Die Olper Wallfahrt nach Werl gibt es seit 225 Jahren

WOLL Sauerland Wallfahrt

Mitten in einem Weltkrieg, und man ist sich heute gar nicht mehr bewusst, dass der Siebenjährige Krieg ein solcher gewesen ist, machten sich fromme Pilger aus Olpe und dem Umland auf den Weg nach Werl, um unter dem Gnadenbild der Muttergottes ein Ende der Gewalttaten zu erflehen. 1760 war das, am 2. Juli, dem Patronatsfest zu Mariä Heimsuchung, und es ist bis heute dabei geblieben. Eine Werler Chronik berichtet, wie die Olper sich einen Weg durch den Belagerungsring der französischen Soldaten bahnten, um in der Kirche eine gewaltige Kerze zu opfern. Damals tobte der Konflikt zwischen allen europäischen Großmächten bereits im fünften Jahr, bis 1763 sollte es noch weitergehen.
Unser Sauerland, damals noch zu Kurköln gehörend, war wie ein Spielball unter die Großmächte gefallen. Unser Kurfürst und Erzbischof Clemens August hatte sich nie besonders für kriegerisches Tamtam interessiert. Er baute lieber prächtige Schlösser von dem Geld, das sie ihm dafür bezahlten, sich rauszuhalten, wenn es im Umfeld wieder einmal krachte. Friedrich der Große, der Alte Fritz, verachtete ihn dafür mit Inbrunst. „Das Wetterfähnchen vom Rhein“ schimpfte er in seinen kargen Feldlagern laut vor sich hin. Besonders hasste er ihn für seine Wasserkunst in Brühl, wie es überliefert ist. Seine eigene Fontaine in Sanssouci über Potsdam tröpfelte meistens nur vor sich hin – Clemens August hingegen hatte in Brühl ordentlich Druck auf der Leitung. Und wenn der preußische Gesandte kam, schickten die Kurkölner Hofschranzen zur Begrüßung einen baumdicken Wasserstrahl bis in den Himmel. Auf der stets folgenden preußischen Majestät Anfrage, wie es um des Kölners Wasserkunst bestellt sei, folgte stets ein kleinlautes „Prächtig, Majestät, prächtig!“ des verschüchterten Gesandten, der auch weiter nichts Erfreuliches von seiner Reise zu berichten hatte. Aber wir schweifen ja ab …
Nun, 1760 war das Elend groß und kein Ende abzusehen. In finsteren Zeiten flehte das Völkchen mit Inbrunst um die Hilfe eines gnädigen Gottes. Bis ins letzte Jahrhundert lässt sich das zurückverfolgen. Überall im Sauerland gibt es Bildstöcke und sogar Kapellen, die von dankbaren Heimkehrern aus der Hölle des Ersten Weltkriegs errichtet wurden. Das Rochus-Gelübde der Olper, entstanden in der Not der Pestwellen, oder auch die Bitten an Agatha gegen die Feuersbrünste gehören ebenso dazu.
Die Olper jedenfalls haben in diesem Jahr ihre 255. Werlwallfahrt zelebriert und es ist kein Ende in Sicht. In früheren Jahren fuhr sogar ein Sonderzug, dann folgten Busse, bis sich die Pilger 1985 auf ihre Wurzeln besannen und ein Teil von ihnen seither wieder in drei Tagesetappen bis nach Werl marschiert! Am ersten Tag geht es bis Rönkhausen, am zweiten bis Hüsten und am dritten bis zum Ziel. 90 stramme Kilometer gilt es dabei zu bewältigen, aber die Unterstützung auf dem Weg ist groß. So gibt es seit Jahren zum Beispiel eine Limonaden-Pause im Schlosspark der Grafen zu Plettenberg in Lenhausen. Gundolf Graf zu Plettenberg dazu: „Vor vielen Jahren stand die Pilgerschar einmal im Platzregen unter unserem Scheunendach – seither tradiert sich die kleine Bewirtung bei uns.“ In diesem Jahr war die selbstgemachte Johannisbeerschorle besonders willkommen, denn bei fast 40 Grad unter einem wolkenlosen Himmel war der Weg noch beschwerlicher als sonst. Doch genau diese Dinge sind es, die eine Gemeinschaft fördern, wie sie nur die Pilgerschaft erzeugen kann.

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Die traditionelle Rast mit kühler Schorle im Schlosspark der Grafen zu Plettenberg in Lenhausen war in diesem heißen Jahr besonders willkommen.


von A. Gandras [Text/Fotos]
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