Bühnenmeister Philipp Hammecke

WOLL Sauerland Philipp Hammecke

Eine gute Stube will gepflegt sein. Schließlich ist sie repräsentatives Zimmer und Aushängeschild und man betritt sie nur zu besonderen und feierlichen Anlässen. Um die gute Stube der Kreisstadt sorgt sich Philipp Hammeke. Seit 1995 hält er in der Olper Stadthalle als guter Geist hinter den Kulissen die Fäden in der Hand.
Angefangen hat er als Hausmeister, da war er 45 Jahre alt. Fünf Jahre später musste er sich – das Gesetz wollte es so – zum Bühnenmeister qualifizieren. „Das ist nur auf dem Rasenmäher das Gleiche. Größer geht der Unterschied nicht“, sagt er. Mit 50 Jahren noch so eine Ausbildung nachzulegen, war eine harte Nuss. Anfang des kommenden Jahres ist Schluss, dann geht er in den Ruhestand.
Ein Freund großer Worte ist Philipp Hammeke nicht. Überhaupt ist ihm die Aufmerksamkeit um seine Person nicht so ganz geheuer: Er macht doch nur seine Arbeit. Er ist ein Mann der Tat, ein Sauerländer durch und durch: gradlinig, unverfälscht, zupackend. Und genauso ist er immer unterwegs, auf den Beinen oder in Gedanken, muss hier was klären, dort was regeln. „Wir haben jedenfalls viel gelacht“, resümiert er kurz und bündig seine Jahre als Bühnenmeister in Olpes guter Stube. Und dann hat er schon wieder das Handy am Ohr und ist auf dem Sprung. „Ja! Ist gut. Das machen wir so. Tschüss!“
1956 begann man in Olpe mit dem Bau der Stadthalle auf dem Wiesengelände „Auf der Horle“. Im Juni 1958 wurde sie eingeweiht. „Ein Schmuckstück und die Beste im Kreis“, sagt Michael Ohm, Kulturabteilungsleiter der Stadt, der dafür sorgt, dass ein attraktiver Spielplan Gäste aus nah und fern anzieht. An rund 200 Tagen im Jahr wird die Halle genutzt. Für Veranstaltungen aller Art, vom großen Theater bis zu den Festlichkeiten der heimischen Vereine. Die Dauerbrenner bei den Olpern: Schützenball, Karneval, sinfonische Blasmusik.
Kernstück ist der Große Saal, zweistöckig mit Parkett und Rängen. Bis zu 1.000 Besucher finden hier Platz. Die acht mal zehn Meter große Bühne verfügt zusätzlich über einen Orchestergraben, der bei Bedarf aufgedeckt wird. Das nächste Mal im Dezember: Dann macht das Große Ensemble der Kammeroper Köln mit „My Fair Lady“ der Kreisstadt seine Aufwartung.
Für Philipp Hammeke gibt es immer viel zu tun. Er trägt die Verantwortung für die Bühne und alle Menschen in der Halle. Er ist der Erste, der da ist, und der Letzte, der geht. Dann ist es oftmals schon früher Morgen. „Ich habe mich dazu entschlossen, das zu machen, dann setze ich mich auch voll dafür ein“, sagt er. Und man glaubt es ihm aufs Wort.
Wie viele Stunden er hier verbringt? „Man darf es gar nicht laut sagen“, meint er. „Ich freue mich, wenn alles reibungslos läuft.“ Planen, organisieren, koordinieren, reparieren. Von der Instand-haltung und der Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen über die Bestuhlung, die Dekoration und die Kulisse bis zur Licht- und Tontechnik und die Abstimmung mit den Ensembles. Der Meister hat alles im Blick. Und im Griff! Selbst dann, wenn er einige Meter über der Bühne die Scheinwerfer in der Traverse richtet. Schwindelfrei muss er auch noch sein. WOLL Sauerland Philipp Hammecke
„Immer die richtige Stimmung schaffen, das ist auch im Leben so“, findet er. Die Arbeit mit den Menschen und mit den Vereinen – und er kennt sie alle –, die mache schon großen Spaß. Schließlich sei er selber ein Vereinsmensch. In seinem Heimatort Rehringhausen ist er im Dorfarbeitskreis, im Kirchenvorstand, im Musikverein, in der Wald- und Jagdgenossenschaft und im Schützenverein. Nach 40 Jahren im Vorstand hat er als dienst-ältester Schützenoberst im Olper Stadtgebiet 2011 den grünen Rock abgelegt. „Tausendsassa und Allzweckwaffe“ hat ihn Kreisschützenoberst Marin Tillmann einmal genannt. „Einen Besseren finden wir nicht“, sagt Michael Ohm.
Vor Philipp Hammeke gab es in der über 50-jährigen Geschichte der Stadthalle nur noch zwei Hausmeister: Josef Kramer von 1958 bis 1982, dann Ewald Brucker. Als Olpes gute Stube 1994 umfassend saniert und modernisiert wurde, hat man die vielen Autogrammkarten der Künstler, die hier ihr Gastspiel gegeben haben, aus dem kleinen Regieraum oberhalb der Bühne in sechs Alben gepackt und im Stadtarchiv untergebracht: Millowitsch, Kuhlenkampf, O. W. Fischer, Frankenfeld. Die Größen aus der ersten Reihe der bunten Unterhaltung, sie waren alle da.
Damals hat Philipp Hammeke dafür gesorgt, dass das Schaltpult für die Licht- und Tontechnik während der Veranstaltungen auf den Rängen platziert wird. Wegen des besseren auditiven und visuellen Überblicks. Dort sitzt er also, mittendrin, und setzt alles ins richtige Licht. Auch zum Schützenball der Olper St. Sebastianus Schützen, einem absoluten Highlight im Kalender. „Von Major Imhäuser habe ich immer mein Fett weggekriegt“, lacht er.
Bevor der Meister nun endgültig die Bühne der Stadthalle verlässt, hat er noch einiges vor der Brust. Die komplette Bestuhlung im Großen Saal soll überholt werden. „Und dann hat man mir noch die Brandsanierung auf´s Auge gedrückt. Sozusagen als letzte Amtshandlung“, erzählt er, was ihm aber nicht viel auszumachen scheint. Er macht seine Arbeit gerne.
Was dazu verleitet, zu fragen, wie er sich seinen Ruhestand vorstellt. „Mal sehen, man kann ja immer irgendetwas tun. Ich habe auch noch einen eigenen Wald und etwas Landwirtschaft zu Hause“. Darin, also in der Landwirtschaft, ist er auch Meister. Die hat er in jungen Jahren gelernt.
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