144 und ein Höpper

Quelle: WOLL Magazin

Benkhausen in der Gemeinde Diemelsee 

Einem Höpper, also einem Frosch wie das Wort auf Hochdeutsch heißt, ein Denkmal zu setzen –  Wer kommt denn auf so eine Idee? Dazu müsste man doch schon selbst ein Höpper sein. Genau! Und zwar einer Benkhäuser Höpper. Denn die 144 Einwohner in dem malerisch gelegenen Dorf Benkhausen tragen diesen Beinamen.  

Und dies ist die Sage, die dazu geführt hat, dass die Benkhäuser bis heute diesen Namen tragen: 

In Benkhausen war einmal ein Müller, der oft von einem großen Höpper geärgert wurde. Wenn bei dem Müller ein Bauer vorfuhr, um ein großes Fuder Korn mahlen zu lassen, setzte sich der Frosch in die Speichen und hielt das Mühlrad fest. Der Müller schimpfte und fluchte, aber er konnte des Schelmen nicht habhaft werden. Wollte er den Kunden nicht unverrichteter Sache weiterziehen lassen, so musste er geschwind ein Huhn ins Wasser werfen. Der Höpper kam dann herangeschwommen und verschlang das Huhn. Nun ging das Rad herum, und der Müller konnte mahlen. 

Eines Tages kam von Schweinsbühl ein Vetter des Müllers, der sich auf seine Schlauheit viel zugute tat, mit einem tüchtigen Fuder, um es mahlen zu lassen. Er hatte sich vorgenommen, diesmal den Höpper anzuführen. Deshalb hatte er ein paar Fliegen gefangen, sie in ein Kästchen getan und lauter Federn daran geklebt. Als er in die Mühle kam, sagte er: „Ich habe dem Höpper, was ihm zukommt, mitgebracht.“ Dann warf er sein Kastenhuhn in den Mühlgraben. Der Höpper schnappte danach; als er jedoch merkte, dass er betrogen war, hielt er das Rad so lange fest, bis der Schweinsbühler, ohne gemahlen zu haben, nach Hause zog. 

Die Müllersfrau aber, die wegen des entgangenen Verdienstes aufgebracht war, sagte zu ihrem Mann: „Nun lass mich mal gewähren.“ Da sie gerade brauen wollte, hatte sie den großen Braukessel voll kochenden Wassers. Alle Kübel und Eimer, die nur in dem Hause aufzutreiben waren, ließ sie mit dem kochenden Wasser füllen und auf das Wehr bringen. Dann wurden alle Gefäße zu gleicher Zeit mit Hilfe aller Hausbewohner auf das Rad ausgeschüttet. Im Nu ging das Rad herum, und unten sah man den Höpper verschwinden. 

Der Höpper hielt sich bis zum Eintritt der Nacht verborgen und machte sich dann auf den Weg nach Schweinsbühl. Dort wollte er vor dem Dorfe einem großen Hund entweichen, rannte aber ans Backhaus und zerschmetterte sich den Kopf. Als die Schweinsbühler am anderen Morgen im Backhaus das Feuer anmachen wollten, fanden sie einen alten Mann mit zerschmettertem Kopfe am Backhause liegen. Alte Leute erkannten in dem Toten einen üblen berüchtigten Mann aus dem Dorfe, der vor vielen Jahren auf geheimnisvolle Weise spurlos verschwunden war. 

Und wenn Sie mal ein Gespräch zwischen Benkhäusern und den Schweinsbühlern belauschen, dann verstehen Sie jetzt auch, warum die Benkhäuser ihre Nachbarn gern damit necken, dass diese für die Höpper Fliegen fangen müssten.