Jugendarbeitslosigkeit steigt mit Ende der Ausbildung

„Ich bin sicher, dass wir viele dieser jungen Menschen sehr schnell in Arbeit vermitteln können. Immerhin sind sie sehr gut ausgebildet und gefragt wie noch nie auf dem heimischen Arbeitsmarkt“, gibt sich Dr. Bettina Wolf trotz gestiegener Arbeitslosenzahlen optimistisch. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen kennt den jährlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Sommer sehr genau. Diesen Juli ist die Arbeitslosigkeit um 521 Menschen auf 11.850 Arbeitslose gestiegen. Rund 300 davon sind unter 25 Jahre alt.
Ursache für diesen deutlichen Anstieg bei der Jugendarbeitslosigkeit ist wie jedes Jahr das Ende des dritten Ausbildungsjahres. Viele Jugendliche werden trotz erfolgreicher Abschlussprüfung von ihrem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen. Oft seien es kleine mittelständische Betriebe und Handwerker, die nicht jeden Auszubildenden übernehmen können. „Die Ausbildungsbetriebe haben den jungen Menschen sehr viel Wissen mit auf den Weg gegeben. Dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken, denn sie nehmen damit eine große gesellschaftliche Verantwortung war“, betont Dr. Wolf. Sie sieht es jetzt als ihre Aufgabe und die ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, diesen gut ausgebildeten jungen Fachkräften möglichst schnell einen neuen Job zu vermitteln.
Das dies erfolgreich gelingen wird, zeige ein Blick auf den Stellenbestand, verdeutlicht die Agentur-Chefin. Im Juli hat der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur 1.097 neue Arbeitsstellen eingeworben. Damit sind 3.130 Stellen in den beiden Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe unbesetzt. Das sind 126 freie Stellen mehr als im Vormonat und damit ein neuer Rekord. Zum Vergleich: Im bisherigen Rekord-Juli im Jahr 2012 gab es 2.632 freie Stellen. Letztes Jahr im Juli, mit dem bisher zweithöchsten Stellenbestand, waren 2.484 Stellen unbesetzt. Besonders viele freie Stellen gibt es im Metall- und Maschinenbau, in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik, in den Mechatronik- und Elektroberufen, in den Verkaufsberufen, in der Kunststoff- und Holzverarbeitung, im Bereich Führung von Fahrzeugen und Transportgeräten sowie im Gesundheitssektor.

Arbeitslosenquote steigt, aber Langzeitarbeitslosigkeit geht zurück

Mit der Zahl der Arbeitslosen ist auch die Arbeitslosenquote gestiegen. Sie beträgt nun 5,1 Prozent. Das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als im Juni, jedoch 0,1 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Jahr. „Der Arbeitsmarkt ist weiter sehr aufnahmefähig und bietet zahlreiche Chancen auch für Langzeitarbeitslose“, analysiert Dr. Bettina Wolf und verweist auf die gesunkene Zahl der Langezeitarbeitslosen und Empfänger von SGB II-Leistungen – umgangssprachlich Hartz 4-Leistungen.
 
So ist die Arbeitslosigkeit im Zuständigkeitsbereich der beiden Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe (SGB II) zwar saisonbedingt gestiegen, doch nur um 31 Personen auf 7.361 Arbeitslose. Im Vergleich zum Vorjahr hingegen ist die Zahl deutlich gesunken: Im Juli 2015 waren noch 415 arbeitslose Männer und Frauen mehr auf Leistungen der Jobcenter angewiesen. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Vergleich zum Vorjahr um 375 gesunken und beträgt nun 4.086 Personen. „Dank der hohen Nachfrage nach Arbeitskräften konnten wir viele Langzeitarbeitslose in Arbeit vermitteln“, berichtet Dr. Bettina Wolf und ergänzt: „Gleichzeitig bereiten wir gemeinsam mit den Jobcentern Langzeitarbeitslose durch Qualifizierungen auf die Arbeitsaufnahme vor, um dem drohenden Fachkräftemangel in der Region entgegen zu wirken und den Menschen berufliche Perspektiven zu eröffnen.“ Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Bereich SGB II ist daher zum Teil auf arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zurückzuführen.
 
Im Rechtskreis der Agentur für Arbeit Siegen (SGB III) sind 490 arbeitslose Menschen hinzugekommen und damit 4.489 Personen ohne Job. „Der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit beruht fast komplett auf dem saisonalen Anstieg in der Arbeitslosenversicherung“, erklärt Dr. Bettina Wolf. Neben dem saisonalen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit ist dafür auch der Anstieg der Ausländerarbeitslosigkeit verantwortlich. „Die beiden Integration Points in Siegen und Olpe haben in den vergangenen Wochen viele Beratungsgespräche mit geflüchteten Menschen geführt. Diese Menschen suchen nun Arbeit. Bis sie einen Job gefunden haben erhöhen sie jedoch die Ausländerarbeitslosigkeit“, erläutert die Chefin der Arbeitsagentur.
 

Arbeitslosenquote steigt im Kreis Siegen-Wittgenstein auf 5,5 Prozent

Im Juli waren in Siegen-Wittgenstein 8.447 Menschen ohne Arbeit, das sind zwar 351 mehr als im Juni, jedoch 226 weniger als im Juli 2015. Die Arbeitslosenquote steigt um 0,3 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent. Letztes Jahr betrug sie 5,7 Prozent. Von den Arbeitslosen sind 5.538 Personen Kunden des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein. Das sind 58 Personen mehr als im Juni, aber 273 weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosigkeit in der Gruppe der 15 bis 25-jährigen steigt um 208 junge Menschen auf 1.150.

Im Kreis Olpe steigt die Arbeitslosenquote auf 4,3 Prozent

Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Kreis Olpe im Juli bei 3.403 Personen, 170 mehr als im Juni. Die Arbeitslosenquote steigt auf 4,3 Prozent, liegt aber unter der Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent im Juli 2015. Das Jobcenter Kreis Olpe betreute im Juli 1.823 Arbeitslose. Das sind 27 Personen weniger als im Juni und 142 weniger als im letzten Jahr. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt saisonbedingt von 345 auf 441 junge Menschen unter 25 Jahre.
 

Linktipps und wichtige Telefonnummern:

www.planet-beruf.de (Bewerbungshilfen, Expertentipps)

www.berufe.tv (Videoclips zu den Berufen)

www.berufenet.arbeitsagentur.de (Berufsinformationen zu allen anerkannten Ausbildungsberufen)

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