Sauerländer rocken das Rheinland

Ende August 2016 ist das erste Album der Bonner Band Klöbner erschienen. Die Formation war im Sauerland zuletzt unter dem Namen „Doktor Klöbner und die Feinen Herren“ Ende vergangenen Jahres im Schmallenberger Lichtwerk zu sehen. Das Debüt-Album trägt den Namen Weiter und weg und zeigt mit 15 ausschließlich eigenen Songs den Wandel einer „Nur-so-zum-Spaß-wir-spielen-alles-Kapelle“ zu einer Rockband mit eigenständigem Stil.titelklo%cc%88bner
„Warum berichtet WOLL über eine Bonner Band?“, wird sich an dieser Stelle der ein oder andere fragen. Die Antwort auf diese Frage findet man, wenn man die Ohren spitzt, auf dem Gelände einer alten Fabrik auf der Sonnenseite von Bonn. Aus einem der dort angesiedelten zahlreichen Proberäume sind gelegentlich Laute wie Hewwerecht oder Huilebesmen, angereichert mit einem kernigen Kärkärkär!, zu vernehmen. Kein Zweifel also, hier müssen Sauerländer am Werk sein.
Dann zählt der Schlagzeuger Ralf Rickert den nächsten Song an und die wie er ebenfalls aus Schmallenberg stammenden Bandkollegen Wolfgang Zerbs (Gitarre) und Burkhard Raffenberg (Keyboard) fallen ein. Den „Tiefgang“ am Bass steuert Dietrich Mathweis aus Sallinghausen bei. Unmittelbar nach seinem Dazustoßen zur ursprünglichen Viererformation eröffnete der gebürtige Eifeler Guido Holzemer, der der Band mit seinem Gesang einen ganz besonderen Stempel aufgedrückt hat, dass sein Schwiegervater aus Werpe stamme. Eine Bonner Band also mit reichlich sauerländischen Wurzeln.
Das Zuhören lohnt sich: Die Songs der Band erzählen Geschichten von Gewinnern und Verlierern, Zockern, Verlassenen und Verliebten, Entdeckern und Versteckern. Die Storys, in denen sich so mancher wiederfinden wird, erzählen davon, wie das Leben so spielt. Musikalisch führt Weiter und weg die Hörer vom funkig-souligen „Casino“ über ein hymnisches „Weil alles geht“ und ein im Intro apokalyptisches „Magellan“ mit schön heavy angehauchten Strophen hin zu einem gewollt auf 1983 gebürsteten „In deinem Haus“, das mit seinem Ska-Rhythmus zum Tanzen einlädt. Auch der Song „Sterne“ lässt das Tanzbein zucken. Im Titelsong mit leichtem Country-Einschlag weiß der Hörer, wo die Reise hingeht: bis zum Horizont und immer weiter, weiter, weiter und weg, alles hinter sich lassend. Bevor das Thema in einer Reprise nochmals aufgegriffen wird, sinniert die Band über die Zeit und stellt ohne Reue fest: „Wir wandeln uns“ – ein mit bluesiger Gitarre und Sitarklängen angestimmter Song, der sich am Schluss als echte Mitsingnummer entpuppt, die einfach nicht enden darf.
klo%cc%88bner-plakat„Dass ich nach über zwanzig Jahren in Bonn in einer Band mit ausschließlich eigenen Songs lande und dabei noch auf Nachbarn und musikalische Weggefährten aus den Achtzigerjahren aus Schmallenberg treffe, hätte ich nicht zu träumen gewagt“, sagt Burkhard Raffenberg. Alle Musiker von Klöbner haben über viele Jahre eine musikalische Entwicklung durchlaufen, die zum Gelingen des Debütalbums beigetragen hat. „Natürlich sind wir auch fünf eigene Köppe“, grinst Dietrich Mathweis, aber entscheidend ist – und das hört man dem Album auch an: „Das Gesamtwerk ist weit mehr als die Summe der einzelnen Teile“, wie Guido Holzemer ergänzt. Das sieht auch Gitarrist Wolfgang Zerbs so: „Die eine Seite ist es, einen Song zu schreiben, aber ohne das gemeinsame Arrangieren mit der Band wäre nicht viel dabei herausgekommen. Ich denke, genau unsere Zusammensetzung macht es rund.“
Kein leichtes Stück Arbeit für die gesamte Band, da neben Beruf und Familie schon oft das reguläre Proben zum Zeitproblem wird. Trotzdem kommt Weiter und weg akustisch und optisch absolut professionell daher, da die Band an den entscheidenden Stellen wie Recording und Gestaltung mit Profis zusammengearbeitet hat. „Kaum zu fassen, dass das Ding endlich fertig ist“, freut sich Ralf Rickert nach fast einem Jahr. Aber die Band fällt in kein Loch. Mit zwei spätsommerlichen Gigs in Adenau und in Hangelar bei Bonn bringt sie das Album Weiter und weg erstmals zusammenhängend auf die Bühne. Bleibt zu hoffen, dass die fünf im kommenden Jahr den Weg ins Sauerland finden, um auch dort den ein oder anderen Saal zu rocken.
Daran, dass die Songs auch live funktionieren, besteht kein Zweifel, da das Material für Weiter und weg schon vor den Aufnahmen bei verschiedenen Gigs auf Herz und Nieren geprüft worden ist. Bei dem Stück „Weil alles geht“ handelt es sich sogar um eine Live-Aufnahme aus Schmallenberg selbst. Das Publikum war immer begeistert und der Ruf nach einer CD unüberhörbar.
Sau, ey loiven „Woll“ Liaser, hööht uch det mol aahn, et weht uch siker wahne chuat chefallen.
Und wo kann man im Sauerland die CD bekommen? Für den Verkauf konnte ein befreundeter und in Schmallenberg bekannter Geschäftsmann gewonnen werden. Das akustische Meisterwerk kann bei Optik Böhle in der Oststraße 10 in Schmallenberg käuflich erworben werden.
Und natürlich gibt’s den Rock aus dem Sauerland auch bi iTunes und Spotify. Einfach dort „Klöbner“ eingeben.