Taufe zu Herzogin, Großherzog und Graf

Fliegen zu können ist wohl eine der frühsten Faszinationen der Menschheit.
Von Daniela Vogt
Als meine Familie mir im letzten Jahr zu meinem Geburtstag einen Gutschein für eine Ballonfahrt schenkte, bekam ich im ersten Moment einen großen Schreck. Ich mit meiner Höhenangst sollte so hoch in die Luft gehen!?! Aber ich freute mich über diese Idee und das nicht alltägliche Geschenk, und war sehr gespannt. Anfang Dezember sollte es dann endlich von der Almert aus losgehen. Als Grafschafterin erhoffte ich mir natürlich einen Blick auf meinen Heimatort. Sonntagmorgen zeigte das Thermometer -6 °C mit Sonnenschein und klarer Sicht. Das versprach viel!
Moderne Technik auch beim Ballonfahren
Nachdem wir uns in Winkhausen alle versammelt hatten, machten wir uns auf den Weg zur Almert. Alle Formalitäten wurden erledigt und wir wurden eingewiesen. Danach mussten alle Teilnehmer beim Ballonaufbau mithelfen. Im Korb wurde in jeder Ecke jeweils eine große Propangasflasche positioniert und mit dem Brenner verbunden. Auch vor einer Ballonfahrt macht die moderne Technik nicht Halt- ein Tablett wurde installiert. Damit war es dem Piloten Bernhard Reinelt möglich, unsere Geschwindigkeit, Höhe, usw. feststellen zu können. So konnte auch das „Bodenpersonal“, Sylvia Reinelt, mit GPS unsere Position nachvollziehen und uns folgen. Als der Ballon gut gefüllt war und sich vom Boden abhob, mussten wir schnell einsteigen. Da wurde mir schon etwas mulmig!

Das Sauerland von oben

Das Sauerland von oben
Los ging es! Die Sonne schlich sich gerade über die Schanzer Wälder. Schnell ließen wir die Almert hinter uns und fuhren nördlich vom Wilzenberg Richtung Fredeburger Land. Grafschaft konnte ich aber zu meinem Glück durch die erreichte Höhe gut einsehen. Sogar mein Elternhaus konnte ich erkennen und natürlich unser Kloster. Auf dem Wilzenberg standen der Turm und das 2015 neu errichtete Kreuz gut sichtbar inmitten des Waldes.
Im Osten konnten wir in der Medebacher Bucht eine Nebeldecke sehen. Sonst war klare und weite Sicht angesagt. Unten in den Tälern war der Boden gefroren. Je höher das Gelände lag, desto weniger Frost war vorhanden.
An Holthausen vorbei, ging es weiter über Bad Fredeburg, Heiminghausen und Mailar nach Dorlar. Dort ließ unser Pilot den Ballon deutlich sinken und wir machten eine kleine Fahrpause. Anschließend wurde der Brenner aktiviert und wir nahmen wieder Geschwindigkeit und Höhe auf. Immer deutlicher konnte man das Ruhrgebiet sehen. Aus den Schloten der Fabriken in Hamm- Uentrop und Schwerte rauchte es gewaltig. Auf der rechten Seite drehten sich die Windräder vom Paderborner Land und die neue 115 m hohe Autobahnbrücke in Nuttlar zog sich wie eine kleine Schlange durch die Landschaft.
Das nächste große Bauwerk vor uns war die Veltins- Brauerei. Von oben ist die mittlerweile erreichte Größe des Gebäudekomplexes wirklich beeindruckend. Man kann sich nicht mehr vorstellen, dass vor einigen Jahren die normale Dorfstrasse durch das Brauereigelände geführt hat.

Grevenstein mit der Brauerei Veltins

Hinter der Brauerei auf einer Wiese nahe Altenhellefeld landeten wir. Der Korb stand sicher auf einem zugefrorenen Rübenacker, kippte dann aber ganz langsam zur Seite und …. wer lag unten? Ich! Na ja, zu irgendwas müssen wir Quotenfrauen ja gut sein. Und wenn es nur der weicheren Landung für die Mitfahrer dient :- )
Das alte Ritual der Ballontaufe

Nach einer interessanten Fahrt landete der Ballon nahe Altenhellefeld

Nachdem sich alle aus dem umgefallenen Korb geschält hatten, musste alles wieder eingepackt werden. Nachdem der Ballon schließlich im Auto verstaut war, kam es zu einer besonderen Zeremonie: Wir drei, die erstmals Ballon gefahren waren, wurden getauft! Die Ballontaufe geht auf ein altes Gesetz von König LudwigXVI. von Frankreich zurück, das es nur dem Adel erlaubte in einem Ballon zu fahren. Heute ist das Gesetz nicht mehr existent, aber jeder Getaufte wird durch dieses besondere Ritual in den Adelsstand erhoben und bekommt einen Adelstitel zuerkannt, der ihn weiterhin zum Ballonfahren berechtigt.
Zuerst knieten wir uns auf einen roten Teppich- standesgemäß! Dann sprachen wir einen Schwur nach und schworen damit, nie mehr Ballonfliegen zu sagen, nur noch vom Ballonfahren zu sprechen. Anschließend wurde jedem von uns eine Locke angesengt und mit Sekt überm Kopf abgelöscht. Dann bekamen wir unseren Adelstitel. Seitdem darf ich mich „Herzogin Daniela in kalter Morgenstunde hoch über der Heimat entschwebte Luftschifferin und schnell gelandet auf der Heide zu Altenhellefeld“ nennen. Die beiden Herren wurden zu Großherzog und Graf ernannt. Zum Schluss stärkten wir uns mit Sekt und frischem Gebäck, bevor es zurück nach Winkhausen ging. An diesem Tag war ich stellenweise völlig überwältigt von der weiten und klaren Sicht. Es war ein traumhaftes Erlebnis!