ACS Leichtbau-Kompetenzzentrum erhält hohe Auszeichnung

Automotive Center Südwestfalen - Leichtbau Kompetenzzentrum Attendorn

Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ hat das Automotive Center Südwestfalen (acs) als Kompetenzzentrum für wirtschaftlichen Leichtbau in Attendorn ausgezeichnet. Am Mittwoch wurde am Standort in Ewig die von Bundespräsident Gauck unterzeichnete Urkunde durch Ariane Derks in einer Feierstunde an die Verantwortlichen überreicht.
Prof. Helmut Schulte und dessen Nachfolger Karsten Westerhoff als ACS-Geschäftsführer ließen noch einmal die Geschichte dieses Leuchtturms der Wirtschaftskraft in Südwestfalen Revue passieren. Der emeritierte Wissenschaftler erinnerte an das wohl einmalige Investitionsmodell mit westfälischen Zügen – an Modalitäten, die tatsächlich noch per Handschlag besiegelt wurden.
Gemeinsam werden am Standort Attendorn nun Fertigungswege und Leichtbauprodukte entwickelt, die ein einzelner Industriebetrieb nicht meistern könnte. In Zusammenarbeit mit den Hochschulen treffen hier „alte Hasen“ und junge kluge Köpfe aufeinander, um in Teamarbeit modernste Verfahren zu entwickeln, die eine Zukunft in der Fertigung haben.
Arndt G. Kirchhoff nutzte als ACS-Aufsichtsratsvorsitzender die Gelegenheit für einen kurzen Ausblick auf die aktuelle Situation in der Automobilindustrie. Kirchhoff sieht das Projekt ACS als deutliches Zeichen gegen eine Deindustrialisierung. Deutschland habe sich in der Finanzkrise von den Nachbarländern abgekoppelt, was man in weiten Zügen auch dem Mittelstandsmodell zu verdanken habe. Drei von vier dieser Betriebe lieferten dank intensiver Entwicklungsarbeit ständig neue Produkte, außerdem sorge eine Ausbildungsquote von acht bis zehn Prozent für den erforderlichen Nachwuchs an Fachkräften. Kirchhoff wiederholte sein Credo: Ohne Industrie kein Wohlstand, und er erinnerte an den besonderen Standort Südwestfalen als eine der drei stärksten Industrieregionen in der Bundesrepublik. Läge der Industrieanteil bundesweit bei 24 Prozent, was im Europavergleich bereits gigantisch ist, so ist er in Südwestfalen doppelt so hoch!
Außerdem böte der Mittelstand für international agierende Unternehmen eine unschlagbar günstige Position im Weltmarkt. „Jeder, der im Ausland produziert, weiß, wie wichtig eine gut vernetzte Basis in der Heimat ist.“
Die Automotive stellt sich immer aufs Neue den Herausforderungen der Entwicklung. So gehe der Trend hin zur IT-Vernetzung im Kraftfahrzeug bis hin zum teil- oder auch ganz autonomen Fahren. Arndt G. Kirchhoff erinnerte zudem an den kommenden Stellenwert der Elektromobilität und den damit einhergehenden Strukturwandel. Wer heute auf die Produktion von Abgassystemen oder Tanks spezialisiert sei, der müsse umdenken, um eine Nische im Markt zu behaupten.
Einen Fokus legte der Attendorner Unternehmer auch auf die kommenden Entwicklungen vor Ort. So forderte er in einer „Wunschliste“ den schnellen Breitbandausbau, ebenso wie den Ausbau der Straßenanbindungen, um einen drohenden Standortnachteil auszugleichen. Außerdem stellte er in Aussicht, dass sich Nachtflugverbote und der Verzicht auf die Sonntagsarbeit in Zukunft nicht mehr sinnvoll aufrechterhalten ließen.
ACS-Geschäftsführer Karsten Westerhoff führte anschließend durch das moderne Gebäude und erläuterte an den verschiedenen Stationen die methodische Entwicklung von neuen Bauteilen und Modulen, die oft in Verbundwerkstoffen ausgeführt werden. Von der digitalen Darstellung über die Produktion des Musters bis hin zur zermürbenden Dauerbelastungsprobe kann alles im ACS gemeistert werden.
Bundespräsident Joachim Gauck hat ein Motto der von ihm unterzeichneten Urkunde vorangestellt: „Wir haben unsere Kräfte und unsere Phantasie nicht nur für uns allein, sondern auch für andere. Wir brauchen diese Haltung als beständige Basis, auf der unser Gemeinwesen funktionieren kann.“
Achim Gandras

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