Mitten in Europa

Von Petra Kleine und Hermann-J. Hoffe
Unter den Sauerländern, die bundesweit und sogar europaweit als namhafte Politiker genannt werden, wird an vorderer Stelle immer der Name Friedrich Merz genannt. Doch in der Bundespolitik ist der gebürtige Briloner seit sieben Jahren nicht mehr aktiv tätig. Im Sommer 2009 beschloss er, eine Polit-Pause einzulegen und sich beruflichen Plänen zu widmen. Die WOLL-Redakteure Petra Kleine und Hermann-J. Hoffe haben Friedrich Merz in seinem Büro in Arnsberg besucht und zu politischen, wirtschaftlichen und sauerländischen Themen interviewt.

Foto: Ralf Litera

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WOLL: Was hat das Sauerland, was andere Regionen nicht haben?
Friedrich Merz: Es ist eine Kombination aus Natur und Industrie und aus Menschen und Möglichkeiten. Diese Kombination findet man so weder im Ruhrgebiet noch in rein ländlich strukturierten Regionen.
WOLL: Sie sind in Brilon geboren und wohnen heute in Arnsberg. Wodurch unterscheiden sich diese beiden wichtigen sauerländischen Städte?
Friedrich Merz: Die beiden Städte unterscheiden sich durch ihre Ausrichtung in die Nachbarschaft. Brilon ist im Hochsauerlandkreis mit der Kreisstadt Meschede zusammen das Zentrum des Hochsauerlandkreises. Arnsberg und das mittlere und untere Ruhrtal sind sehr stark auf Dortmund und das östliche Ruhrgebiet ausgerichtet. Das ist schon ein Unterschied, und den merkt man bis hin in den Sprachgebrauch.
WOLL: Was ist heute Ihre Haupttätigkeit?
Friedrich Merz: Unverändert die Anwaltstätigkeit, wenn auch unter veränderten Vorzeichen. Ich bin Ende 2013 nach zehn Jahren aus der Partnerschaft bei Mayer Brown ausgeschieden, bin dort jetzt noch als Senior Counsel tätig. Das ist eine freiberufliche Tätigkeit in der Partnerschaft. Nach wie vor ist meine Anwaltstätigkeit die Haupttätigkeit und macht gut 50 Prozent meiner Zeit aus. Der zweite Teil meiner Tätigkeit sind im wesentlichen zwei größere Aufsichtsratsmandate; das bei der WEPA-Industrieholding hier in Arnsberg, wo ich auch mittlerweile mein Hauptbüro habe – einfach damit ich abends auch wirklich nach Hause komme und morgens nicht noch zwei Stunden ins Büro fahren muss. Und das zweite ist das neue Mandat bei BlackRock, wo ich seit Beginn des Jahres der deutsche Aufsichtsratsvorsitzende bin, mit Büro überwiegend in Frankfurt. Und in diesem Dreieck Düsseldorf, Frankfurt, Arnsberg spielt sich der größte Teil meines beruflichen Lebens ab.
Dreieck Düsseldorf – Frankfurt – Arnsberg
Foto: Ralf Litera

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WOLL: Als Vorsitzender der Atlantik-Brücke verfügen Sie über beste Kontakte in die USA. In wenigen Monaten wird dort ein neuer Präsident gewählt. Welche Bedeutung und welche Auswirkungen hat das für Deutschland und unsere Region?
Friedrich Merz: Ich bin mit Amerika seit vielen Jahren beruflich und politisch eng verbunden. Amerika ist anders, und zwar in fast jeder Hinsicht, als Deutschland und Europa. Die Wirtschaft dort funktioniert anders, die Politik dort funktioniert anders, die Demokratie funktioniert anders. Das erlebt man jetzt in diesem Wahlkampf sozusagen wie im Brennglas. Dieser Wahlkampf ist Gott sei Dank am 8. November vorbei und dann wird es einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin geben. Und ganz unabhängig davon, wie dann die Mehrheiten im Parlament sein werden: Die Amerikaner werden Europa mehr fordern und sie werden von uns mehr erwarten als in der Vergangenheit. Einmal wirtschaftlich: Europa muss auch zum globalen Wachstum beitragen. Zum zweiten politisch: Europa muss mehr zur Sicherheit und Stabilität auf der Welt beitragen. Amerika wird nicht mehr 75 % des Nato-Budgets alleine tragen. Das können sie nicht und selbst wenn sie das könnten, sie wollen das nicht. Und insofern wird nach dem 8. November, besser nach dem 20. Januar, also nach der Amtseinführung, ein neues Kapitel unserer Beziehungen aufgeschlagen. Das wird ein langer Diskussions- und Entscheidungsprozess, der sich über das ganze Jahr bis Ende 2017 hinziehen wird. Und die Europäer ihrerseits müssen ihre Hausaufgaben zu Hause machen, da werden uns die Amerikaner nicht helfen.
WOLL: Wie wichtig ist ein stabiles Amerika für die Welt und damit für das Sauerland?
Friedrich Merz: Wir haben ja auch hier in der Region eine ganze Reihe von Unternehmen, die eng mit Amerika verbunden sind. Amerika ist nach wie vor der größte Handelspartner für Deutschland, und das gilt eben auch für viele Unternehmen in Südwestfalen; nehmen wir nur die Automobil-Zulieferindustrie. Es gibt andere Unternehmen, die in Amerika schon sind, sei es durch Handelsvertretungen, sei es durch kleinere Produktionen. Viele denken darüber nach, nach Amerika zu gehen oder die Präsenz dort zu verstärken. Ich kann ihnen das alles nur raten oder jedenfalls, einen solchen Schritt sorgfältig zu prüfen. Denn Asien ist sicherlich interessant, der größte Markt der Zukunft, aber es sind keine marktwirtschaftlichen Ordnungen, es sind keine Demokratien. Wir haben es mit Amerika nicht eins zu eins mit Europa in Groß zu tun, aber wir haben es dort mit einer offenen marktwirtschaftlichen Ordnung, mit einem demokratischen System zu tun. Das alleine macht das Arbeiten in Amerika schon einfacher und verlässlicher als etwa in China.
TTIP als kostenloses Investitionsprogramm
Foto: Ralf Litera

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WOLL: Zwischen den USA und der EU wird gerade das Freihandelsabkommen TTIP verhandelt. Viele in Deutschland und in anderen EU-Ländern fürchten TTIP? Ist das berechtigt oder sehen Sie auch Vorteile?
Friedrich Merz: Es hat am Anfang der Diskussion über TTIP einen großen Fehler auf europäischer Seite gegeben. Die EU-Kommission hat monatelang das Verhandlungsmandat vor der Öffentlichkeit verheimlicht und hat völlig ohne Not sehr viel Misstrauen und Skepsis ausgelöst. Ich bin mir ganz sicher: Wenn der verhandelte Text von TTIP erst einmal auf dem Tisch liegt, wird ein ganz großer Teil des Widerspruchs erledigt sein, weil viele Dinge, die befürchtet werden, gar nicht in diesem Abkommen enthalten sind. Im Ergebnis wird es so sein, dass es ein kostenloses Investitionsprogramm auf beiden Seiten des Atlantiks ist, mit offenen Märkten, abgebauten Zöllen, gemeinsamen technischen Normen für den gegenseitigen Marktzugang. Und da können wir doch von europäischer Seite aus auch eines ganz nüchtern sagen: Der große Erfolg des europäischen Binnenmarktes war nicht die Grenzöffnung, so schön sie ist und so sehr wir sie genießen. Der große Erfolg des europäischen Binnenmarktes war, dass wir die technischen Normen in Europa angepasst und harmonisiert haben. Und genau das wollen wir jetzt auch mit Amerika machen, und das wird uns im globalen Wettbewerb beide, Amerika und Europa, einen großen Schritt nach vorne bringen.
WOLL: Wird das in Amerika ähnlich diskutiert?
Friedrich Merz: Das wird in Amerika ähnlich diskutiert, allerdings unter dem Vorzeichen eines weiteren Abkommens, das man mit den pazifischen Anrainerstaaten schließen will. Und da muss man aus europäischer Sicht einfach sagen, Amerika hat Alternativen und kann sich auch weiter in den pazifischen Raum orientieren. Das wird man ohnehin tun. Der europäisch-transatlantische Raum ist für Amerika auch eine Option, aber eben eine unter mehreren. Das Abkommen wird in Amerika im Übrigen gerade aus der Verbundenheit zum alten Europa sehr positiv gesehen. Da gibt es längst nicht diese Vorbehalte und Proteste wie bei uns. Für Europa gibt es nicht so sehr viele Alternativen. Die Öffnung des pazifischen Raumes ist für uns geographisch sehr viel schwieriger zu erreichen als der transatlantische Raum. Man muss einfach einen Blick auf die Landkarte werfen, um die strategische Ausgangslage für Europa nüchtern zu sehen. Und deswegen verbietet sich meines Erachtens ein Fundamentalprotest gegen das Abkommen. Es ist viel Misstrauen, aber es ist auch sehr viel fundamentale Kritik darin, letztlich auch ein gehöriger Schuss Antiamerikanismus, der in der deutschen Gesellschaft immer vorhanden war. Der ist mal größer, mal kleiner, zurzeit ist er mal wieder größer. Ich glaube, er wird auch bald wieder kleiner.
WOLL: Deutschland steht vor großen Aufgaben. Neben dem Flüchtlingsthema sind dies vor allem der demographische Wandel, die Digitalisierung und die Folgen der Finanzkrise. Wie steht unser Land im internationalen Vergleich da?
Foto: Ralf Litera

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Friedrich Merz: Deutschland steht im Jahr 2016 wahrscheinlich so gut da wie selten oder gar nie in seiner jüngeren Geschichte. Wir profitieren allerdings im Augenblick auch von einigen externen Faktoren, die wir nicht in der Hand haben. Ich nenne nur den niedrigen Ölpreis und die tendenziell zu schwache Währung, die uns beide momentan helfen, aber beides wird nicht so bleiben. Insofern sind gute Zeiten immer die richtigen Zeiten, um sich auf schwierigere Zeiten vorzubereiten. Und genau das sollte Deutschland im Augenblick tun. Ich sehe allerdings weder in der Wirtschaft noch in der Politik die notwendige Bereitschaft dazu, dies im notwendigen Umfang auch anzugehen.
Auf härtere Zeiten vorbereiten
WOLL: Der Bevölkerungsrückgang im Sauerland ist spürbar und wird sich, glaubt man den Prognosen, in Zukunft überdurchschnittlich auswirken. Was können wir dagegen tun?
Friedrich Merz: Alle Untersuchungen zeigen, dass die ländlichen Regionen in NRW, und dazu zählt eben auch der Hochsauerlandkreis, vom demographischen Wandel überproportional betroffen sind. Wir haben ein ganz praktisches Problem: Die Möglichkeiten, eine gute universitäre und nicht-universitäre Ausbildung im Hochsauerlandkreis zu bekommen, sind begrenzt. Das gilt insbesondere für diejenigen, die auf die Universitäten gehen. Sie müssen in andere Städte, in andere Regionen, in andere Länder gehen. Viele von ihnen kommen nicht zurück. Und insofern müssen wir an beidem arbeiten, sowohl was die Ausbildungsmöglichkeiten in der Region betrifft, als auch, was attraktive Bedingungen für die Rückkehr angeht. Zu den attraktiven Bedingungen gehören gute Arbeitsplätze, die haben wir. Zu den guten Bedingungen gehört ein gutes kulturelles und soziales Umfeld, da tut zum Beispiel die Stadt Arnsberg sehr viel, da tun auch andere Städte im Hochsauerlandkreis sehr viel, aber die Anstrengungen dürfen nie nachlassen. Das sind die so genannten weichen Standortfaktoren, die für junge Familien, die auch kulturell, musisch, sportlich interessiert sind, immer wichtiger werden. Da muss eine solche Region was tun und am besten tut sie es gemeinsam und zusammen mit allen Beteiligten. Es hat keinen Sinn, wenn sich die Städte im Hochsauerlandkreis und in der Region noch gegenseitig Konkurrenz machen. Hier ist eine gemeinsame Anstrengung der Region mit langem Atem gefordert.
WOLL: Wenn Sie auf die vergangenen 25 Jahre zurückblicken, was hat Sie in dieser Zeit besonders beeindruckt?
Friedrich Merz: Mich beeindruckt immer wieder, wie stark Deutschland sowohl politisch als auch ökonomisch in der Welt eingeschätzt wird. Die Skepsis gegenüber Europa nimmt zu, insofern hat Deutschland nach wie vor eine extrem wichtige Rolle zu spielen, politisch und wirtschaftlich. Deutschland ist wichtiger, als es manchmal die reine Binnensicht der Beteiligten nahelegt, und das sollte uns allen klar sein, wenn wir einmal wieder im Ausland sind. Deutschland hat eine über seine Grenzen hinausreichende globale Bedeutung.
Verkehrsinfrastruktur größte Errungenschaft
Foto: Ralf Litera

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WOLL: Welche Entwicklungen und Entscheidungen haben sich Ihrer Meinung nach besonders positiv auf unsere Region ausgewirkt?
Friedrich Merz: Auch wenn es mittlerweile schon fast trivial klingt, aber ich finde, dass es uns mit gemeinsamer Kraftanstrengung im Hochsauerlandkreis gelungen ist, eine gute Verkehrsinfrastruktur zu schaffen. Das ist nach wie vor eine der größten Errungenschaften, die wir in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. Wenn man den Hochsauerlandkreis einmal aus der Luft sieht, kann man sehen, wie die Industriegebiete entlang der Infrastruktur entstanden sind. Nehmen Sie zum Beispiel Egger in Brilon. Ich habe das in Erinnerung, was wir da vor dreißig Jahren für Diskussionen um dieses Unternehmen hatten. Und die größten Kritiker von damals arbeiten heute in dem Unternehmen oder für das Unternehmen und sind froh, dass sie die Jobs haben. Das geht weiter bis zu den Industrieansiedlungen hier im westlichen Teil des Hochsauerlandkreises. Industrie ist abhängig von Infrastruktur. Und was noch gestern Straße und Schiene waren, ist morgen die digitale Infrastruktur, die wir dringendst brauchen. Da habe ich das Gefühl, dass wir mehr tun könnten. Das, was wir mit der Straße erreicht haben, müssen wir jetzt mit der digitalen Infrastruktur des 21. Jahrhunderts erreichen und zwar schnell.
WOLL: Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, damit das Sauerland für die kommenden 25 Jahre gut aufgestellt ist? Was müssen wir tun, was muss Düsseldorf tun, was Berlin und Brüssel?
Friedrich Merz: Ich würde uns immer raten, dass wir uns nicht zu viel auf andere verlassen, sondern dass wir unser Schicksal selber in die Hand nehmen und das tun, was wir tun können und tun müssen. Natürlich brauchen wir eine wirksame Interessenvertretung in den überregionalen Instanzen; das gilt für Düsseldorf, das gilt für Berlin, das gilt für Brüssel. Aber an allererster Stelle sind wir selbst gefordert. Wir müssen hier Bedingungen schaffen für gute Arbeitsplätze, wir müssen Bedingungen schaffen für junge Familien, so dass sie hier auch wohnen können, so dass sie hier auch ein gutes kulturelles Angebot haben. Dann haben wir in der geostrategischen Mitte Europas alle Chancen. Deutschland liegt ja nicht nur in der Mitte Europas, sondern der Hochsauerlandkreis liegt in der Mitte Deutschlands. Also was wollen wir von der geostrategischen Ausrichtung noch mehr als diese gute Lage?
WOLL: Zum guten Ende dieses Gespräches, für das wir uns sehr bedanken: Mit welchem Wort oder welcher Redensart verbinden Sie das Sauerland?
Friedrich Merz: Nicht lange reden, machen.

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Friedrich Merz persönlich
Von Petra Kleine
Wussten Sie schon, dass Friedrich Merz einen LKW-Führerschein hat und den gerade verlängert hat? Dass sein Herz früher für den Amateurfunk schlug und er in so mancher Schulstunde etwas müde war, weil er bis spät in die Nacht am Funkgerät saß? Dass sein absoluter Lieblingsplatz das „Alte Gasthaus Schlüter“ in Brilon zu seiner Jugendzeit war? Dass er mit großer Freude an die Briloner Schützenfeste und die Schnadezüge zurückdenkt und, wann immer es der Kalender erlaubt, an der Schnade teilnimmt?
In einem sehr offenen Gespräch hat uns Friedrich Merz Einblicke in sein Leben und seine Jugend in Brilon gegeben. Als gebürtiger Briloner ist der 60-Jährige auch heute noch eng mit der Stadt verbunden. Seine Eltern leben hier und auch zahlreiche Freunde und Bekannte.
„Bei schönem Wetter genieße ich es, mit dem Rad von meinem jetzigen Wohnort Arnsberg rüberzufahren. Ich bin ein großer Fan des Ruhrtal-Radwegs“, verrät Friedrich Merz. Als leidenschaftlicher Radfahrer verblüfft er mich dann bei der Frage, welchen Traum er sich im Leben gerne erfüllen würde.
„Zu einem Zeitpunkt, an dem ich noch gesund und voll leistungsfähig bin, würde ich gerne eine größere Radtour entlang der Westküste der USA machen.“ Augenzwinkernd fügt er hinzu, dass das natürlich auch davon abhinge, ob seine Frau das gut findet, wenn er längere Zeit nicht zu Hause ist. Aber die müsste das ja schon allzugut kennen, denke ich mir!
Mit seiner Frau Charlotte, die als Richterin in Arnsberg arbeitet, ist er seit über 30 Jahren verheiratet. „Meine Frau hat meinen großen Respekt, weil sie es geschafft hat, Beruf und Familie so gut miteinander zu vereinbaren, dass aus allen unseren drei Kindern etwas geworden ist. Es wäre wahrscheinlich nicht besser geworden, wenn ich öfters zu Hause gewesen wäre“, vermutet er.
Der „kleine Friedrich“
Und seine eigene Kindheit? Was wollte denn der „kleine Friedrich“ mal werden? Er lacht. Naturwissenschaftler oder Mediziner wollte er werden. Aber der Numerus Clausus stand da im Weg, so dass er sich für den Beruf des Rechtsanwalts entschied.
Gerne erinnert er sich an seine Volksschulzeit in Brilon. Später ging er dann zum Gymnasium, das damals noch neben der Nikolaikirche am Steinweg war. Das waren noch Zeiten! Erinnerungen an Lehrer wie Herrn Kleine-Bühning und Fräulein Hövener (alias Minna) flackern auf. Und nicht zu vergessen: Sport bei Meinolf Schlüter!
„Wir haben uns dann 1971 in der Untersekunda in gegenseitigem Einvernehmen, wie man heute sagen würde, getrennt, und ich habe dann am Gymnasium Rüthen mein Abitur gemacht“, berichtet Friedrich Merz.
„Anschließend hatte ich dann aber eine wirklich schöne Zeit in Brilon, da ich während meiner Bundeswehrzeit und meines Jurastudiums in Bonn sehr viel in Brilon war“, so Merz. „Ich bin Vorsitzender der Jungen Union geworden und habe damit quasi den ersten Schritt in meine politische Karriere getan.“ Die ist wirklich beeindruckend und so umfangreich, dass der Platz für alle Stationen nicht ausreicht. Mit den Jahren als Abgeordneter des Europäischen Parlaments in Brüssel und der Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter und schließlich Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin seien hier nur einige Meilensteine erwähnt. Unvergessen seine Idee, die Steuergesetze so zu vereinfachen, dass sich jeder auf einem Bierdeckel selbst seine Steuer errechnen könnte.
„1989 war ich der jüngste deutsche Europaabgeordnete, zusammen mit Gerd Müller, dem heutigen Bundesentwicklungsminister. Ich habe die Zeit dort sehr genossen, sie war extrem lehrreich und faszinierend, aber auch leider sehr familienfeindlich, da ich oft von zu Hause weg war.“
Mit seiner Familie zog er 1994 zurück ins Sauerland nach Arnsberg. Heute, wo er seine politische Tätigkeit gegen Arbeit in der Wirtschaft eingetauscht hat, genießt er es, neben seinen Büros in Düsseldorf und Frankfurt auch eins in Arnsberg zu haben und von dort aus in nur 5 Minuten zu Hause zu sein.
„Zeit ist Luxus“
„Zeit ist der größte Luxus. Zeit für andere und für sich selbst zu haben. Für Freunde, für die Familie. Daran muss man ständig arbeiten“, so Friedrich Merz.
Er ist ein hervorragender Redner, der die Zuhörer in seinen Bann zieht. Gleichzeitig ist er auch jemand, der im politischen Lager stark polarisierte. Wurde ihm das Redetalent schon in die Wiege gelegt? Hat er jemals Lampenfieber vor einer Rede? Wieder muss er schmunzeln.
„Eine gewisse Grundbegabung kann ich vermutlich nicht bestreiten, aber ob mir das schon in die Wiege gelegt wurde? Natürlich hat man vor bestimmten Auftritten Lampenfieber. Ich erinnere mich daran, dass ich als damaliger Oppositionsführer die Rede halten musste, als Bundeskanzler Schröder die Vertrauensfrage stellte. Da hatte ich natürlich „Fracksausen“. Sonst spreche ich frei, aber da hatte ich die ganze Rede komplett ausformuliert, und sie ist mir dann nachts um zwölf am PC komplett abgestürzt. Aber die zweite Auflage war dann noch besser als die erste…“
Geprägt hat ihn auch ein anderes Ereignis: „Es war der Tag nach dem 11. September 2001 und mein einschneidendstes Erlebnis in über 20 Jahren Politik. Ich sollte die Haushaltsrede des Oppositionsführers auf den Regierungschef halten, die wichtigste Rede im Jahr. Aber nach den Geschehnissen am Tag zuvor in Amerika konnte nichts mehr so ablaufen wie geplant. Ich hatte bis dahin ein sehr distanziertes Verhältnis zum damaligen Bundeskanzler Schröder, auch, weil ich ihn mal recht hart in einer Rede angegriffen hatte. Aber seit diesem 12.09.2001 habe ich ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu ihm, weil wir uns damals einfach zusammengerauft haben. Es war uns klar, dass es jetzt keine Auseinandersetzung über die Innenpolitik mehr geben kann, sondern es einzig und allein um die Frage geht, was gemeinsam gegen die Bedrohung durch den Terrorismus getan werden muss.“