Drolshagener Stammtisch kultiviert Zweiradspaß der besonderen Art

WOLL Sauerland Mofa

Das Sauerland lässt die Herzen von Motorradfahrern seit jeher höher schlagen. Hunderte Kilometer kurvenreicher Strecke, Seen, Täler und Berge locken jährlich Zigausende Zweiradfreunde rauf auf ihre Bikes und rein in die Natur. Wenn sich der Geruch von Benzin und Motoröl an sonnigen Tagen mit der heißen Luft mischt, steigen mit den Temperaturen auch die PS-Zahlen. „Je schneller, desto besser“, lautet beim Motorradfahren die Devise. Oder etwa nicht? Dass die Leidenschaft für Zweiräder auch ganz anders gestrickt sein kann, zeigen acht gestandene Mitglieder eines Drolshagener Männerstammtischs, die in den Sommermonaten etliche Kilometer auf klassischen Mofas abreißen. „Entschleunigen“ nennen die Drolshagener diesen ganz besonderen Zweiradspaß.

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Panorama pur: Das Sauerland lockt nicht nur PS-starke Zweiräder raus auf die Straße.


Knatternde Mofas auf Sauerländer Straßen – das ist beileibe kein ungewöhnliches Bild. Alles andere als gewöhnlich ist allerdings ein achtköpfiger Mofa-Konvoi, der regelmäßig rund um Drolshagen unterwegs ist. Spätestens, wenn die Fahrer ihre Helme abnehmen, wird deutlich, dass es sich hierbei um eine ganz besondere Spezies von Zweiradfreunden handelt: Die acht Kumpel nämlich überschreiten das durchschnittliche Alter eines Mofafahrers um runde zwei Jahrzehnte. Die Leidenschaft für das kultige Kleinrad kennt halt kein Alter, weiß Christian Pfeifer. Der 38-Jährige ist Mitglied eines Drolshagener Herrenstammtischs, der bereits seit mehr als zehn Jahren diesem ungewöhnlichen Hobby frönt.
Wie so häufig bei Stammtischen ging es den Männern bei dessen Gründung 2003 zunächst darum, regelmäßige Treffen unter Freunden zu organisieren. Die Mitglieder aber, die sich allesamt schon aus der katholischen jungen Gemeinde (KJG) Drolshagen kannten, teilten von Beginn an eine ganz spezielle Leidenschaft: nämlich die für Autos, Mopeds, Motorräder, fürs Restaurieren, Schrauben und Basteln. Nicht umsonst wurde der Stammtisch unter dem Namen „DC Motormord“ aus der Taufe gehoben, wobei „DC“ ganz unkonventionell für „Drolshagen City“ steht. Unkonventionell gestalteten sich von Beginn an auch die Stammtischreisen: Statt der in Stammtischkreisen üblichen Ziele mit Hotelaufenthalt und Strandbar steuert das Drolshagener Oktett lieber nah gelegene Campingplätze an – etwa an der Lister. Dorthin sollte es auch im zweiten Jahr der Stammtischhistorie gehen, erinnert sich Sascha Fernholz. „Dafür haben wir damals noch ein Highlight gesucht. Eines, das bezahlbar und leicht umsetzbar wäre“, so der 37-Jährige, der seinerzeit zum Organisationsteam des Wochenendes zählte. „Da wir alle auf Zweiräder stehen, aber nicht jeder einen Motor-radführerschein besitzt, sind wir schließlich auf die Idee mit den Mofas gekommen“, erklärt der Drolshagener schmunzelnd. Nach denen musste nicht einmal groß gesucht werden: „Die meisten von uns hatten ihre Mofas aus Jugendzeiten noch im Keller stehen. Von so etwas trennt man sich einfach nicht“, bemerkt Stammtischkollege Christoph Held, der froh war, seine Herkules Prima 5 S wieder auf die Straße bringen zu können. Kein Wunder also, dass der erste Ausflug auf zwei Rädern den Weg für viele weitere Touren ebnete.
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Farbenfrohe PS-Parade: Was ursprünglich als Gag gedacht war, hat sich längst zur Leidenschaft gemausert.


Das Mofa-Wochenende zählt mittlerweile zum festen Bestandteil des Terminkalenders der Drolshagener. „Traditionell nehmen wir bei diesen Touren nur das mit, was aufs Mofa passt: vom Zelt über den Schlafsack bis hin zum Gaskocher und Campingstuhl“, sagt Fernholz, der eine Garelli fährt. Die „heiße Italienerin“ hat ihn im vergangenen Jahr auch zum einwöchigen Jubiläumsausflug an den Edersee in Hessen begleitet. Bis dorthin sind es ab Drolshagen immerhin 135 Kilometer. „Wir mussten die Strecke in Etappen fahren und haben in Winterberg eine Übernachtung eingelegt“, erklärt Held. Dass derartige Ausfahrten Zeit brauchen, liegt indes nicht nur an an der für Mofas erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 25 Kiometern pro Stunde. Aufgrund des Alters der Zweiräder muss unterwegs auch immer wieder angehalten und geschraubt werden. „Einmal hatten wir schon in Rhode den ersten Kolbenfresser“, erinnert sich Pfeifer, der seine Zündapp Bergsteiger, Baujahr 1974, von einem Onkel geerbt hat, lachend. „Obwohl wir für solche Fälle Werkzeug mitnehmen, war dieser Fall definitiv einer für ein Ersatzfahrzeug“, fügt Fernholz hinzu. Das kam kurzerhand vom Nachbarn des liegengebliebenen Mofafahrers.
In zehn Jahren „DC Motormord“ haben die Stammtischler auf ihren regelmäßigen Mofa-Touren eine Menge erlebt. Davon gäbe es viel zu erzählen. Eines aber haben alle Erlebnisse gemein: „Es sind vor allen Dingen positive Reaktionen, auf die wir stoßen“, sagt Held. Das zeigt auch das Beispiel der diesjährigen Tour, die die Männer zu einem Campingplatz an der Agger führte. „Der Platzwart hat mir am Telefon erklärt, dass der Platz erst ab Mai für die Saison eröffnet. Als er jedoch hörte, dass acht erwachsene Männer auf Mofas kommen wollen, hat er den Platz spontan außer der Reihe für uns geöffnet“, berichtet Fernholz schmunzelnd.
von S. Clemens [Text] und C. Feldmann [Fotos]
 
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