Der Arzt von Olympiasiegern und Weltmeistern

WOLL Sauerland Jürgen Ramacher

Der Attendorner Arzt Jürgen Ramacher (*1950) ist ein Weltreisender in Sachen Sport. Seine Praxis in Bergisch Gladbach gleicht einem Sportmuseum. Überall an den Wänden Erinnerungsbilder an die Begegnungen mit internationalen Größen, zum Beispiel mit Boris Becker oder Michael Stich. In seiner Schulzeit am Gymnasium lernte er mit Horst Kunze einen Sportlehrer kennen, der seinen weiteren Lebensweg bestimmen sollte. „Er kam von Motor Jena und schaffte mit dem SV 04 Attendorn in der Saison 1963/64 den Sprung in die Fußball-Landesliga, konnte einfach alles und hatte immer ein offenes Ohr für den Nachwuchs“, erinnert er sich an seine eigenen Anfänge in der Hansestadt.
Dabei war Jürgen Ramacher selbst auf Kreis- und Landesebene ein Multitalent, gewann für den TV Attendorn viele Meisterschaften im Tischtennis, Schwimmen, Kugelstoßen und Speerwerfen. Es war für ihn nur logisch, an der Deutschen Sporthochschule in Köln ein Studium zu beginnen, um seinem Vorbild Horst Kunze nachzueifern. Damit wechselte der Hansestädter vom TV Attendorn zum ASV Köln. Später startete er für den LC Bonn. Aktuell gehört Ramacher dem TSV Bayer Leverkusen an.

Ein unbeschreibliches Gefühl

Aktiver Sport wie der Hochsprung und die Fahrt zu dem olympischen Stützpunkt Leverkusen/Köln gehören nach wie vor zum Programm von Dr. Jürgen Ramacher. Körperliche Fitness ist auch der wichtigste Eckpfeiler für seinen Beruf. Seit 1979 ist Ramacher Mannschaftsarzt der Leichtathleten bei Bayer Leverkusen. Heike Henkel oder auch Ulrike Nasse-Meyfarth, Dietmar Mögenburg und Dieter Baumann waren seine erfolgreichsten Patienten. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man mit der Mannschaft einmarschiert. Unvergesslich, als wir an dem spanischen König Juan Carlos vorbeigingen“, so Jürgen Ramacher, der bei diesem Championat in doppelter Funktion tätig war. So auch als Mannschaftsarzt bei den deutschen Handballerinnen. „Hier herrschte großer Frust“, so seine olympischen Erinnerungen an die Ballsportart im Palast de Bleu. Blech statt einer Medaille. „Die Trauer im Handball wurde durch die Erfolge in der Leichtathletik mit Dieter Baumann oder auch Heike Henkel, die Gold gewannen, kompensiert.“

Die Olympischen Spiele in Sidney

Ein weiterer Höhepunkt waren auch die zweiten Olympischen Spiele 2000 in Sydney. „Eine tolle Atmosphäre. Die Olympiade wurde von der gesamten Bevölkerung mitgetragen“, so die guten Erinnerungen an Australien. Die Spiele hatten aber einen bitteren Beigeschmack. „Dass Dieter Baumann Startverbot hatte, war nicht in Ordnung. Denn die gedopten Sportler Linford Christie, Sotomayor oder auch Marylin Ottey hatten die Starterlaubnis bekommen. Es wurde hierbei mit zweierlei Maß gemessen.“ Nach diesen Spielen war es mit den großen Reisen vorbei. „Mein Leben ist wie ein Film mit allen seinen Facetten, aber Gesundheit ist das höchste Gut“, erzählt der Mediziner, der den Beruf und den Sport immer in den Mittelpunkt stellte.

Vom Arzt zum Patienten

2007 erkrankte der Hansestädter an einer Herzmuskelentzündung. „Es wurde ziemlich eng. 480 Flaschen Antibiotika waren notwendig, um zu überleben.“ Eine Herzklappenoperation wurde notwendig. Dann die nächste Hiobsbotschaft mit der Diagnose Dickdarm-Karzinom. „Das volle Programm: Chemotherapie, Bestrahlung und einen künstlichen Darmausgang für drei Monate.“ Ramacher aber gab sich nicht geschlagen. Auch während der Chemotherapie und Bestrahlung trainierte er weiter. Ab 2009 nahm der Sportler wieder an Leichtathletik-Wettkämpfen teil. Der Gewinn der Hallen-Europameistermeisterschaft 2013 im spanischen San Sebastian im Hochsprung war sein größter Erfolg.

„Wir brauchen einen Arzt mit sportliche, Hintergrund“

Schon früh war es für Jürgen Ramacher klar, dass der Sport der Mittelpunkt in seinem Beruf als Arzt werden sollte. Eigentlich wollte er 1985 eine Praxis in seiner Heimatstadt Attendorn eröffnen. Doch es sollte anders kommen. Bundesligist Bayer Leverkusen brauchte einen Mannschaftsarzt. „Ich brauchte eine Nacht Überlegung und habe zugesagt“, erinnert sich Ramacher. „Der Gewinn des UEFA-Cups 1988 mit Erich Ribbeck war eine große Nummer.“ Beim Fußball sollte es nicht bleiben: Volker Schneller – letzter Feldhandball-Weltmeister von 1966 – trat auf den Plan. „Wir brauchen einen Arzt, der einen sportlichen Hintergrund hat und die Sprache der Handballer spricht.“ Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. 1989 gewann die deutsche Mannschaft in Dänemark gegen Schweden mit 20:18 die B-Weltmeisterschaft.


Von M. Wagner [Text/Fotos]

Beruf: Diplomierter Sportlehrer und niedergelassener Arzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin und Chirotherapie. Er war Verbandsarzt des Deutschen Leichtathletikverbandes, des Deutschen Handballbundes und 1992 Olympia-Arzt in Barcelona. Aktuell arbeitet er jetzt als Vereinsarzt des TSV Bayer Leverkusen sowie als Sportmediziner und Traumatologe am Olympia-Stützpunkt Köln/Leverkusen. Dr. Jürgen Ramacher ist immer noch aktiver Leichtathlet und war mehrfacher internationaler Seniorenmeister im Hochsprung.
Sportliche Erfolge: 2. Platz M 50 bei den Europameisterschaften in San Sebastian, Spanien, 2005 sowie 1. Platz M 60 bei den Europameisterschaften in San Sebastian, Spanien, 2013; 3. Platz bei den Weltmeisterschaften M 55 in San Sebastian, Spanien, 2005; 1. Platz M 60 westdeutsche Meisterschaften in Düsseldorf 2014, 2. Platz deutsche Meisterschaften in Minden 2011, Fulda 2007 und München 2005.

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