Peter Wurm nach 50 Jahren in Ruhestand

WOLL Sauerland Peter Wurm

Peter Wurm hat sich nach 50 Jahren aus dem Dienst bei der Stadtverwaltung Olpe in den Ruhestand verabschiedet. Am 30. April 2013 endete mit der Feier im Rathaus-Foyer eine Geschichte, die am 1. April 1963 ebenfalls im Olper Rathaus begonnen hatte, freilich noch im Altbau an der Westfälischen Straße. Nun ist das aktuelle Rathaus vielleicht auch schon bald wieder Geschichte, und Peter Wurm sagt dazu: „Nehmt es ruhig weg, für die weitere Stadtentwicklung ist es im Wege.“ Damals jedoch war die Aufbruchstimmung groß, und er kann es gar nicht so recht beschreiben, wie groß die Freude war, als im März 1978 das neue Gebäude mit seinen großzügigen Büros bezogen wurde. „Fragen Sie mich nach den schönsten Tagen im Dienst, dann ist der Bezug des damals neuen Rathauses ganz vorne mit dabei.“
Aber zurück zum 1. April 1963. Am Abend ging das ZDF, das Zweite Deutsche Fernsehen, erstmals auf Sendung, am Morgen stand der Dreizehnjährige zum ersten Mal im Rathaus. „Unvergesslich“, und Peter Wurm muss lachen, „Mutter stellte mich weg, wie man sagte, hatte mich ordentlich herausgeputzt, und ich stand nun also im Schulamt, um den ersten Tag vernünftig rumzukriegen.“ Und was hatten sie ihm eingeimpft: Lass dich nicht gleich in den April schicken, pass auf, wenn sie dich Steuerschrauben holen schicken oder dergleichen …
„Frau Reiz sagte dann prompt, ich solle mir mein Geld abholen. Klarer Fall: Aprilscherz, nicht mit mir! Dreimal wurde nachgefordert, dann gab´s Karacho durch Richard Gummersbach von der Stadtkasse. Geld gab´s damals im Voraus, und er drückte mir 30 Mark in die Hand! 30 Mark! Ich bekam bis dato fünf Mark Taschengeld im Monat … Da wusste ich: Peter, Du hast alles richtig gemacht!“
Das alte Rathaus, rund 70 Mitarbeiter, familiärer ging es zu. Morgens los zur Arbeit, lange Mittagspause, weil man zu Fuß zum Essen ging, und dann bis 18.20 Uhr, dazu samstags bis Mittag. „Tippen lernte ich im Schreibmaschinenkurs, Abheften nach Ordnungsnummern, was furchtbar war, und dann waren da in den Büros die Ölöfen, die von uns Stiften noch mit der Kanne von Hand befüllt werden mussten.“ Ging dabei was daneben, dann stank die ganze Bude. „Und manchmal stank sie auch, weil extra was daneben ging, denn schließlich ließ man sich auch nicht alles gefallen.“
Einmal die Woche ging es mit dem Bus für den ganzen Tag auf große Reise zur Berufsschule in Siegen, die Prüfung wurde schließlich in Hagen abgelegt. „Bürgermeister war damals Ignaz Müller, der Fabrikant. Wenn man dort schon mal hin musste, auf den Imberg, dann öffnete einem das Dienstmädchen, noch in der weißen Schürze, das war eine andere Welt.“
Eine andere Welt kam dann auch mit der Bundeswehr. Zu den Heeresfliegern eingezogen gefiel es dem Rekruten in Münster sehr gut, die Musik der Kinks und Rolling Stones der jungen Jahre gefällt ihm bis heute. Fast hätte er damals Olpe die Treue gebrochen, aber nach der achtzehnmonatigen Dienstzeit wurde er durch den neuen Stadtdirektor Dr. Elbers gefördert. Und „PeWu“, wie ihn jeder kennt, meisterte die Aufstiegsprüfung für den Gehobenen Dienst an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Hagen.
„Ich weiß noch: Wir fuhren immer zu viert in einem alten Opel, und der Fahrer hatte eines Tages eine Prüfung voll versemmelt … Der arme Kerl war so von der Rolle, dass er auf der neuen A 45 auf dem Rückweg durchrauschte bis Freudenberg, so sehr hatte ihn das mitgenommen.“ Bestanden haben sie dann doch alle vier, und der Dienst führte Peter Wurm als Stadtinspektor in die Kämmerei. Er wurde zuständig für den Jahresabschluss und erlebte bald die Einführung der ersten Computer: „Die waren sehr begehrt, diese großen Flimmerkisten auf dem Schreibtisch, aber es waren noch dumme Bildschirme, wie man sagte, denn man konnte nur Daten abrufen, aber keine eingeben.“ Später dann das Faxgerät, das zuerst vollkommen unterschätzt wurde. „Ich hätte damals keinen Pfifferling darauf gewettet, aber so kann man sich täuschen.“
1990 wurde er zuständig für Schule, Kultur, Sport, Freizeitbad und Musikschule – welche Mischung! –, Hauptamtsleiter und ab 1. Juli 1993 Allgemeiner Vertreter. Ab 2000 schließlich Erster Beigeordneter mit Wiederwahl 2008; und aus diesem Posten heraus wurde „PeWu“ nun aus dem Dienst verabschiedet. Langweilig indessen wird es ihm nicht werden, obwohl er immer gern ins Rathaus gegangen ist. Ein bisschen mit seiner Frau Brigitte auf Reisen gehen, lesen, gerne Krimis und historische Romane, als Schlachtenbummler mit der Olper Wehr zur Feuerwehrolympiade fahren, und natürlich seinen Königsblauen auf Schalke die Daumen drücken – was Wunder, wo die Mutter doch aus Herne stammte. Dazu ein Fazit aus 50 Jahren Dienst an der Kreisstadt Olpe: „Wenn´s wie 1963 geblieben wäre, dann wäre kaum jemand mehr da.“ Peter Wurm wird seiner wunderbaren Heimatstadt auch weiterhin die Treue halten.
Text / Foto: Achim Gandras
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