Live dabei

Von Andreas Krämer
In der vergangenen Woche erfuhr ich von der Kunstaktion „83 Nationen – Schmallenberg“ der Künstlerin Nezaket Ekici. Da ich die Idee dahinter sehr interessant fand, ging ich spontan noch am gleichen Donnerstagnachmittag zur Jugendkunstschule Schmallenberg. Hier wurde ich herzlich von Nezaket und den Mitarbeitern der Kunstschule empfangen. Mit ihr kam ich gut ins Gespräch. Nach einer halben Stunde trafen weitere Teilnehmer der Performance ein. Insgesamt waren wir 15 Personen, die ein gutes Spiegelbild aller Altersklassen darstellten. In einer gemütlichen Runde bei Gebäck und Getränken erzählte uns Nezaket ihre Idee hinter dem Kunstprojekt. Wir erfuhren, dass in Schmallenberg Menschen aus 83 Nationen leben. Schmallenberg besteht auch aus 83 Orten mit zusammen rund 26.000 Einwohnern, was den Ort quasi zu einer Kleinstadt macht. 

Mit ihrer sympathischen, stets gut gelaunten Art berichtete sie uns, wie ihre Kunstperformance ablaufen wird.
Nezaket wird in einem schneeweißen Kleid mit 83 weißen Fahnen auf dem Rücken, gefolgt von uns in schwarzer Kleidung als Chor, durch Schmallenberg gehen und die Fahnen verteilt in der ganzen Stadt mit Länderschildern an Bäumen befestigen. An diesem Nachmittag entstand als erstes in einem Brainstorming der Titelsong zur Performance, gefolgt von einer Übungseinheit draußen, bei der wir scharf fokussiert langsam gingen. Es fiel mir recht schwer, weil ich ein „Merengue“-Typ bin und meist schnell unterwegs bin. Merengue ist ein flotter lateinamerikanischer Tanzstil, den ich neben Cumbia, Reggaeton und Salsa in meinem Zumba Fitness Kurs mit meinen Teilnehmern tanze.

Ein paar Tage später, am Mittwoch, einen Tag vor der Performance studierten wir die Wege live vor Ort in der Stadt ein, doch leider konnte ich wegen meines Zumba-Kurses nur bis 17 Uhr teilnehmen. Ich übte zuhause das Singen des Songs.
Donnerstag – Tag der Performance

Der Donnerstag dieser Woche war der Tag der Performance und wir alle waren mehr oder weniger aufgeregt. Ich traf mich mit allen Teilnehmern um 13 Uhr auf dem Schützenplatz, wo wir noch einmal die Choreografie einstudierten. Wir waren der Mittelpunkt, die Presse war da und hunderte Bürger blickten erstaunt, interessiert, irritiert oder gelangweilt unserer Übung zu. Nach einer Pause versammelten wir uns vor der Stadthalle Schmallenberg und begrüßten Nezaket mit dem Titelsong der Performance. 

Weiß gekleidet wie ein Engel erschien Sie fröhlich gestimmt und war wie wir ebenfalls ein wenig aufgeregt. Wir halfen ihr die 83 Fahnen, die zusammen rund 50 Kilogramm wiegen dürften, in ihren Transportsack auf den Rücken ihres Kleides zu stecken. Nezaket sah man an, wie schwer die Fahnen waren, doch Sie war taff und biss die Zähne zusammen. Die Holzschilder mit den 83 Ländernamen wurden an uns verteilt und die Performance startete. Ich trug das Schild für Österreich. Langsam wie Statuen gingen wir durch die Stadt, die Fahnen wurden, begleitet von der Presse, Bürgern und Touristen, an den Bäumen angebracht. 

Einmal lief uns ein Schrecken durch die Glieder, als Nezaket zu Boden sackte und die Fahnen herunterfielen. Sie wirkte erschöpft, doch es ging ihr gut und wir halfen ihr die Fahnen wiederaufzunehmen. Der Schreckmoment war vergessen und die Performance schritt voran. 

Am Ende standen wir am Ziel, dem Rathaus Schmallenberg. Dort wurde mit Weißrußland das letzte Schild aufgehangen. Bürgermeister Bernhard Halbe empfing uns und wir begaben uns alle ins Rathaus. Hände klatschten. Jubel. Wir hatten es geschafft! Das TV-Team von ARTE interviewte zum Abschluss Nezaket. Herr Halbe bedankte sich für die Performance. Die Stadtbesetzung hatten wir erfolgreich abgeschlossen.
Zum Abschluss gab es leckere Kartoffelsuppe mit Brot und Wurst in der Jugendkunstschule. Wir alle waren stolz, es geschafft zu haben, unterhielten uns und lernten uns alle ein wenig besser kennen.

Nezaket ist eine echte Powerfrau, die uns mit ihrer fröhlichen sympathischen Art, sowie feurigen Temperament motivierte. Ich würde mich freuen, wenn Sie mal wieder nach Schmallenberg kommt, um mit uns eine Aktion zu machen.

Die Botschaft der Performance ist eine Friedensbotschaft und ein Zeichen der Völkerverständigung. Wir sind quasi Mieter auf der Erde, weshalb wir 7 Milliarden Menschen eine Einheit bilden sollten ohne Krieg, Terror und sonstigen negativen Dingen. Ich bin froh ein Teil dieses Projekts gewesen zu sein, weshalb ich nicht abgeneigt wäre nochmal an einem Kunstprojekt teilzunehmen.