzählen, die diese Frage wohl am besten beantwortet: Ich stand zusammen mit meinem Bruder Markus an der wunderschönen mittelalterlichen Stadtmauer in Rüthen. Wir blickten in die Weite der sauerländischen Landschaft mit den saftigen, grünen Bäumen und den sanften Hügeln, atmeten die klare, frische Luft ein und ich fragte ihn: „Hörst Du das?“ Er: „Was denn? Ich hör nix!“ Ich: „Na ja, genau das meine ich: Es ist so schön still!“ Diese kleine Geschichte zeigt, was ich am Sauerland so sehr schätze: die Natur, die Weite der Landschaft und die Ruhe. Hier ist alles ein bisschen entspannter, ein bisschen weniger hektisch, ein bisschen gemütlicher als woanders. Diese Mischung ist etwas ganz Besonderes.
WOLL: Du kommst viel in der Welt herum, hast viele besondere Orte und Landschaften gesehen. Was hat das Sauerland, was andere Regionen vielleicht so nicht haben?
Stefan Gödde: Ja, ich habe tatsächlich viele spezielle Orte besucht: Von Asien und Arabien bis in den hohen Norden nach Island und Spitzbergen. Und man kann festhalten: Das Sauerland hält deshalb so gut mit dieser Liste mit, weil es auf spektakuläre Weise „unspektakulär“ ist. Wo andere Landschaften einen manchmal fast überfordern mit Rekorden und Superlativen, ist das Sauerland sympathisch „normal“ geblieben, im positiven Sinne. Wir haben nicht die krassesten Schluchten der Welt, nicht die tiefsten Seen, bei uns wird das Leben nicht täglich auf eine harte Probe gestellt. Und genau das spiegelt sich auch in der Seele der Sauerländer wider. Wo andere übertreiben, hysterisch werden, immer auf der Suche sind, ist der Sauerländer eher der gemäßigte Typ, der echte, der ursprüngliche, der ehrliche. Und was könnte man Schöneres über eine Region und seine Bewohner sagen?!
WOLL: Wenn Du in München oder Berlin den Leuten sagst: „Ich komme aus dem Sauerland!“, was entgegnen sie Dir dann?
Stefan Gödde: Das läuft meist so: „Echt? Cool, Saarland!“ – „Äh, nein, Sauerland!“ – „Wo ist das denn?“ Außerhalb von NRW kann man tatsächlich nicht unbedingt davon ausgehen, dass die Menschen das Sauerland kennen. Macht aber auch nichts. Ich bin gerne ein Heimat-Botschafter – und übrigens auch offizieller Botschafter des Naturparks Arnsberger Wald –, erkläre gerne, wo wir sind, wer wir sind und warum es so lohnenswert ist, Sauerländer zu kennen und das Sauerland zu besuchen.
WOLL: Was könnte das Sauerland in seiner ganzen Größe (vom Westen bei Halver und Meinerzhagen bis nach Rüthen/Brilon und Marsberg im Osten – vom Norden in Iserlohn bis in den Süden bei Schmallenberg und Olpe) Deiner Meinung nach tun, um noch bekannter zu werden?
Stefan Gödde: Ein Magazin erfinden, das „Woll“ heißt, zum Beispiel?! Im Ernst: Ich glaube, dass eine gewisse mediale Vermarktung der Marke Sauerland sehr gut tut. Es gibt soviel zu entdecken in der gesamten Region, aber auch in den einzelnen Städten, Dörfern und Gemeinden, dass es jede Mühe wert ist, den Menschen den Mund wässrig zu machen. Natürlich lohnt sich der Besuch nicht allein für Touristen aus ganz Deutschland, sondern auch für unsere europäischen Nachbarn. Wenn ich zum Beispiel an meine Heimatstadt Rüthen denke, fällt mir sofort unser Bibertal ein, in dem man stundenlang durch unberührte Natur wandern kann. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass einem Rehe über den Weg laufen und Hasen am Wegesrand entlang hoppeln. Das mag jetzt sogar ein bisschen kitschig klingen, ist aber für jeden Naturliebhaber eine echte Idylle.
WOLL: Bist Du bei Deinen Reisen auch schon Menschenaus dem Sauerland begegnet? Wenn ja, wie habt Ihr Euch begrüßt und über was habt Ihr Euch unterhalten?
Stefan Gödde: Meine beste Freundin kommt auch aus Rüthen, wir sind früher auf dasselbe Gymnasium gegangen und sind jetzt in München zufälligerweise sogar Nachbarn – was toll ist, weil wir unsere gemeinsamen Wurzeln feiern können. Wir stoßen dann immer auf die Heimat an und beömmeln uns über die typischen Sauerländer Ausdrücke. Euer Woll-Poster mit den besten Worten aus der Heimat – das übrigens auch in meinem ProSieben-Büro in München hängt – ist eine super Zusammenstellung. Denn ganz ehrlich, was gibt es Lustigeres als „Mauken“, „Quaterkopp“ oder „Schmachtlappen“?!
WOLL: Welches ist denn Dein Lieblingswort?
Stefan Gödde: „Schlawwanzuch“ ist einfach nicht zu toppen!
WOLL: Mal gewissermaßen von draußen betrachtet: Welche Ereignisse, welche Orte oder welche Personen aus dem Sauerland haben Deiner Meinung nach eine besonders starke Ausstrahlung?
Stefan Gödde: Für mich persönlich ist die Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede ein Lieblingsort. Obwohl ich moderne Kirchenarchitektur sonst oft eher wenig ansprechend finde, ist die Abteikirche für mich ein ein sehr schöner und sehr spiritueller Ort. Wenn ich im Sauerland bin, fahre ich immer dorthin, um ein bisschen Kraft zu tanken. Und die Mönche kümmern sich auch ums leibliche Wohl. Im Klostershop gibt es tolles Brot, Schinken und hausgemachte Marmelade. Auf jeden Fall ein sicherer Tipp für jeden Sauerland-Besucher!
Text: Hermann-J. Hoffe