18, 20, nur nicht passen

Skatspielen im Sauerland

Ein gewöhnlicher Mittwochabend im Sauerländer Gasthof Rameil in Lennestadt-Saalhausen. Rund zwanzig gestandene Mannsbilder sitzen sich zu dritt oder viert an kleinen Tischen gegenüber und spielen Skat. WOLL-Fotograf Klaus-Peter Kappest sitzt mit drei Skatbrüdern vom Skatclub „Gut Blatt“, Saalhausen, zusammen an einem Tisch. Er will wieder Skatspielen lernen. Kollege Hubertus Theile blickt ihm mit der Kamera über die Schulter.

Strategie, Psychologie und Gedächtnistraining

Klaus-Peter Kappest erklärt uns: „Skat habe ich das letzte Mal als Schüler kurz vor dem Abitur gespielt. Das war die Zeit der Kellerbars in deutschen Einfamilienhäusern. Bei Freunden haben wir damals bei Flower-Power-Tanzmusik Nächte hindurch in einer solchen auf einer geblümten Eckbank vor Nut-und-Feder-Brettern gesessen und uns mit Grand und Null, Herz und Pik auseinandergesetzt.“

Mit der freundlichen Assistenz des „Gut-Blatt-Teams“ aus Saalhausen kommt der WOLL-Fotograf erstaunlich schnell wieder hinein. „Die Geschwindigkeit, mit der sich die Clubmitglieder von 18 über 20, 2, 0, 4 und so weiter nach oben arbeiten, machte mich fast schwindelig.“ Wer sich über die eigentümliche Art zu zählen wundert, sollte mal bei den Herren vom Skatclub „Gut Blatt“ auf einschlägigen Websites wie www.skat-spiel.de oder www.skat.de vorbeischauen. Kappest dazu: „Reinold Pieper ‚kiebitzte‘ in mein Blatt und gab mir ein paar Tipps, welche Karte ich ausspielen sollte. Für seine Entscheidungen fand ich allerdings nicht so leicht eine logische Erklärung. Da war so viel Strategie und Psychologie dabei, dass mir gleich wieder schwindelig wurde.“ „Skat ist kein Glücksspiel,“ erklärte Reinhold Pieper, der Senior im Skatclub, „da muss man 32 Karten im Kopf behalten, genau überlegen, welche schon gespielt wurde, was man daraus schließen kann, welches Blatt die Mitspieler auf der Hand haben und wie man die möglichst in die Irre führen kann über das, was man selbst auf der Hand hat.“ Klaus-Peter Kappest dazu: „Gelernt habe ich an diesem Abend vor allem Folgendes: Skat ist in erster Linie Gedächtnistraining sowie eine gute Übung in Strategie und Psychologie des Gegners.“

Oberliga oder II. Bundesliga

Skat wird zwar meist zum puren Vergnügen, aber auch nicht selten um Meisterehren gespielt. Einige der besten Skatspieler des Sauerlandes spielen in der Skat-Oberliga. Doch was steckt hinter dieser Spiel- und Sportart, wenn man Skatspielen so bezeichnen will?

Skatspielen wurde vor einigen Jahren als immaterielles Kulturerbe in Deutschland anerkannt. Und so beschreibt Wikipedia das Kartenspiel: Skat ist ein Kartenspiel für drei Personen. Es ist ein Strategiespiel mit imperfekter Information, das durch das Mischen der Karten vor dem Geben auch ein Glücksspielelement aufweist. Skat wird mit einem Blatt aus 32 Karten gespielt. Jeder Spieler erhält zehn Karten, die beiden übrigen, zunächst verdeckt bleibenden Karten sind der namensgebende Skat. Ein Alleinspieler spielt gegen die beiden Mitspieler (die Gegenpartei), die sich nicht absprechen dürfen. Nach dem Geben der Karten wird der Alleinspieler durch das sogenannte Reizen bestimmt. Sobald das Spiel beendet ist, wird ausgezählt, ob der Alleinspieler oder die Gegenpartei gewonnen hat. Die Punkte werden notiert und man geht zum nächsten Spiel über. Meist spielt man mehrere Spiele in Folge mit reihum wechselndem Geber. Die Regeln sind recht komplex, es gibt eine große Zahl offizieller und umgangssprachlicher Skatbegriffe und regionaler Regelvarianten.

Saalhausen – das Zentrum für Skatspieler im Sauerland

Vor einem halben Jahr mussten sich die Mitglieder des Skatclubs „Gut Blatt“ in einer Abstimmung entscheiden, ob sie weiterhin in der Oberliga bleiben oder in die II. Bundesliga aufsteigen wollen. Eine deutliche Mehrheit der Mitglieder unter Leitung von Hermann Niedergriese, der 1. Vorsitzender des 2004 gegründeten Vereins ist, plädierte für den Verbleib in der Oberliga des DSkV Deutscher Skatverband e.V.

Zwischen 43 und 87 Jahre alt sind die Mitglieder des Skatverein „Gut Blatt“. „Wir würden gerne junge Menschen für das Skatspielen begeistern“, sagt Hilmar Menzel, der für die Nachwuchsarbeit und als Spielleiter der I. Mannschaft verantwortlich ist. „Jede Möglichkeit, Skatspielen interessierten Menschen, vor allem jüngeren Leuten vorzustellen, nutzen wir. Dafür bieten sich unter anderem unsere öffentlichen Clubabende an.“ Hilmar Menzel hat schon einiges unternommen, um den besonderen Reiz und die Möglichkeiten dieses Strategiespiels Mann und Frau näher zu bringen. „Auch wenn aktuell nur Männer im Skatverein ‚Gut Blatt‘ Mitglied sind, ist Skat natürlich auch etwas für das weibliche Geschlecht“, sagt Hermann Niedergriese. Die Mitglieder reisen jeden Mittwoch aus allen Himmelsrichtungen zum Gasthof Rameil in Saalhausen an. Das jüngste Vereinsmitglied Thomas Bangstahl kommt aus Neheim, weitere aus dem Schmallenberger Raum und andere aus Lennestadt und Umgebung.

Wer den Skatspielern von „Gut Blatt“ über die Schultern schauen will oder mitspielen möchte, der ist jeden Mittwoch zu den Clubabenden in Lennestadt-Saalhausen eingeladen. Um 18:00 Uhr werden die ersten Runden gespielt, um 19:30 Uhr steht die zweite Runde an. Gastwirt und Hausherr Peter Rameil ist, wenn es die Zeit erlaubt, auch schon mal dabei.

Mehr Infos hier: www.gblskat.de

Das Vereinslokal: www.haus-rameil.de