Schule aus verschiedenen Blickwinkeln erlebt und gelebt

Quelle: Stadt Schmallenberg

Foto: (Von rechts nach links) Thomas Grütz, Bezirksregierung Arnsberg, Schulaufsicht Gymnasien Burkhard König, Bürgermeister Siegfried Hochstein, Schulleiter des Städt. Gymnasiums Schmallenberg Elisabeth Hansknecht, Leiterin Amt für Bildung, Kultur und Sport

 Seit Anfang Oktober hat das städtische Gymnasium in Schmallenberg einen neuen Schulleiter. Siegfried Hochstein nahm jetzt in einer kleinen Feierstunde im Rathaus Glückwünsche zu seiner neuen Aufgabe entgegen. Bürgermeister Burkhard König wünschte dem 53jährigen „viel Freude, eine glückliche Hand und gute Nerven“. 

Siegfried Hochstein ist Vater von 4 Kindern und lebt in Fleckenberg. Vor seiner Zeit als Schulleiter war er kommissarischer Schulleiter, eine Rolle, die ihn „zunächst absolut überrascht und unvorbereitet traf“, da er sich auf den Posten des Stellvertretenden Schulleiters eingestellt und nicht mit anderen Aufgaben gerechnet hatte. 

Im Interview spricht Siegfried Hochstein über seine Aufgaben, Visionen für die Schule und die engagierte Schulgemeinschaft. 

Herr Hochstein, Ihre Vorgängerin Dr. Elke Winekenstädde ist Anfang Februar 2023 in den Ruhestand gegangen. Ab dem Zeitpunkt haben Sie das Gymnasium kommissarisch geleitet. Was waren die größten Herausforderungen als kommissarischer Schulleiter? 

SH: Viele Dinge waren neu für mich wie z.B. Unterrichtsorganisation und Personalmanagement. 

Bis dahin wusste ich nicht, was zu tun ist bei einer Schwangerschaft, um eine Vertretungslehrkraft einzustellen. Ich musste mich auch erst damit vertraut machen, wer bei der Bezirksregierung, die für uns als Schule zuständig ist, für welches Thema verantwortlich ist. 

Ich war mir auch nicht sicher, wie die Schulgemeinde auf mich als ehemaliges Mitglied des Kollegiums reagiert. (Anmerkung: Siegfried Hochstein unterrichtete am Schmallenberger Gymnasium die Fächer Deutsch, Sport und Literatur.) Diese Sorge war letztlich unbegründet, denn ich habe viele positive und bestärkende Rückmeldungen bekommen. 

Für mich entlastend und hilfreich war, dass erfahrene und kompetente Teams um mich herum waren wie die erweiterte Schulleitung, Kolleginnen und Kollegen mit Aufgabenbereichen, die Schulverwaltung in der Schule bzw. im Rathaus. Das Kollegium war ebenfalls von Beginn an absolut kooperativ und ich habe erfahren, wie gut das Unterstützungsteam Schule funktioniert. Da möchte ich die Stadt Schmallenberg als Schulträger, benachbarte Schulleiter und unsere schulfachlichen Dezernenten Thomas Kasselmann und Thomas Grütz bei der Arnsberger Be-zirksregierung nennen. 

Was bedeutet es Ihnen, jetzt als Schulleiter verantwortlich zu sein? 

SH: In der Zeit als kommissarischer Schulleiter habe ich erlebt, wie abwechslungsreich die Aufgaben sind, wie es mich als Person weiterbringt und wie sich eine andere neue Art der Berufszufriedenheit einstellte. Verantwortung ist meiner Meinung nach das richtige Stichwort. Angesichts der vielen globalen Krisen und Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimawan-del, Demokratie in Bedrängnis, Kriegslagen usw. sehe ich die Möglichkeit, meinen Verantwor-tungsgrad zu erhöhen, um die Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen vorzube-reiten. 

Welche Ideen und Visionen haben Sie, um die Schule weiter voranzubringen? 

SH: Die ganze „Veranstaltung“ namens Schule dreht sich um die Schülerinnen und Schüler, den Auftrag sie zu bilden und zu erziehen und auf das Leben nach der Schulzeit vorzubereiten. Angesichts der eben genannten Herausforderungen muss sich die Schule anpassen. Der Unterricht steht im Mittelpunkt und muss auf Grundlage aktueller Ergebnisse der Bildungs-, der Lehr-Lernforschung im Sinne eines individualisierten eigenverantwortlicheren Angebotsmodells weiterentwickelt werden. Entsprechende außer unterrichtliche bzw. konzeptionelle Maßnahmen u.a. zur Stärkung der Medienkompetenz oder der Demokratiebildung sind wichtig. Wir sollten auch darüber nachdenken, wie die Studien- und Berufsorientierung bei uns an der Schule noch weiter ausgebaut werden kann. 

Schülerinnen und Schüler sollen sich mit ihrer Schule identifizieren und sich einbringen und nicht nur die Unterrichtszeit absitzen, um irgendwie das Abitur zu schaffen. Schule muss angesichts der Verweilzeiten ein Wohlfühlort sein. Es ist schön, wenn die Kinder und Jugendlichen sagen: „Das Städtische Gymnasium Schmallenberg ist meine Schule.“ 

Was möchten Sie tun, dass Ihre Schule auch in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen wird? 

SH: Eine Schule leistet einen Beitrag zur Entwicklung ihres Einzugsgebietes. Wir sehen das Städtische Gymnasium als Schule der gesamten Stadt Schmallenberg, aller 84 Ortsteile und aller Grundschulen im Stadtgebiet. Jeder ist herzlich eingeladen, sich vor Ort ein Bild zu machen, denn wir möchten auch für die Öffentlichkeit offen sein. So können wir auch Gerüchten entgegenwirken. Ein aktuelles Beispiel: Bei uns findet weitaus mehr Unterricht gemäß Stundenplan als im landesweiten Vergleich statt. Sogar über 5% mehr! Das ist statistisch erwiesen, anderslautende Äußerungen in der Öffentlichkeit sind nicht richtig. 

Sie waren Lehrer, stellvertretender Schulleiter, kommissarischer Schulleiter und sind jetzt seit ein paar Wochen Schulleiter. So haben Sie die Schule aus verschiedenen Blickwinkeln erlebt und gelebt. Was schätzen Sie besonders am Städtischen Gymnasium in Schmallenberg? 

SH: Die Bedingungen für die oben erwähnten Ideen sehe ich bei der gesamten Schulgemein-schaft absolut vorhanden. Der Großteil der Schülerinnen und Schüler ist motiviert, freundlich, offen, begeisterungsfähig und diszipliniert. Sie bringen die Voraussetzungen durch ihre Elternhäuser und Grundschulen mit. Das städtische Gymnasium hat sehr viele kreative, engagierte und an Entwicklung interessierte Kolleginnen und Kollegen. Ich habe heute noch ein Gespräch mit einer Kollegin geführt, mit der ich ihre Möglichkeiten, sich einzubringen, ausgelotet habe. 

Die Erziehungspartnerschaft funktioniert. Die Eltern und Erziehungsberechtigten begleiten uns kritisch, aber wohlgesonnen. Genauso sind wir im Sinne ihrer Kinder kooperativ, kreativ und engagiert. Die Stadt Schmallenberg als Schulträger lässt uns viel Raum und nimmt ihre Aufgabe, uns personell, materiell und ideell zu unterstützen sehr ernst. 

Für mich stimmt das Gesamtpaket Städt. Gymnasium Schmallenberg, deshalb habe ich mich bewusst für die Schulleitung entschieden und freue mich auf diese Rolle.