100 Jahre MGV „Einigkeit“

Ein Männerchor trotzt dem Trend.

Es ist eine lange Geschichte, auf die der Holthauser Männergesangverein zurückblickt. Sie ist geprägt durch viele Veränderungen. Aber eines steht nach wie vor im Vordergrund: die Freude am Gesang und an der Geselligkeit.

Nach mehreren Versuchen, einen Männerchor zu gründen, nahm die Idee im Jahr 1924 Gestalt an. Zur Primiz des damaligen Huxler Neupriesters Josef Willmes sollte ein Männerchor bei der Gestaltung der Feier mitwirken – der MGV „Einigkeit“ Holthausen- Huxel war gegründet.

20 Mitglieder waren es damals und das Liedgut des jungen Vereins bestand aus Kirchengesang und deutschen Volksliedern. Der Chor fand immer neue Mitglieder, sowohl aus Holthausen als auch aus Huxel. In der damaligen Zeit waren die beiden Dörfer nicht sehr eng miteinander verbunden, auch das sollte durch einen gemeinsamen Verein gestärkt werden. Und das gelingt bis heute. Lediglich der Zweite Weltkrieg konnte die Aktivitäten vorübergehend stoppen. Nach den Kriegsjahren trat der MGV erneut in Erscheinung und erreichte immer mehr an Bedeutung. Auch die Mitgliederzahl wuchs stetig.

Im Dorfleben nicht wegzudenken

Es ist aber nicht nur der Gesang, für den der Verein steht. Der Chor ist auch Bestandteil des aktiven Dorflebens. Eine kirchliche Feierlichkeit ohne Mitwirkung des Chores ist kaum vorstellbar. Neben vielen kleineren Veranstaltungen, Geburtstagsständchen und Gesangswettbewerben ist der MGV seit vielen Jahren Ausrichter der alle zwei Jahre stattfindenden Prunksitzung „Holthauser närrische Märchenwelt“. Auch ist er Teil des Dorfteams, das alle zwei Jahre die „Kulinarische Bierwanderung“ veranstaltet. Beim Bau des neuen Kindergartens im Jahr 1999 wurde der Mehrzweckraum im Obergeschoss komplett in Eigenleistung ausgebaut und wird seitdem als Probenraum genutzt. Ein Highlight in der Vereinsgeschichte war sicher auch das gemeinsame Konzert mit den „Ural-Kosaken“ im Jahr 2010. Das großartige Konzert in der St. Michaels-Kirche überzeugte nicht zuletzt durch die Stimmgewalt des russischen Chores und sorgte bei den zahlreichen Gästen für Gänsehaut.

Ein Chor mit Perspektive

Zum 100-jährigen Bestehen, das am 27. April groß gefeiert wird, kann der Holthauser MGV stolz zurück, aber auch in die Zukunft blicken: Er ist nach wie vor ein Chor mit Perspektive. Waren es ehemals mehr als zwanzig Vereine im Oberen Lennegau, so sind es heute noch elf – gerade einmal fünf davon sind Männerchöre. Dass sich in Holthausen und Huxel dennoch immer neue Männer für das Singen begeistern, lässt positiv in die Zukunft blicken.

Mit 35 Sängern zwischen 18 und 80 Jahren und etwa 75 fördernden Mitgliedern ist er ein wachsender Männerchor – entgegen dem allgemeinen Trend. In den letzten zehn Jahren kamen allein sieben junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren hinzu und auch das Liedgut ist immer moderner geworden. Es ist eine bunte Mischung, die vom plattdeutschen „Meyn Doarp“ über das „Vater unser“ von Hanne Haller oder „Die Rose“ bis hin zu Udo Lindenbergs „Komm, wir ziehen in den Frieden“ reicht. Der Vorsitzende Norbert Belke, der bereits seit 40 Jahren im Vorstand aktiv ist, erinnert sich: „Als ich vor 50 Jahren in den Verein eintrat, waren es eher die Erwartungen der älteren Generation, die mich zum Beitritt verleiteten. Heute ist der MGV aus meinem Leben nicht wegzudenken, ich freue mich jedes Mal auf die Chorprobe oder einen Auftritt.“ Und das geht vielen so.

Was bewegt die junge Generation dazu, einem Männerchor beizutreten? Ist das nicht völlig „uncool“? Luca Müller ist begeisterter Hardrock-Fan, für ihn ist Musik ein wichtiges Fundament im Leben. „Bei Hardrock und Metal kann ich runterkommen und Stress abbauen, die Musik motiviert mich. Aber auch das Singen im MGV hat diesen Effekt, wobei dort noch das einzigartige Gemeinschaftsgefühl von Jung und Alt hinzukommt. Eine Dynamik, die super funktioniert und die ich sehr genieße – es sind zwei Welten, in denen ich mich bewege“, sagt der 25-Jährige. Das bestätigt auch Hendrik Belke, der seit drei Jahren im Vorstand mitwirkt. „Dass sich der Verein durch uns, im Gegensatz zu vielen anderen Gesangsvereinen, deutlich verjüngt, macht uns stolz und motiviert uns umso mehr“, sagt er.

Die Freude am Gesang, aber auch der Zusammenhalt ist für alle von großer Bedeutung. Es läuft gut im Verein und Existenzängste gibt es unter den Mitgliedern keineswegs. Man geht mit der Zeit und ist immer offen für Neues. Das bestätigt auch Chorleiterin Gabriele Molitor. Mit ihr dirigiert seit 2016 erstmals im Laufe der hundertjährigen Vereinsgeschichte eine Frau die Sangesbrüder.