OLPES ALTER FRIEDHOF

Die Josefs-Grotte - Friedhof Kreuzkapelle olpe

Ein fast vergessener Ort

Die Olper Kreuzkapelle, die 1736 erbaut wurde und ein im 14. Jahrhundert aus einer Armenhauskapelle hervorgegangenes Gotteshaus ersetzte, liegt mitten in der Stadt. Und doch fristet das denkmalgeschützte Kleinod barocker Baukunst ein Dasein am Rande, wirkt an ihrem Standort wie verwaist. Das ist sie zwar nicht, denn seit einigen Jahren kümmert sich ein Freundeskreis um ihren Erhalt. Dennoch würde man ihr eine Nachbarschaft wünschen, die sie besser in Szene setzt. Etwas anderes als Parkplätze, Altablagerungen, längst aufgegebene Bahnanlagen und Gewerbeflächen, die sie derzeit umgeben. Mit der sukzessiven Neustrukturierung des Areals sieht die Zukunft indes wohl positiver aus.

1806 Grabstätte Josef Hesse - Friedhof Olpe

1806 Grabstätte Josef Hesse – Friedhof Olpe


Mehr als 100 Jahre ist es her, da befand sich hier der Olper Friedhof. Anfang 1800, in einer Zeit, als die Kreuzkapelle noch vor den Toren der Stadt lag, wurde er angelegt.
Plan des alten Friedhofs Olpe 1868

Plan des alten Friedhofs 1868


1000 Jahre lang, seit der Gründung der dem heiligen Martinus geweihten Kirche um 800, bestatteten die Olper ihre Toten um St. Martinus herum. Dieser ummauerte Kirchhof war rund 1.200 Quadratmeter groß, wobei sich der südliche Teil der Mauer mit der Stadtmauer deckte. 1708 nachweislich erwähnt ist auch ein Beinhaus direkt an der Kirche. Es diente der Aufnahme von Skelettteilen und war notwendig, weil die Gräber wegen der beengten räumlichen Verhältnisse nach relativ kurzer Zeit geräumt und neu belegt wurden. Platzmangel sowie vornehmlich das napoleonische Dekret über das Bestattungswesen, das Beerdigungen innerhalb der Stadtmauern untersagte, führten dazu, dass schließlich ab 1808 die Toten an der Kreuzkapelle begraben wurden. Im Stadtarchiv ist noch ein Grabstein von diesem ersten Totenhof erhalten.
Platzmangel auf dem eigentlich ja noch neuen Friedhof an der Kreuzkapelle war es auch, der die Olper schon 1821 dazu bewegte, über einen anderen Friedhof an der Rochuskapelle nachzudenken. Eben genau dort, wo sich heute der Kommunalfriedhof befindet. Man entschied sich aber dagegen. Die Rochuskapelle war zu weit entfernt und nicht ausreichend erschlossen. Stattdessen kaufte man Parzellen von Pastorat- und Armengrundstücken sowie von Peter Joseph Rüggenberg zur Vergrößerung des Kreuzkapellenfriedhofs.
Kreuzkapelle Olpe

Die Kreuzkapelle heute. Links sieht man eine Station der „Sieben Fußfälle“, eine der ältesten Formen des Kreuzweges.


Details könnte das Pfarrarchiv liefern. Hier lagern jede Menge Akten, aber es würde Wochen dauern, sie zu sichten. Im Laufe des Jahrhunderts jedenfalls erfuhr der Friedhof an der Kreuzkapelle mehrere Veränderungen. So wurde er 1868 nochmals vergrößert. Anfang des 20. Jahrhunderts waren dem aber endgültig Grenzen gesetzt. Bestrebungen nach einer Erweiterung bzw. Neuanlage gegenüber der Straße Am Bratzkopf scheiterten aufgrund des nahgelegenen Bassins der städtischen Wasserleitungen.
Mit sowohl der bischöflichen als auch der staatlichen Genehmigung wurde 1902 dann schließlich der Friedhof an der Rochuskapelle angelegt. 5.322 Mark kosteten die dazu angekauften Grundstücke. Mit den Arbeiten betraute man Gärtner Brauneis. Ein Jahr später, am 10. April 1903, fand die Einweihung durch Pastor Tigges statt. Der erste, der hier seine Ruhestätte fand, war der im Alter von 37 Jahren verstorbene Kaufmann Joseph Junker, Stadtverordneter und engagierter Bürger, der bei dem Friedhofsbau selbst mitgewirkt hatte.
Der Kreuzkapellenfriedhof wurde 1906 entwidmet und in den 1960er-Jahren eingeebnet. Übrig geblieben ist heute eine Restfläche von etwa 1.000 Quadratmetern, umgrenzt von Mauer, Zaun und Hecke. Am Eingang der Kapelle finden sich zehn Geistlichengräber sowie zwei Eisenkreuze. Sie erinnern an Franz Wilhelm Hundt (gest. 1848), Sohn des Bürgermeisters Plan Wilhelm Josef Hundt, sowie Maria Anna Hundt (gest. 1870), Angehörige der Familie des Olper Ehrenbürgers Franz Josef Hundt. Am Rande des Gartens erinnern Grabmale an 48 Männer und Frauen aus Russland und Polen, die beim Bombenangriff am 28. März 1945 ums Leben kamen. Zunächst im nördlichen Teil des Friedhofs bestattet, wurden ihre Gebeine in den 1950er-Jahren, als die Firma Schell Flächen des alten Friedhofs kaufte, umgebettet. Hinter der Kreuzkapelle steht noch ein Mahnmal. Es stammt aus dem Jahr 1936 und ist eine Erinnerung der Olper Eisenbahner an das Schicksal ihrer Berufskameraden Adolf Hesse († 1915 in Galizien) und Franz Sprenger († 1918 in Rumänien).
Die Josefs-Grotte - Friedhof Kreuzkapelle olpe

Die Josefs-Grotte ließ Pfarrer Caspar Tigges (1886–1911) auf dem Platz des 1876 dort abgebrannten Armenhauses errichten und mit dem lebensgroßen Standbild „Tod des hl. Josef“ ausstatten. Es befindet sich jetzt in der 1953 errichteten Totenkapelle an der St.-Martinus-Kirche.


Mit der Verlegung des Friedhofs an die Rochuskapelle verlor die Kreuzkapelle ein weites Stück Aufmerksamkeit. 1909, als sich St. Martinus, durch Brandstiftung 1907 bis auf die Grundmauern zerstört, nach den Entwürfen des Dortmunder Architekten J. F. Klomp in neuer Schönheit nach neugotischem Stil zeigte, zog die Allerseelenprozession nicht zur Kreuzkapelle, sondern erstmals zum Rochus.
Schließen wir mit Zeilen des westfälischen Dichters Friedrich Wilhelm Weber, die Hermann Forck seiner „Geschichte der Stadt Olpe in Form einer Chronik“ (1911) voranstellte: „Die Zeit, die Allbestatterin / sie furcht und pflüget sonder Ruh / und jede Furche die sie pflügt / deckt schollernd ein Jahrtausend zu.“
von B. Engel, Stadtarchiv Olpe und Pfarrarchiv St. Martinus [Text/Foto]
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