Karl Baumhoff – der Sammler vor dem Herrn

WOLL Sauerland Baumhoff

Wenn jemand der sprichwörtliche Sammler vor dem Herrn ist, dann ist es Karl Baumhoff aus dem Röllecken im Repetal. In über 40 Jahren hat er sauerländische Schätze zusammengetragen, von denen viele damals noch achtlos weggeworfen wurden. Inzwischen sieht das ganz anders aus. Gerade die kleinen Heiligtümer des katholischen Alltags der vergangenen 200 Jahre sind so umfangreich in der außergewöhnlichen Sammlung vertreten, dass sie einen wohl einmaligen Überblick gewähren. Dergleichen dürfte in dieser Form für Südwestfalen nicht ein zweites Mal zu finden sein.
In Zeiten, als sich kaum jemand für solche Dinge interessierte, war der junge Karl Baumhoff schon mit dem Milch-LKW auf allen Höfen der Umgebung unterwegs. Schnell hatte sich unter den Landwirten herumgesprochen, dass er für alles Alte zu haben war. Und so nahm die Sammelleidenschaft bald ihren Lauf.

WOLL Sauerland Baumhoff

Raritäten der frühen westfälischen Pädagogen des 18. und 19. Jahrhunderts: Wer kennt noch Melchior Ludolf Herold oder den Drolshagener Dichter Heinrich Bohne? Diese und andere Schätze hütet Karl Baumhoff in Originalausgaben.


Es sind aber nicht nur die kirchenhistorischen Dinge. Was mit seiner Heimat, dem Repetal und dem Kreis Olpe zu tun hat, liegt ihm ganz besonders am Herzen. Bei diesen Themen ist er kaum zu bremsen. So wie bei der Idee, für den Dorfbrunnen in Dünschede einen ganz besonderen Steinblock aufzutreiben. Einen, dessen Material einst weithin bekannt war. Es ist der rote Kalkmarmor aus den alten Gruben von Mecklinghausen, der als „Heldenrot“ nicht nur auf der Burg Schnellenberg, sondern auch im Königsberger Schloss und im Berliner Reichstag verwendet wurde. Dieser besondere Stein, wie auch der restliche Kalk aus dem Repetal, war ein lohnendes Geschäft zu Kaisers Zeiten und darüber hinaus. Viel ist heute davon zwar nicht mehr zu sehen und die Marmorbrüche sind längst verschüttet, aber Karl Baumhoff wollte so einen Block aus Heldenrot haben und eben keinen anderen.
Und er fand ihn tatsächlich! Aber dieser war zu verwittert und zerbröselte ihm unter den Händen. Dann kam der Zufall zu Hilfe. An einem Sonntag fuhr er durch Allagen am Möhnesee und inspizierte bei der Gelegenheit den Lagerplatz einer alteingesessenen Natursteinfirma, die einst von den Repetalern beliefert worden war. Das wusste Karl Baumhoff, so wie er fast alles über diesen Zweig der Sauerländer Industriegeschichte weiß. Ein großer Block, der ganz unten zwischen dem Gestrüpp halb vergraben lag, sprang ihm sofort ins Auge: Heldenrot, alt, original! Da war er endlich.
WOLL Sauerland Baumhoff

Raritäten der frühen westfälischen Pädagogen des 18. und 19. Jahrhunderts: Wer kennt noch Melchior Ludolf Herold oder den Drolshagener Dichter Heinrich Bohne? Diese und andere Schätze hütet Karl Baumhoff in Originalausgaben.


Seit 2006 steht er nun auf dem Dorfplatz in Dünschede, mit einem heiligen Jakobus aus Quarzit in der Nische, und erinnert so an gleich zwei große Traditionen: Den weit gerühmten Kalkstein aus dem Repetal und die Lage an der alten Heidenstraße, dem großen Fernweg des Mittelalters, auf dem auch die Jakobspilger aus dem Osten unterwegs waren, von Leipzig kommend über Köln nach Nordspanien, nach Santiago die Compostela.
Wen vergangene Zeiten faszinieren, der kommt wohl auch um alte Uhren nicht herum. Karl Baumhoff liebt sie, mannshohe Standuhren, aber auch hier sollte es doch bitte mit der Heimat zu tun haben. Dazu stelle man sich vor, dass es im Sauerland rund 50 Uhrmacher gegeben hat, bis die Konkurrenz der industriellen Fertigung aus dem Schwarzwald und auch aus Frankreich und der Schweiz ab etwa 1850 erdrückend wurde. Die Familie Schröder aus Ödingen war bereits vor 1800 für ihre Uhren bekannt. Aber wer weiß schon, dass auch die Familie Stahl in Wenden-Rothemühle, heute mit Opel-Werkstatt, vor über 150 Jahren prächtige Wand- und Standuhren hergestellt hat? Karl Baumhoff natürlich, wie ein wandelndes Lexikon zur Heimat- und Technikgeschichte im Sauerland. Und wer es nicht glauben will, dem kann er sie gern auch zeigen. Und bei der Gelegenheit gleich dazu die Uhr von Meister Stahlschmidt aus Freudenberg, denn dort hatte der selige Stahl von Rothemühle ja schließlich gelernt! Beide Uhren laufen natürlich, ist doch klar.
Nur wie es weiter laufen soll, das ist die Frage. Ein bisschen treibt Karl Baumhoff die Sorge um, was aus der Sammlung dereinst werden soll. In ihrer Einmaligkeit ist sie es wert, erhalten zu werden, um auch nachfolgenden Generationen Geschichte und Geschichten unserer Generation aufzuzeigen. Da sei die weitsichtige Vernunft gefragt.
Wer Karl Baumhoff einmal erleben möchte, der hat am Samstag, den 23. März 2013, gute Gelegenheit dazu. Dann hält er um 19:30 Uhr einen Vortrag zur Geschichte der Industrialisierung im Repetal im Dorfgemeinschaftshaus Röllecken. Und dazu wird er viele historische Bilder aus seinem großem Archiv zeigen.
[su_note note_color=“#0C6F9B“ text_color=“#fff“ radius=“4″]
Heft1Diese und weitere interessante Geschichten lesen Sie in der Frühjahrs-AUSGABE 2013 unseres Magazins
WOLL – RUND UM BIGGESEE UND LISTERSEE

 
Das Magazin liegt in vielen Verteilstellen Geschäften, Gastronomiebetrieben, Banken, Sparkassen, Bäckereien und in den Rathäusern rund um den Biggesee aus und ist kostenlos erhältlich.
Eine Übersich der Verteilstellen finden Sie unter woll-magazin.de
[/su_note]