Heinz Schneider und das magische Auge

WOLL Sauerland Heinz Schneider

Wunder schlummern manchmal einfach im Karton. In einem wie dem von Hermann Schneider in Bad Sassendorf. Als IT-Fachmann ging der gebürtige Attendorner einst zum Computerpionier Nixdorf nach Paderborn. Das war vor vielen Jahren. Als Weihnachten 2001 sein Vater Heinz starb, erbte er als Ältester von drei Söhnen eben dieses Raritätenkabinett, das nun glücklicherweise veröffentlicht werden kann.

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Heinz Schneider (1920 – 2001), hier ein analoges „Selfie“ vorm Spiegel mit seiner „Rolleicord“ im Jahr 1953


Aber beginnen wir mal von vorn, mit Großvater Karl. Der bekam 1924 eine Stelle als Schlossermeister bei der Firma Ursell an der Kölner Straße in Attendorn. Sohn Heinz, geboren 1920 in Elberfeld, kam also mit vier Jahren in die Hansestadt, heiratete dort 1949 und blieb bis an sein Lebensende. Bereits in den frühen 1940er-Jahren hatte er ein damals noch sehr exklusives Hobby für sich entdeckt. Mit einer ersten „Agfa Compur“ belichtete er Glasnegativplatten und schulte sein gutes fotografisches Auge. Später besaß er gar eine „Rolleicord“, die berühmte Mittelformat-Spiegelreflex mit den beiden Augen. Heinz Schneider fuhr in diesen Jahren den städtischen Krankenwagen, später wechselte er zu den Stadtwerken und hatte die Kamera wohl immer dabei. Und die Honoratioren im Rathaus wussten sein Talent zu nutzen. Es scheint, als habe Heinz Schneider im offiziellen Auftrag in den 1950er-Jahren auch viele Bauprojekte in der Innenstadt dokumentiert, darunter wahre Schätze mit Ansichten jener Gebäude, die der neuen Zeit dann weichen mussten. So sieht man Straßenszenen, die man kaum noch wiedererkennt, Häuser oder auch die alte Biggebrücke, die allesamt gekonnt abgelichtet wurden.
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Hermann Schneider und Markus Frey sichten den geerbten Bilderschatz in Bad Sassendorf.


Hermann Schneider freute sich zuerst über den Nachlass an vielen Familienfotos, dann jedoch wurde ihm bewusst, dass die zahlreichen Ansichten doch auch sehr interessant für viele Attendorner sein mussten. Bald stellte er das eine oder andere Bild ins Internet, in die Facebook-Gruppe „Attendorn – wie es früher war“, wo wir vom WOLL-Magazin sehr schnell darauf aufmerksam wurden. Die Frage stand im Raum: Warum diesen Schatz im schnelllebigen Internet abfackeln, wenn man daraus auch ein schönes Buch machen könnte? Hermann Schneider konnte sich sofort für die Idee begeistern. Bei einem Besuch in Bad Lippspringe wurde der wunderbare Karton mit den unzähligen Negativen gesichtet und wird nun intensiv bearbeitet. Jetzt kommt der Attendorner Heimatverein ins Spiel, denn wir möchten die Attendorner, die sich an diese Zeiten noch erinnern, gerne um Rat fragen. Daher wird die Bildauswahl vorab in den Räumen des Vereins an der Hansastraße zu sehen sein. Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn der eine oder andere seine Gedanken zu einzelnen Ansichten schildern würde, damit auch diese Erinnerungen nicht verloren gehen. Das Büro ist immer montags von 18 bis 20 Uhr besetzt. Schauen Sie doch einfach mal herein und arbeiten Sie aktiv ein wenig mit. Wann schreibt man schon einmal mit an einem Buch? Gedruckt wird es dann bei Frey Print+Media, dann ist es rundherum ein echtes Attendorner Erzeugnis.
Text und Fotocollage: Achim Gandras
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