Talentschmiede der Volleyball-Damen Olpe

WOLL Sauerland Volleyball

Es schlug ein wie eine Bombe! Louise Seidl, 26 Jahre, österreichische Nationalspielerin und über 50 Mal im rotweißroten Austria-Trikot, kommt nach Olpe! Volleyball in Olpe, das ist doch fast wie in der Diaspora. „Es sind berufliche und private Gründe, die mich in die Region gezogen haben“, erzählt die sympathische junge Ärztin.
Was sie hier findet, ist die Dritte Bundesliga. Dritthöchste Spielklasse im deutschen Volleyball der Frauen, das musste man sich zunächst einmal auf der Zunge zergehen lassen, als die SFG-Damen vor drei Jahren sozusagen den Aufstieg schafften. Eine Liga, die ihresgleichen im Kreis Olpe sucht. Und – ein weiteres Novum – seit diesem Jahr ist eine Nationalspielerin dabei, eben Louise Seidl, die, wie sie sagt, so oft wie möglich am Training teilnehmen und gelegentlich einsatzbereit bereit sein möchte.
Ein Blick zurück in den September: In der Sporthalle des St.-Franziskus-Gymnasiums Olpe findet der Saisonauftakt statt. Eine ganz normale Dreifach-Turnhalle, ohne Tribüne, ohne fest installierte Sitzmöglichkeiten. „Provinziell, aber liebevoll“, betonen immer wieder die Gäste, aber auch die Schiedsrichter, die zum ersten Mal hierher kommen. Bälle knallen durch die Gegend, Musik spielt. Man hört die Bläck Fööss, Kölner Slang schwappt vom Rhein herüber. Irgendwo versammeln sich junge Mädchen im roten T-Shirt und dem „VC SFG Olpe“ auf dem Rücken. Es sind die Zehn- bis Zwölfjährigen. Sie wollen auch einmal Dritte Liga spielen, vielleicht sogar höher. Doch an diesem Abend sind sie Ball- und Wischmädchen, trocknen während der Auszeiten kurz den Boden, rollen die Bälle die Seitenlinie entlang und versorgen die aufschlagsberechtigte Mannschaft mit dem runden Leder. Und natürlich hoffen und bangen sie zusammen mit den vielen Fans. Auf dem Feld spielen ihre Vorbilder, die teilweise auch ihre Trainerinnen sind. Um 20.45 Uhr ist alles vorbei. Der Auftakt mit 3:1 gegen VC Nienburg ist gelungen. Die Fans sind aus dem Häuschen. Und danken es nicht nur Louise, die voll des Lobes für ihre Mitspielerinnen ist. „Das war klasse und hat richtig Spaß gemacht.“
Für die Volleyballerinnen von Olpe war es ein langer Weg in die Dritte Liga. Vor zehn Jahren hätten die Verantwortlichen um den Vereinsgründer Josef Basch nicht im Traum an eine solche Spielklasse gedacht. Bis dahin war die Verbandsliga des 1990 gegründeten Vereins das Maß aller Dinge. 2001 zum ersten Mal, und das war schon eine tolle Leistung. Es folgte 2005 die Oberliga, fünf Jahre später die Regionalliga, bevor für die Saison 2010/11 bundesweit die vierteilige Dritte Liga eingeführt wurde. Als Regionalliga-Vizemeister waren die Franziskus-Damen natürlich dabei. Und das alles zum 20-jährigen Jubiläum eines Vereins, der „nur“ Mädchen ausbildet. Mit viel Erfolg. Die Dritte Liga ist der beste Beleg!
Der Aufschwung ist dabei alles andere als ein Wunder und auch nicht der Verdienst irgendwelcher „Legionäre“. Der Volleyballsport führt in Olpe zwar kein Schattendasein mehr, aber auswärtige „fertige“ Spielerinnen, die es sportlich in die Kreisstadt zieht, konnte man in der Vergangenheit an einer Hand abzählen. Der Aufschwung ist in der Tat Resultat einer grundsoliden Ausbildung, an der neben Josef Basch auch Ludger Marx beteiligt ist.
Die Talentschmiede im engeren Sinne gibt es seit rund sieben Jahren, angeregt von Josef Basch und in Gemeinschaftsarbeit mit dem Chronisten erfolgreich betrieben. Unterstützt werden sie dabei von Damen der 1. Mannschaft, die den Weg ins Lehramt gewählt haben. Waren es viele Jahre Mädels der 5. Klassen des St.-Franziskus-Gymnasiums, dessen Name der Verein trägt, so finden seit etwa sieben Jahren regelmäßig nach Beginn des neuen Schuljahres Talentsichtungen in den 3. Klassen aller Grundschulen der Stadt Olpe statt. Dazu kommen seit Kurzem auch Gerlingen und Drolshagen. Der Verein steht allen Interessenten offen, die Zugehörigkeit zur St.-Franziskus-Schule ist also kein Muss. Der Vereinsname VC SFG(ymnasium) bleibt trotz Umbenennung der Schule im Zuge der Eröffnung des Realschulzweiges erhalten. So ist er im Vereinsregister eingetragen. Und schließlich bürgt der Begriff „SFG“ mittlerweile für Qualität.


2013 hat die 32-jährige Claudia Dietzmann den Vereinsvorsitz von Josef Basch übernommen. Dabei setzt sich der derzeitige Vorstand des rund 250 Mitglieder starken Vereins fast ausnahmslos aus Ehemaligen zusammen, also ehemaligen SFG-Schülerinnen und Spielerinnen. Als Glücksgriff hat sich der aus Kirchhundem stammende Michael Jürgens erwiesen. Der 33-jährige angehende Neurologe ist seit geraumer Zeit A-Trainer und hat seit dem Aufstieg in die Regionalliga 2010/11 die alleinige Verantwortung für die Fortsetzung des sportlichen Höhenfluges.
Sportliche Höhenflüge verzeichnen aber auch talentierte junge Damen, die das Volleyball-ABC bei SFG erlernt haben, weit außerhalb vom heimischen Sprengel. Isabel Schneider, 2013 U23-Beach-Weltmeisterin, ist mittlerweile Weltenbummlerin auf den schönsten Sandplätzen dieser Erde. Und auch ihre Schwester Laura (Bayer Leverkusen) sowie Marina Wagner (DSHS SnowTrex Köln) sind schon seit Jahren in ihren neuen Vereinen in der 2. Bundesliga Nord eine feste Größe.
Für Louise Seidl, die in Nordhessen geborene Halb-Österreicherin/Halb-Niederländerin, hat der Volleyballsport seit jeher magische Anziehungskraft. „Ja, es juckt noch immer in den Fingern.“ Und so kann sie wesentlich mit dazu beitragen, dass die leuchtenden Kinderaugen weiterhin leuchten und die sportlichen Träume und Wünsche dieser Mädchen, die jetzt die Bälle rollen, auch einmal in Erfüllung gehen.
„Die Menschen glauben den Augen mehr als den Ohren. Lehren sind ein langweiliger Weg. Vorbilder ein kurzer, der schnell zum Ziel führt“ (Seneca).
Text / Fotos: Volkher Pullmann
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