„Kein Anschluss… Bunkerutopien“

Draußen sonnige Idylle, leuchtendes Herbstlaub, Vogelgezwitscher, Natur pur. Drinnen kühler Beton, kaltes, künstliches Licht, eine unterirdische Welt voller Technik, funktional, schmucklos. Die ehemalige Schaltverstärkeranlage für Telefonate mitten im Mescheder Wald sollte laufen, wenn draußen nichts mehr läuft, auch im atomaren Ernstfall – und der Mensch? In der Ausstellung „Kein Anschluss… Bunkerutopien“ der aufruhr-Gemeinden Arnsberg, Bestwig und Meschede haben sich heimische Künstlerinnen und Künstler diesem besonderen Gebäude genähert und zwischen viel Beton und Technik vor allem den Menschen im Ausnahmezustand ins Zentrum ihrer Werke gestellt.
Was bleibt, sind beim Werk „Kontaminiert“ der „Villa KünstlerBunt“ Kleidungsstücke, hastig in Müllsäcke verpackt, zum Teil noch schwebend im Raum. Die Installation aus Papier wirkt fragil und verletzlich, der abwesende Mensch bleibt schutzlos zurück. Die Künstlerin Simone Bannach bedient sich für ihre Kunst selbst der Technik und lässt in ihrer Computergrafik „3/14/51“ die tiefe Einsamkeit im Zeitverlauf spürbar werden. Das Werk „Muscipula“ der Künstlerin Lisa Schwermer-Funke hängt gleich einem Kokon am sprichwörtlichen seidenen Faden, während sich die Skulptur „Spina“ erschöpft an die Wand lehnt, Halt sucht. In grellen Farben kommt dagegen das Werk von Kirsten Minkel daher. „Wahnvorstellung oder Kurz davor“ spiegelt die Flucht in eigene Gedankenwelten, fernab aller grauen Realität. Und sucht der Mensch bei Rudi Olms Skulptur „Schutzraum“ noch Zuflucht in der Enge, ist er bei Norbert Baumeisters Eisenskulptur „Am 14. Tage“ bereits auf der Flucht ins ungewisse Draußen. Auch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums der Stadt Meschede haben sich filmisch dem Gebäude angenähert. Entstanden sind zum Teil bedrückende Momentaufnahmen, aber auch die Technik bekommt Bühne, Gesicht und Klang.
Bei der Eröffnung dieser ungewöhnlichen Ausstellung am vergangenen Wochenende, bei der neben Meschedes Bürgermeister Christoph Weber auch zahlreiche der beteiligten Künstlerinnen und Künstler dabei waren, zeigte sich Kathrin Ueberholz vom Kulturbüro der Stadt Arnsberg besonders erfreut über die Vielfalt und Qualität der gezeigten Exponate: „Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Generationen haben sich auf ihre ganz eigene Art mit dem Gebäude auseinandergesetzt und eröffnen uns so ganz neue Blickwinkel.“ Besonders bedankte sich das Organisationsteam auch bei Stefan Vorderwülbecke, der das Projekt als Besitzer des Gebäudes von Anfang an mit viel Engagement begleitet und unterstützt hat.
Die Ausstellung ist am 5. und 6. November erneut für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Allerdings sind alle verfügbaren Karten bereits ausverkauft. „Wir planen allerdings mit dem Fotokreis Eversberg eine fotografische Dokumentation des Projektes, die voraussichtlich Anfang kommenden Jahres in einer eigenen Ausstellung zu sehen sein wird“, berichtet Norbert Arens von der TAG „Rund um den Hennesee“. Nähere Informationen dazu folgen voraussichtlich Ende des Jahres.
Bildnachweis: Prof. Dr. Jürgen Bechtloff