„Wie ging es weiter?“ Vortrag und Diskussion in den Kurparkstuben Korn

Winterberg. Rund drei Dutzend Zuhörer folgten jetzt der zweiten Einladung in der Vortrags- und Diskussionsreihe „Reformation und Ökumene in Winterberg und Umgebung“, Ziel diesmal die örtlichen Kurparkstuben Korn. Dass die Vorträge nicht etwa in Gemeindehäusern stattfinden, sondern im ganz öffentlichen Raum, gehört zum Konzept der ausrichtenden Arbeitsgruppe von Christen beider Konfessionen. Der Anstoß für diese Reihe ging von Simone Blüggel, Kirsten Lange und Regina Peis vom katholischen Pfarrgemeinderat Züschen aus. Die Arbeitsgruppe möchte das Reformationsjubiläum, Martin Luthers legendärer Thesenanschlag jährt sich 2017 zum 500. Mal, dazu nutzen, „um sich in Gebet und Dialog mit der Reformation und Ökumene auseinanderzusetzen“.
Nachdem am ersten Abend Matthias Gleibe als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Winterberg beleuchtet hatte, wie es zur Reformation kam, übernahm jetzt Monsignore Dr. Wilhelm Kuhne den Staffelstab. Seine Fragestellung: Wie ging es weiter? Der 90-jährige katholischer Priester, Theologe und Pädagoge aus Niedersfeld arbeitet als Seelsorger der katholischen Pfarrgemeinde St. Lambertus Grönebach. Er bescheinigte zunächst einmal der Reformation vor 500 Jahren, dass diese „dringend notwendig war“. Auch wenn das Sauerland hier stets „katholisches Land“ gewesen und geblieben sei. Wilhelm Kuhne freute sich über die vielen neuen katholisch-evangelischen Bilder, wenn Papst Franziskus eine Reformationsfeier im schwedischen Lund besuchte oder von den zahlreichen Vatikan-Besuchen evangelischer Theologen in jüngster Zeit. Auch er selbst, so Monsignore Kuhne, habe übrigens von Anfang an nett mit Matthias Gleibe zusammengearbeitet. Und für den rüstigen 90-Jährigen war solch eine gute Kooperation gerade im Alltag wichtig, wenn er etwa an die vielen gemischten Ehen denke, bei deren Schließung er dabei gewesen sei.
Eigentlich war sein kurzer Gedanken-Impuls schon vorbei, da meldete sich Wilhelm Kuhne doch noch einmal ausdrücklich zu Wort. An die dunkelste Phase der deutschen Geschichte dachte er zurück, erinnerte sich an seine Jugend, als er Soldat war. Wie er und der Sohn eines evangelischen Pfarrers sich im gemeinsamen morgendlichen Gebet die Kraft geholt hätten, um das Leben an der Front zu überstehen. Als er später in französischer Kriegsgefangenschaft einen Adligen kennenlernte, der seine Tage mit Andachten aus einer Lutherbibel begann. Das Verbindende war allein der Glaube – und Wilhelm Kuhne wusste aus dieser eigenen Erfahrung: „In Not gibt es keine Konfessionen.“
Man hörte ihm aufmerksam zu. Man hörte der Musik zu. Man sang gemeinsam. Beides zur Musik von Stefanie Brüggemann am E-Piano. Man sprach miteinander. Man betete miteinander. Ganz ohne Not, über alle Konfessionsgrenzen hinweg. Und das war gut so. Alle Besucher erhielten aus den Händen der Organisatorinnen eine rote Rose mit dem angehefteten Saint-Exupery-Wort, das der Fuchs zum Kleinen Prinzen sagt: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“
Die dreiteilige Vortragsreihe endet am Donnerstag, 22. Juni, im Winterberger Altstadtcafé, wo Pfarrer Norbert Lipinski und Vikar Klaus Engel ab 19.30 Uhr vom katholischen Pastoralverbund Winterberg über die Ökumene heute nachdenken.

Text: Jens Gesper (Öffentlichkeitsreferat Ev. Kirchenkreis Wittgenstein)
www.kirchenkreis-wittgenstein.de