Was die Landschaft erzählt

Was erzählt uns die Landschaft über Leben und Wirtschaften unserer Vorfahren? Wo finden wir Spuren davon im Gelände? Diese Fragen bewegten die Teilnehmenden der dritten offenen Heimat-Werkstatt des Kreisheimatbundes, der Kommunalarchivare und der VHS im Kreis Olpe. Am letzten Samstag gingen sie den alten Fahrwegen rund um den Kohlhagen nach, standen vor Pingen und Steinbrüchen und fanden Überreste eines Ringgrabens, der einmal einen mittelalterlichen Wohnsitz, eine Motte, umgab.
Martin Vormberg vom Arbeitskreis der Kommunalarchivare hatte die Route zwischen Emlinghausen, Kohlhagen und Wirme vorbereitet und machte anhand von historischen Jagdkarten, Urhandrissen und Katasterkarten immer wieder die räumlichen und geschichtlichen Zusammenhänge deutlich. Wolfgang Poguntke, der das Gebiet seit langem archäologisch erforscht, beschrieb anschaulich die frühere Nutzung der alten „Straßen“, das Befahren mit Fuhrwerken und die erodierende Wirkung der Räder und Tierhufe. Auf diese Weise entstanden Hohlwege, deren Reste noch heute im Gelände zu erkennen sind. In den mitgeführten Ausdrucken der digitalen Geländemodelle sind diese Strukturen sichtbar und zeigen, wie die moderne Technik in Archäologie und Historischer Landschaftsforschung zum Einsatz kommt.

Martin Vormberg (mit Karten) und Wolfgang Poguntke (vorne rechts) erläuterten die alten Hohlwege zum Kohlhagen (Foto: Kirsch-Stracke)


Roswitha Kirsch-Stracke als Landschaftsplanerin lenkte den Blick auf die Vegetation und forderte die Teilnehmenden auf, sich die Landschaft einmal so vorzustellen, wie sie vor 200 Jahren gewesen sein muss: die Fichte als Forstbaum hatte das Sauerland noch nicht erreicht, die Laubwälder waren durch den hohen Holzkohlebedarf für die Eisenindustrie zu Gebüschen und Heideflächen degradiert. Die Besenheide wiederum wurde teilweise abgeplaggt und als Einstreu in die Viehställe gebracht.
Beim Blick auf Wirme wurde besonders der Landschaftswandel der letzten 60 Jahre deutlich: Wo sich auf den mitgeführten Fotos Getreidefelder zwischen Dorf und Wald entlangziehen, ist heute nur noch Grünland zu sehen – lediglich einzelne alte Raine lassen die früheren Ackerparzellen erkennen.
Auch der Wald wurde „umgebaut“: Antonius Klein als Forstmann erläuterte an einem ehemaligen Niederwaldbestand, wie hier in den 1960er Jahren die Umwandlung in Hochwald vollzogen wurde.
Andere Kulturlandschaftselemente haben weniger mit der Nutzung von Vegetation, Bodenschätzen oder sonstigen natürlichen Gegebenheiten zutun: Die Kirche auf dem Kohlhagen ist von einem Kreuzweg umgeben, außerdem führen zwei noch ältere „Sieben-Schmerzen-Mariä-Wege den Berg hinauf. Solche Gebetswege sind Ausdruck der Konfessionsgeschichte: Während in den Kreisen Olpe und Hochsauerland rund achtzig Kreuzwege in der Landschaft existieren, fehlen sie in evangelischen Gegenden. Und auch, dass der Vorplatz der Wallfahrtskirche auf dem Kohlhagen im Urhandriss von 1830 als „Marktplatz“ ausgewiesen wurde, ist konfessionell bedingt, denn er deutet auf das traditionelle Kirchweihfest hin.
In vier Wochen werden sich die Teilnehmenden der Heimat-Werkstatt noch einmal treffen. Kreisheimatbund Olpe als Initiator, die Kommunalarchivare und die VHS des Kreises Olpe wollen die Teilnehmenden mit dieser gemeinsamen Veranstaltung dazu anregen, im eigenen Umfeld auf Spurensuche zu gehen und die Augen zu öffnen für den Wandel in der Landschaft.
Für das Frühjahr 2019 ist eine vierte Heimat-Werkstatt vorgesehen. Es soll um historische Bauten und Baupflege in den Dörfern gehen.
Mehr über die Arbeit des Kreisheimatbundes Olpe:
www.kreisheimatbund-olpe.de