Ein ganzes Dorf packt mit ins Rad

Foto: SKS-Bikemarathon

Mega-Sports in Sundern-Hagen ist das größte Mountainbike-Event der Region und ein Musterbeispiel für Zusammenhalt im Dorf

Als 1990 das erste Mountainbike-Rennen an der Grillhütte in Sundern-Hagen ausgetragen wurde, konnte niemand ahnen, dass sich daraus das größte Mountainbike-Event der Region entwickeln würde. Was mit den Stadtmeisterschaften des Skiclubs Hagen-Wildewiese begann, lockt heute über 1.600 Sportler aus ganz Deutschland und einige Promis in das 820-Seelen-Dorf im Sorpetal. Jeder zweite Hagener ist als Helfer direkt beteiligt. Und der ganze Ort profitiert davon.
Wenn die Mitorganisatoren Norbert Appelhans und Klaus-Rainer Willeke heute auf dem Veranstaltungsgelände stehen, müssen sie manchmal selber staunen, was sich hier in den letzten Jahren entwickelt hat. „Früher war das hier ein ganz einfacher Bolzplatz. Mehr nicht“, erklärt Willeke. „Wenn es zur Veranstaltung geregnet hat, war hier einfach alles nur voller Schlamm“, lacht er. Inzwischen steht neben dem Golfplatz eine große Halle, die 2006 extra für Mega-Sports gebaut wurde. „Das war natürlich ein Meilenstein“, resümiert Norbert Appelhans. „Die Halle hat uns in vielen Bereichen nach vorne gebracht. Mit ihr sind wir viel unabhängiger vom Wetter, können im Trockenen unser Catering anbieten und feiern. Außerdem konnten wir dank ihr auch erforderliche Technik fest installieren, was die Abläufe natürlich erleichtert, weil wir nicht jedes Jahr alles von vorne aufbauen müssen.“

Mountainbike-Boom in den 90er Jahren

Aber wie kam es dazu, dass sich Mega-Sports über die Jahre zu einem so großen und professionell organisierten Event entwickelt hat? Der Start dieser Erfolgsgeschichte liegt über zwanzig Jahre zurück. 1996 wurden bei den olympischen Sommerspielen in Atlanta zum ersten Mal Mountainbike-Rennen ausgetragen. Das löste damals eine große Begeisterung für diese spektakuläre Sportart aus. Gleichzeitig wurde Radsport in Deutschland insgesamt immer populärer, was auch den Erfolgen von Jan Ullrich und Erik Zabel zu verdanken war. Genau in diesem Jahr gelang es den Hagenern, die Deutschen Meisterschaften im Mountainbike auszutragen. „Das war natürlich gewaltig. Wir hatten mit Mike Kluge den damals erfolgreichsten Deutschen Fahrer am Start und der Besucherandrang war unglaublich“, erinnert sich Willeke. Das Jahr hatte Mega Bike – so hieß die Veranstaltung damals – auf ein neues Level gebracht. Im Folgejahr gelang den Hagenern ein doppelter Coup: Sportlich wurden sogar die Europameisterschaften ausgetragen und im Showprogramm stand der Rapper Nana, der kurz zuvor mit dem Lied „Lonely“ an der Spitze der deutschen Charts stand, auf der Bühne, was der Veranstaltung
erneut viele Besucher und eine große Aufmerksamkeit brachte.

Mit vereinten Kräften für die Veranstaltung

Mit der wachsenden Resonanz wuchsen auch die Anforderungen an die Veranstalter. Der Skiclub Hagen-Wildewiese bekam Unterstützung vom Förderverein Hagen-Wildewiese.
„Das war ein ganz wichtiger Schritt, denn dem Förderverein sind alle Hagener Vereine angeschlossen. Das bedeutete, dass die Gewinne nicht in die Kasse eines einzelnen Vereins flossen, sondern das ganze Dorf nun etwas davon hatte, wenn Geld übrig blieb.“ Und das funktioniert bis heute gut. Neben den nötigen Investitionen in das Veranstaltungsgelände und die Infrastruktur konnten die Hagener beispielsweise den Radweg in Richtung Allendorf asphaltieren – aus eigener Tasche und in Eigenleistung.
Möglich ist das, weil das ganze Dorf ehrenamtlich bei dieser Veranstaltung auf den Beinen ist und anpackt. „Während der Veranstaltung haben wir rund 400 Helfer – vom Catering über die Streckenposten bis hin zum Wertmarken-Verkauf wird alles von der Dorfgemeinschaft geleistet“, freuen sich Appelhans und Willeke. Zusätzliche Unterstützung kommt auch aus den Nachbarorten. „Schön ist, dass sich viele Abläufe in den vergangenen Jahren mehr oder weniger automatisiert haben. Jeder weiß mittlerweile, was er zu tun hat, es sei denn, es wird etwas anderes vereinbart.“ Trotzdem ist der Ablauf von Mega-Sports kein Selbstläufer für die Veranstalter. „Natürlich versuchen wir uns Jahr für Jahr zu verbessern und unseren Besuchern auch immer wieder etwas Neues zu bieten. Insofern gibt es auch jedes Jahr wieder viel zu planen und zu organisieren“, sagt Norbert Appelhans, der schon von Anfang an dabei ist und die Veranstaltung mitgeprägt hat.

1.600 Fahrer beim SKS Bike-Marathon am Start

Bewährt hat sich in den vergangenen Jahren der sportliche Kern von Mega-Sports mit dem SKS-Bike-Marathon, dem Borbet Bike-Biathlon und dem Sparkassen-Nachwuchsrennen. Alleine beim Bike-Marathon gehen jährlich 1.600 Fahrer an den Start. „Es würden sich auch noch mehr Fahrer anmelden, aber wir haben bei 1.600 Teilnehmern das Limit gesetzt, denn wir wollen ja auch allen Sportlern und Zuschauern genug Platz bieten“, erklärt Klaus-Rainer Willeke. „Deswegen haben wir vor neun Jahren den Start auch auf das SKS-Firmengelände in Sundern verlegt. Auf der Hauptstraße in Hagen wäre es bei so vielen Startern zu eng geworden.“ Beim Bike-Marathon können die Sportler wählen, ob sie 30, 55 oder 100 Kilometer fahren möchten.
Der Borbet Bike-Biathlon hingegen findet auf dem Eventgelände in Sundern-Hagen statt und ist für die Zuschauer ein echtes Highlight geworden. Auch weil immer wieder prominente Sportler den Spaß mitmachen. Der fünffache Biathlon-Olympiasieger Ricco Groß war schon da und der Ex-Radprofi Rolf Aldag, aber auch der Musiker und Ausdauersportler Joey Kelly. Der Bike-Biathlon ist, wie der Name schon vermuten lässt, eine Mischung aus Mountainbiken und Schießen und sorgt jedes Jahr für Spannung, aber auch viel Spaß bei Teilnehmern und Zuschauern. Beim Sparkassen- Nachwuchsrennen kommen dann die kleineren Sportler zum Zuge. Auch sie fahren in verschiedenen Altersklassen um den Sieg und die Besten nehmen dann den Stadtmeister- Pokal mit nach Hause.

Olympionikin Hammerschmidt kommt nach Hagen

Sundern-Hagen freut sich schon spürbar auf die auch von der heimischen Brauerei Veltins gesponserte kommende Veranstaltung am 28. und 29. April. „Wir sind bereit für das kommende Event. Auch die Sportler scheinen sich schon zu freuen, denn die 1.600 Startplätze für den Bike-Marathon waren sehr schnell vergeben“, sagt Norbert Appelhans. Mit der Biathletin Maren Hammerschmidt hat sich in diesem Jahr wieder eine prominente Besucherin angekündigt. „Für unsere Besucher gibt es aber auch etwas zum Ausprobieren. Wir werden in diesem Jahr die Möglichkeit bieten, geführte Touren auf hochmodernen E-Bikes mitzufahren.“ Wie schon im vergangenen Jahr wird die Band Das Wunder bei der Party am Samstag spielen. Und die Zuschauer sitzen in diesem Jahr erstmals auf einer neuen Tribüne. „Früher gab es einfach ein Holzkonstrukt am Hang. Jetzt haben wir aus Gabionen eine sehr schöne, rustikale Tribüne gebaut“, erklären die Organisatoren. Auch die konnte nur in Eigenleistung entstehen, weil Mega-Sports eben eine Veranstaltung ist, bei der ein ganzes Dorf mit ins Rad packt.
von Patrick Feldmann