Fußball als Therapie für Patienten der Holthauser Mühle

„Sport als Halt in der Suchttherapie“, zu diesem Thema trafen sich im April diesen Jahres erstmals der Ex-Schalker Fußballprofi Ingo Anderbrügge und die Klinikleitung der Johannesbad Kliniken Fredeburg in der Holthauser Mühle.
Bereits seit 20 Jahren führt Anderbrügge die Sportschule „Fußballfabrik“ und dabei geht es nicht nur um´s Fußball spielen. „Werte wie Dipziplin, Respekt und Hilfsbereitschaft zu vermitteln, das haben wir uns als Fußballschule auf die Fahne geschrieben“, erklärte der ehemalige Schalker Spieler damals. Die Schüler sollen neben der klassischen Fußballschule lernen für´s Leben.
Dass man über den Sport und insbesondere den Mannschaftssport Vieles aus sich herausholen kann, das wurde jetzt bei der Durchführung des Projekts auf der Sportanlage des TV Fredeburg deutlich.
An zwei Tagen wurden junge Patienten zwischen 18 und 30 Jahren eingeladen, als zusätzliche Therapie jeweils an einem Sporttag mit der Fußballfabrik teilzunehmen. Rund 20 Teilnehmer waren es pro Tag, die unter fachlicher Anleitung das Fußballspiel mit seinen Regeln näher kennen lernten, aber auch den gegenseitigen Respekt, Disziplin und Teamgeist vermittelt bekamen.
Für Julia ist die Therapie in der Holthauser Mühle nach zwei Rückfällen die dritte und wie sie sagt, ist sie sehr zufrieden hier. „Sport gab es in dieser Weise bei den vorherigen Therapien nicht. Man hat hier das Gefühl, dass auch andere Menschen sich für einen interessieren und man nicht mehr nur ein Alleinkämpfer ist“, sagt sie. „In der Therapie lernt man unter anderem, Kritik anzunehmen und sich vor Menschen zu öffnen. Und im Mannschaftssport lernt man sehr gut, mit Kritik umzugehen“. Sie überlegt sogar, nach der Therapie in der Mühle weiter einen Mannschaftssport zu machen.
Auch Mario, der in seiner Kindheit schon lange Fußball gespielt hat, nimmt Einiges mit aus diesem Sporttag. „Man powert sich aus, der Zusammenhalt wird gestärkt und die Gruppe gefestigt“, bestätigt auch er. „Man hat den Sport durch die ganzen Probleme vernachlässigt, aber jetzt ist der Spaß wieder da“. Und weiter erklärt er, wie es überhaupt zu Drogenproblemen kam. „Man wollte familiäre Probleme verdrängen, sie einfach nur vergessen“, sagt der 26-Jährige. „Und irgendwann merkt man dann, dass Drogen keinen Spaß machen sondern man kaum noch Lebensqualität hat“. Der Sporttag mit der Fußballfabrik war für Julia und einige andere anfangs durch leichte Bedenken geprägt. „Was ist, wenn ich nicht mithalten kann?“ Aber die Patienten merkten schnell, dass man sich gegenseitig ermutigt und es nicht in erster Linie um tolle Leistung geht.
Das bestätigt auch Ingo Anderbrügge. „Teamgeist, Respekt und Werte daraus mitzunehmen – das ist die Botschaft“. Jeder Teilnehmer soll Freude daraus schöpfen und dabei geht es nicht nur um erstklassige Leistungen. Und er ist sehr erfreut darüber, dass die jungen Menschen etwas aus diesem Tag mitnehmen.
Auch Dr. Elmira Marks, therapeutische Leiterin der Holthauser Mühle weiß: „Es ist wichtig, einen gesunden Geist und einen gesunden Körper zu haben. Man muß Regeln einhalten, Emotionen sollen erlebt und Grenzen gespürt werden“. Das ist bei einigen Suchtpatienten nicht selbstverständlich und umso erfreuter ist sie, als sie diese Emotionen heute bei den Patienten erkennen kann. „Wir wollen in unserer Therapie die Patienten auch durch den Sport motivieren“.
Klinikleiter Uwe Hackenbracht ergänzt, dass dieses Projekt in Zusammenarbeit mit der Fußballfabrik gern wiederholt werden soll, nicht zuletzt als gute Vorbereitung auf das zukünftige Arbeitsleben.
Trainerin Tanja Baumann ist seit zwei Monaten dabei und sagt: „Wir können durch Fußball sehr viel vermitteln und die Patienten hier merken, dass Fußball im Team nicht nur Spaß macht, sondern dass sich um sie gekümmert wird und sie gehört werden.
Denn eines ist klar: Sport hat einen hohen Therapiewert und kann eine große Hilfe sein.